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Zdirekt! 03-2022

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30 TITELTHEMA Knowhow in einem Netzwerk bündeln Laufend gesetzliche Änderungen, völlig welt- und praxisfremde Entscheidungen kontra Zeitarbeit, antiquierte Schriftformgebote, ständiger Kampf um Selbstverständlichkeiten, wie etwa das Kurzarbeitergeld, und gegen sektorale Zeitarbeitsverbote, schlechtes Image, Vorurteile und Unwissenheit – die Liste der Hindernisse gegen die Zeitarbeitsunternehmen tagtäglich zu kämpfen haben, scheint schier endlos. Hinzu kommen die üblichen Herausforderungen – wie etwa der Wettbewerb untereinander, Digitalisierung und Fachkräftemangel –, die eine freie und soziale Marktwirtschaft eben so mit sich bringt. „Gemeinsam geht´s besser, also Kräfte bündeln“, dachte sich Carsten Ahrens, iGZ-Regionalkreisleiter für das Münsterland/Westliches Westfalen und Hamm, angesichts der täglichen Problemstellungen. „Der Arbeitsmarkt hat sich komplett verändert, und auch die nachfolgende Generation tickt komplett anders, Stichwort Work-Life-Balance“, nennt Ahrens Beispiele für die Notwendigkeit neuer Handlungsstrategien. Ahrens analysierte die Situation und hatte am Ende vier Punkte auf der Agenda, die „am besten im Zuge einer vertrauensvollen Zusammenarbeit der iGZ-Mitgliedsunternehmen zu bewältigen sind“. Der Gedanke sei ihm beim Blick auf verschiedene Autohäuser eines Markenanbie-

Z direkt! 03/2022 TITELTHEMA 31 ters gekommen, die sich zusammenschlossen. „Unter dem Dach einer GmbH bündelten sie ihr Knowhow und definierten ein gemeinsames Vorgehen“, erinnert er sich. Neben der Kostenoptimierung stehen auf seiner To-do-Liste das gemeinsame Bewerberrecruiting inklusive kooperierendem Auftritt gegenüber der Bundesagentur für Arbeit und den Bildungsträgern, die Digitalisierung – vor allem mit Blick auf Software und deren Anbietern – sowie die koordinierte Auftragsabwicklung in regionalen Netzwerken ohne Master Fee. Master Fee? „Wörtlich übersetzt bedeutet das Meistergebühr: Dabei handelt es sich um einen Vermittler, der quasi wie ein Makler handelt. Wenn ein Kundenunternehmen also eine Fachkraft sucht, erfragt er diesen Mitarbeiter nicht nur beim Hauptansprechpartner des Unternehmens, sondern wendet sich auch an Co-Zeitarbeitsfirmen, um den Bedarf zu decken“, erklärt Ahrens. „Werden beispielsweise spontan 200 Zeitarbeitnehmer gebraucht, erhöht das den Druck auf die Personaldienstleister, und ein Unterbietungswettbewerb setzt ein“, nennt er die Nachteile dieses Master- Fee-Verfahrens. Das gehe dann auch mal so weit, dass die Zeitarbeitsunternehmen kaum noch ihre Kosten decken können. Da sei ein regionales Netzwerk, in dem die örtlichen Unternehmen Bedarfe untereinander koordinieren, wesentlich sinnvoller, „und zwar ohne Master Fee“. Aus gutem Grund – die Kosten für das Recruiting sind in jüngster Zeit regelrecht explodiert. Betroffen seien hier aufgrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels vor allem die Bereiche Handwerk und Industrie. Eine weitere hohe Hürde sei die Digitalisierung: Die Zeitarbeitsbranche habe nicht nur mit unsinnigen Regelungen, wie etwa dem – analogen – Schriftformgebot, zu kämpfen, sondern sehe sich auch mit der Konzentration des Softwareanbieter-Marktes konfrontiert. Das Schrumpfen des Angebots habe angesichts der Entwicklungen zu großer Unruhe geführt, so Ahrens. Ein gemeinsames Auftreten auf der Nutzerseite in diesem Sektor halte er für wichtig, denn damit könne man auch besser Ansprüche und Forderungen definieren. das Wort „Unternehmensnachfolge“ auf der Agenda: Mit Blick auf den demografischen Wandel und einer oftmals anderen Orientierung des Nachwuchses insbesondere bei inhabergeführten Zeitarbeitsunternehmen stehe vor allem der kleinere und mittlere Mittelstand der Branche vor großen Aufgaben. „Es gilt“, so Ahrens, „sowohl zukunftssichere als auch praktikable Alternativen zu finden, um ein Unternehmen dann in sichere Hände zu geben.“ Seine Alternative: drei Geschäftsführer – gemeinsam mit Christoph Fieber und Jaroslaw Kral leitet er die at-work Fachpersonal GmbH & Co. KG. Aus seiner Sicht seien die Erfolgsaussichten wesentlich besser, wenn man sich, wie quasi in einem Konsortium, Gedanken darüber mache, welche Möglichkeiten sich bieten. Ziel sei es zusammengefasst, eine Arbeitsgemeinschaft gemeinsam mit anderen iGZ-Mitgliedsunternehmen zu bilden, „in der wir die Aufgaben absolut fair und in Teamwork lösen, um unterm Strich auch konkurrenzfähig zu bleiben“, erläutert Ahrens die Synergieeffekte. Langfristig denkbar sei zudem ein bundesweites Unternehmernetzwerk, das auf den regionalen Kontakten basiere. Ein Konzept, das offenbar bereits auf fruchtbaren Boden gestoßen ist – zehn iGZ-Mitgliedsunternehmen haben schon signalisiert, dass sie mit im Netzwerkboot sitzen. Im August fand das erste Treffen statt. Wer Interesse hat, sich an der Zusammenarbeit zu beteiligen, kann sich jederzeit bei Carsten Ahrens, ahrens@ig-zeitarbeit.de, melden. WLI Anzeige Als echten Knackpunkt betrachtet der iGZ-Regionalkreisleiter zusätzlich das weite Feld der Rechtsprechung. Für die Zeitarbeitsunternehmen stelle sich etwa angesichts des jüngsten Statements der Staatsanwaltschaft des Europäischen Gerichtshofes zur Bezahlung von Zeitarbeitnehmern die Frage nach einem gemeinsamen Handling, wenn das Gericht den Ausführungen des Staatsanwalts folge. Ebenfalls als Stichwort stehe auch

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