Aufrufe
vor 1 Jahr

Zdirekt! 04-2022

  • Text
  • Wwwigzeitarbeitde
  • Personaldienstleister
  • Mitarbeiterbindung
  • Weiterbildung
  • Thema
  • Arbeit
  • Titelthema
  • Zeitarbeit
  • Arbeitgeber
  • Unternehmen
  • Mitarbeiter

26 ARBEITSMARKT

26 ARBEITSMARKT Interview KOMPETENZ SERVICE ZUKUNFT Sie ist das neue Zeitarbeitsgesicht bei der Bundesagentur für Arbeit: Petra Füller. Die 56-Jährige ist die Nachfolgerin der Anfang des Jahres verstorbenen Heike Jost- Zipperer und steht seit September der Koordinierenden Stelle Zeitarbeit (KSZ) vor. Im Gespräch mit Zdirekt!-Chefredakteurin Sara Schwedmann gibt Petra Füller Einblicke in ihr Arbeitsleben und ihre Vision der Zusammenarbeit von Personaldienstleistungsbranche, Verbänden und Bundesagentur. Wie sind Sie zum ja doch recht speziellen Bereich der Zeitarbeit gekommen? Für mich ist es quasi eine Rückkehr: Ich bin 2008 als Quereinsteigerin bei der Bundesagentur für Arbeit gestartet und habe seitdem einen Ausflug quer durch die BA gemacht. Zuvor war ich in der Medienbranche im Vertrieb und Kundenservice tätig, nachdem ich in Mainz Publizistik und Psychologie studiert hatte. Innerhalb der Bundesagentur habe ich die verschiedensten Gebiete durchlaufen, und zwar sowohl die arbeitgeber-orientierte als auch die bewerberorientierte Seite. Begonnen habe ich im Arbeitgeberservice in Kassel, da hatte ich gleich den Bezug zu den Personaldienstleistern, die dort gerade im Bereich Automotiv an große Unternehmen Personal überlassen. Zuletzt war ich im Stab der operativen Geschäftsführung der Regionaldirektion Hessen tätig, im Regionalcontrolling, in diversen Führungspositionen im Arbeitgeberservice, aber auch in den Kundencentern in Agenturen für Arbeit und Jobcentern. Und ich habe vor 14 Jahren tatsächlich auch für einige Zeit als Niederlassungsleiterin für einen großen Personaldienstleister gearbeitet. Da sind Sie aber viel herumgekommen. Aber als Zeitarbeitnehmerin haben Sie nicht auch schon gearbeitet, oder? (lacht) Nein, die Perspektive fehlt mir vielleicht noch. Was genau ist die Koordinierende Stelle Zeitarbeit und was macht sie? Das habe ich mich am Anfang auch gefragt – und mir eine Übersetzung der Abkürzung KSZ überlegt: K steht für mich für Kompetenz. Wir wollen in der Koordinierenden Stelle das Kompetenzzentrum für alle Themen rund um Zeitarbeit – intern als auch extern – sein. Das S steht für Service: Als Serviceeinheit haben wir uns vorgenommen, an jeglicher Stelle die Zusammenarbeit zu optimieren – als Mediator, der bei Problemen zwischen Agentur für Arbeit und Personaldienstleister vermittelt. Mein persönlicher Schwerpunkt ist das Z: Zukunft. Als Partnerin wollen wir den Arbeitsmarkt der Zukunft für die Zeitarbeitsbranche mitgestalten. Beim Thema Qualifizierung genauso wie beim Thema Arbeitskräfte aus dem Ausland und allen anderen Themen, mit denen wir uns am Arbeitsmarkt befassen. Die KSZ ist 2007 als Kooperation der Bundesagentur für Arbeit mit 15 großen Zeitarbeitsfirmen entstanden – mit dem Ziel, flächendeckend Qualitätsstandards in der Zusammenarbeit mit allen Zeitarbeitsfirmen zu vereinbaren. In Deutschland gibt es mehr als 10.000 Personaldienstleistungsunternehmen. Klingelt da Ihr Telefon nicht nonstop? Nein, das ist nicht so. Wir haben mittlerweile mit rund einhundert großen Personaldienstleistern Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen. Darin beschrieben sind

Z direkt! 04/2022 ARBEITSMARKT 27 Themen, die immer wieder zu Reibungen geführt haben, sowohl auf der einen Seite als auch auf der anderen Seite. Daher haben wir da gar nicht mehr so kleinteilige Themenpunkte. Als Koordinierende Stelle Zeitarbeit sind wir aber nicht nur für diese hundert Kooperationspartner zuständig, sondern wirklich für die gesamte Branche. Das versuchen wir auch in breiter Fläche zu kommunizieren. Wenn es Themen gibt, bei denen es Handlungsbedarf gibt – etwa kürzlich das Kurzarbeitergeld – dann kann ich aktiv werden und das intern in gezielten Austauschrunden mit den Regionaldirektionen ansprechen. So kann ich Verständnisprobleme und Problematiken oder auch Lösungen in den verschiedenen Regionen adressieren und kommunizieren. Das ist dann eine Kaskade: Ich informiere die Regionaldirektionen, diese informieren die Agenturen und Jobcenter vor Ort, sodass Personaldienstleister, die dann vor Ort mit dem gleichen Problem auf die BA zukommen, mit den übergreifenden Informationen versorgt werden können. Und das funktioniert in beide Richtungen, also ein Netzwerk von innen nach außen und von außen nach innen. Daher ist es wichtig, dass der iGZ direkt meine Telefonnummer wählt, wenn ein Thema hochkocht. Welche Themen und Projekte wollen Sie als erste angehen? Den Fokus möchte ich zum einen auf das Fachkräfte-Incoming aus dem Ausland und die Fachkräfte-Entwicklung, also Qualifizierung, legen. Da sind wir gemeinsam schon ganz gut unterwegs. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist aktuell so ausgestaltet, dass Personaldienstleister da nicht aus dem gesamten Portfolio schöpfen und Drittstaatler nur in der Zweitbeschäftigung holen können. Dazu das Thema stille Reserven, die reaktiviert werden könnten, und soziale Teilhabe. Da denke ich unter anderem an schwerbehinderte Arbeitnehmer, aber auch an Wiedereinsteiger und Ältere, die in der Rente weiterarbeiten wollen. Für diese Gruppen müssen entsprechende Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Und da sehe ich die Personaldienstleistung als große Chance, weil die Branche so flexibel ist und vielfältige Möglichkeiten bietet. Es ist Weihnachtszeit. Auf der Wunschliste ist noch etwas Platz. Welche Wünsche haben Sie? Ich wünsche mir neue Kooperationspartner aus der Personaldienstleistung, um mit immer mehr Partnern gemeinsam an der Verbesserung des Images der Branche zu arbeiten und in der Zusammenarbeit noch näher zusammenzurücken. Beispielsweise dadurch, dass Personaldienstleister wirklich nur Stellen mit einem tatsächlich aktuellen Einstellungsbedarf melden und bei Veränderungen Rückmeldung geben. Je konkreter der Bedarf, desto konkreter kann auch der Vermittler betreuen. Und ansonsten wünsche ich mir, diese aktuelle Hochstimmung, die ich etwa bei den Themen Qualifizierungsverbund, Rekrutingverbund oder auch soziale Teilhabe wahrnehme, zu nutzen und die vielen Ideen wirklich gemeinsam – trotz Konkurrenz – voranzubringen. Sie wollen mehr über Petra Füller und die Arbeit der KSZ erfahren? Hier geht’s zu unserem Podcast Verbandelt – mit Petra Füller und Clemens von Kleinsorgen, dem stellvertretenden iGZ-Fachbereichsleiter Bildung. Anzeige

Z direkt!

© 2017, Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.