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Zdirekt! 04-2017

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Z direkt! Titelthema

Z direkt! Titelthema Titelthema Z direkt! Interview mit Holger Haßdenteufel und Ralf Wagner Neue Wege gehen: Kooperation per Handschlag Kooperation statt Konkurrenz, geht das? In Zeiten von Fachkräftemangel und steter Regulierungswut der Politik müssen Zeitarbeitsunternehmen regelmäßig neue Wege beschreiten, um fit für die Zukunft zu sein und zu bleiben. Z direkt!-Redakteur Wolfram Linke sprach mit dem iGZ-Landesbeauftragten für das Saarland, Ralf Wagner, und iGZ-Regionalkreisleiter Holger Haßdenteufel, Saarland, über ihre ungewöhnliche geschäftliche Zusammenarbeit. Z direkt!: Welche Idee steckte denn vor knapp zwei Jahren dahinter, dass aus Konkurrenten Freunde wurden? Wagner: Unser gemeinsamer Ansatz war es, dem zunehmenden Fachkräftemangel und den ständigen AÜG-Reformen im Sinne unserer Arbeitnehmer zusammen zu begegnen und Alternativen zu entwickeln. Haßdenteufel: Wir haben miteinander darüber gesprochen und festgestellt, dass wir teilweise auch die selben Kunden haben, also im selben Teich fischen. Wir agieren also auch zusammen, um zu vermeiden, dass die Kunden zur Konkurrenz wechseln. Z direkt!: Und der iGZ diente dabei als Plattform? Haßdenteufel: Ja, denn hier bot sich uns die Möglichkeit, sich bei iGZ-Veranstaltungen quasi auf dem kurzen Dienstweg untereinander zu verständigen. Außerdem können wir innerhalb des Verbandes ja auch sicher sein, stets mit seriösen Partnern zu sprechen. Z direkt!: Wie sieht die Kooperation in der Praxis aus? Wagner: Oberstes Ziel ist es, dass die Mitarbeiter beschäftigt bleiben und nicht in der Arbeitslosigkeit landen. Läuft also ein Auftrag aus und es ist kein neuer für den Mitarbeiter in Sicht, nehmen wir Kontakt auf. Der betroffene Kollege wechselt dann den Arbeitgeber, bleibt in Beschäftigung und wird auch weiter ganz normal entlohnt. Z direkt!: Gibt´s das nicht schon in Form des Master- Vendor-Konzepts? Haßdenteufel: Nein, das ist völlig abseits dieses Modells. Das Master-Vendor-Konzept ist ja eine Form des On-Site-Managements. Dabei handelt es sich um eine Dienstleistung, bei der wir dem Kundenunternehmen einen Mitarbeiter stellen, der die Personalkoordination und -steuerung vor Ort übernimmt. Dieser Einsatz dient vor allem dazu, dem Kundenunternehmen einen flexiblen Personaleinsatz zu ermöglichen und die Personalbeschaffung bedarfsgerecht zu koordinieren. Z direkt!: Was passiert denn bei einem Wechsel mit den Ansprüchen des Zeitarbeitnehmers an den bisherigen Arbeitgeber? Haßdenteufel: Offene Posten wie zum Beispiel Urlaubsgeld werden selbstverständlich ausgezahlt. Das ist ein zusätzlicher Vorteil gegenüber dem Gang in die Arbeitslosigkeit. Z direkt!: Das erlaubt wohl auch mehr Flexibilität gegenüber den ständig wechselnden Ansprüchen des Marktes? Wagner: Auf jeden Fall. Es gibt auch Kundenunternehmen, die schon jetzt ganz klar signalisieren, dass sie auf gesetzliche Neuregelungen wie etwa Equal Pay nach neun Monaten nicht spontan reagieren können, weil sie es schlicht und ergreifend nicht in ihrer Kalkulation berücksichtigt haben. Daher werden unsere Mitarbeiter dann vorher abgemeldet. Z direkt!: Und über die Kooperation haben sie dann bessere Chancen, in Arbeit zu bleiben. Aber betrifft das Kundengebaren nicht beide Zeitarbeitsunternehmen gleichermaßen? Haßdenteufel: Ja, und deshalb ist absolute Fairness oberstes Gebot. Es kann nicht sein, zehn Minuten nach der Vermittlung dem Kunden plötzlich einen eigenen Mitarbeiter zu präsentieren. Eine fair gelebte Partnerschaft müssen beide Seiten wollen, dann funktioniert das auch. Wagner: Wir haben keinerlei wirtschaftliches Verhältnis und das per Handschlag geregelt. Wir wollen ja auch unabhängig voneinander bleiben. Z direkt!: Wie äußern sich denn die Vorteile dieser Partnerschaft? Wagner: Mittlerweile sind die Mitarbeiter mit ihren Stärken bei uns bekannt, wir können sie also jeweils sehr gut bei den Kunden weiterempfehlen. Z direkt!: Soll diese Kooperation ausgebaut werden? Haßdenteufel: Wir gehen davon aus, dass es mehr wird, denn die Kunden werden sich bei der Beschäftigung von Zeitarbeitnehmern an den Fristen der AÜG- Reform orientieren. Z direkt!: Bleiben die Zeitarbeitnehmer da nicht langfristig auf der Strecke? Wagner: Wir wollen unsere Mitarbeiter künftig noch intensiver qualifizieren und weiterbilden. Jemand, der Die einzige Geschäftsbeziehung zwischen den iGZ-Mitgliedern Holger Haßdenteufel (l.) und Ralf Wagner: ein Handschlag unter ehrbaren Kaufleuten. beispielsweise aus der Lebensmittelbranche ausscheidet, könnte dann für den Bereich Metall qualifiziert werden. Das soll auf jeden Fall Hand in Hand mit der Bundesagentur für Arbeit passieren. Z direkt!: Wie würde das denn dann in der Praxis aussehen? Haßdenteufel: Denkbar sind Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen über sechs Wochen bis drei Monate bei einem Bildungsträger. Praktika in den infrage kommenden Unternehmen böten zusätzlich erste Einblicke in die täglichen Arbeitsabläufe. Ziele dabei sind die Vermeidung von Arbeitslosigkeit und der flexible Einsatz über mehrere Branchen hinweg. Z direkt!: Die Qualifizierung hat aber doch noch andere Vorteile für die Zeitarbeitnehmer? Wagner: Ganz bestimmt. Dadurch steigen auch die Chancen, als Fachkraft eingesetzt zu werden, was die höhere Einstufung bei der Entlohnung zur Folge hat. 18 19

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