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Zdirekt! 03-2022

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14 TITELTHEMA Interview

14 TITELTHEMA Interview Gen Z – Generation Arbeit ist Freizeit Viel Geld, Spaß, Flexibilität, keine Überstunden: Mit ihren Ansprüchen stellen junge Arbeitnehmer die Wirtschaft vor Herausforderungen. Was genau motiviert die Generation Z? Was bedeutet das für die Mitarbeitergewinnung und -bindung? Und wie können Arbeitgeber, aber auch Arbeitskollegen den Ansprüchen der Jungen begegnen? Zdirekt!-Chefredakteurin Sara Schwedmann hat diese Fragen mit Rüdiger Maas diskutiert. Der Psychologe erforscht seit 15 Jahren die gegenseitige Beeinflussung der Generationen untereinander, in Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft. Und – Achtung Spoiler – zum Teil sind wir selbst schuld.

Z direkt! 03/2022 TITELTHEMA 15 Arbeitgeber – auch in der Personaldienstleistung – sehen sich immer öfter Forderungen der Generation Z gegenüberstehen, die für viele Ältere undenkbar sind: Mehr Geld, weniger Arbeitsstunden, die Work-Life-Balance muss stimmen. Warum tickt diese Generation so anders? Das hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund ist, dass es einfach viele Arbeitgeber gibt, die neue Mitarbeiter suchen. Wenn Arbeitgeber A sagt: „Das biete ich nicht.“ Dann gehe ich halt zu Arbeitgeber B, weil der es macht. Punkt. Es gibt bei dieser Generation keine Unternehmensloyalität mehr – und auch nicht die Vorstellung, zehn Jahre oder gar ein Leben lang beim gleichen Arbeitgeber zu bleiben. Viele junge Leute wollen heute studieren, weil sie glauben, eine Ausbildung im Handwerk bedeute auch, ein Leben lang dort zu arbeiten. Ich frage junge Bewerber, die zu uns kommen, immer: „Was ist Dein Wunsch?“ Die Antwort: „Egal, ich will eigentlich nur reich werden.“ Wer allerdings viel Geld verdienen will, der erlernt ein Handwerk und wird beispielsweise Elektriker. Mit einem Bachelor in BWL kannst Du heute nicht mehr reich werden. Jeden Tag werden ungefähr 1.800 Menschen 18 Jahre alt, 3.500 Menschen werden 65 und verlassen das Erwerbsleben – das ist eine Riesenlücke. Die Generation Z kann sich ihre Arbeitsstelle aussuchen. Und wenn ich die Wahl habe, wieso soll ich auf irgendetwas verzichten? Wenn ich mir sehr viel aussuchen kann, dann habe ich aber auch immer die Angst, dass die Auswahl, die ich getroffen habe, vielleicht nicht die beste ist. Diese Angst haben diese Nachwuchskräfte permanent. Diese Angst hatten die Generationen zuvor nicht, weil sie froh waren, einen Arbeitgeber zu haben. Ist das vielleicht auch ein hausgemachtes Problem? Absolut. Denn die heutigen Eltern tun alles für ihre Kinder und sorgen dafür, dass die Kinder nicht so viel Unangenehmes erleben. Deswegen kriegen sie diesen Teil der Welt gar nicht mit. Das fängt schon bei der Wahl des Kindergartens oder der Schule an, welche hat den besten Ruf und die höchste Erfolgsqualität. Ich versuche also, mein Kind permanent vom negativen Teil der Realität auszusparen. Das führt dazu, dass ein Kind unter Umständen, bis es 20 Jahre alt ist, kaum Kritik, kaum Negatives erleben durfte. Und wieso soll ich das jetzt in der Arbeitswelt plötzlich erleben und ertragen? Wir haben also mit diesem Verhalten dafür gesorgt, dass diese Generation nun so ist, wie sie ist. Wir haben beispielsweise die Wehrpflicht abgeschafft. Es gibt nichts mehr, was sie machen müssen, was in irgendeiner Form unangenehm ist. Diese Gemengelage führt dazu, dass ich eher in der Forderungshaltung bin. Ein Kind muss permanent entscheiden: Was willst Du anziehen? Was willst Du unternehmen? Wohin soll’s in den Urlaub gehen? Die Eltern geben relativ wenig vor. Das ist für ein Kind unfassbar anstrengend. Das schwappt dann später mit in die Arbeitswelt. Viele Arbeitgeber und ältere Arbeitskollegen wundern sich, wenn ein junger Mitarbeiter nach gerade einmal einer Woche sagt, wo das Unternehmen langlaufen sollte. Er hat es nie anders gelernt. Wenn Sie so wollen, ist das gesellschaftlich gemacht. Die Generation Z ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Ist das ein typisches Merkmal für die Generation Z und wo unterscheidet sie sich von der vorherigen Generation Y? Die Eltern und das familiäre Umfeld sind für die Generation Z viel wichtiger als sie ihrer Vorgängergeneration waren. Außerdem ist diese Generation viel kleiner als die Generation Y, auch Millenials genannt. Die Generation Y hatte noch eine analoge Kindheit. Handys haben sie erst in ihrer Jugend kennengelernt, dadurch haben sie eine ganz andere Prägung erfahren. Die Ansprüche waren zudem andere. Vertreter der Generation Y wollen, dass die Arbeit zu ihnen passt. Man nimmt also Arbeit mit nach Hause, trinkt gerne noch mit dem Kollegen ein Feierabendbier etc. Daraus entwickelte sich bald das sogenannte Work-Life-Blending – also eine Überlappung von Arbeit und Freizeit. Das finden aber Vertreter der Generation Y in der Regel auch okay, weil die Arbeit zu ihnen passen sollte, es ist eher eine intrinsische Motivation. Die Vertreter der Generation Z hingegen wollen eine klare Work-Life-Separation, DIE GENERATIONEN Baby-Boomer: geboren zwischen 1955 –1964 Generation X: alle zwischen 1965 und 1979 Geborenen Generation Y: auch Millennials genannt, Geburtsjahrgänge 1980 –1994 Generation Z: die heutigen Jugendlichen, die zwischen 1995 – 2012 geboren sind Generation Alpha: Kinder, die zwischen 2010 bis 2025 geboren wurden oder werden

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