Aufrufe
vor 5 Jahren

Zdirekt! 03-2017

  • Text
  • Zeitarbeit
  • Zeitarbeitsunternehmen
  • Arbeit
  • Mitarbeiter
  • Unternehmen
  • Integration
  • Zeitarbeitsbranche

Z direkt! Titelthema

Z direkt! Titelthema Titelthema Z direkt! müssen sich engagieren. Denn für beide Seiten ist das eine Win-win-Situation. Gerade, weil Deutschland stark vom demografischen Wandel betroffen ist. Z direkt!: Denken Sie, dass Deutschland in Zeiten des Fachkräftemangels insbesondere auf qualifizierte Einwanderer angewiesen ist? Güler: Deutschland muss hier auf jeden Fall mehr tun. Wir sind immer mehr auf qualifizierte Einwanderungen angewiesen. Nehmen wir das Beispiel einer chinesischen Pflegekraft. Sie wird von einem Zeitarbeitsunternehmen angeworben, das aber nur garantieren muss, dass sie länger als 18 Monate im Unternehmen beschäftigt sein wird. Das ist aber viel zu wenig, um dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir müssen nicht nur aktiv Fachkräfte anwerben, sondern auch Integrationshürden abschaffen. Z direkt!: Besteht nicht auch die Möglichkeit, Flüchtlinge gezielt auszubilden? Güler: In Nordrhein-Westfalen haben wir seit Dezember 2016 die sogenannte „3+2-Regelung“. Das heißt, geduldete Personen, die mit der Zustimmung der Ausländerbehörde einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben, können eine Duldung für die gesamte Ausbildungszeit erhalten. Wird der Flüchtling nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung weiterhin als Fachkraft im Betrieb beschäftigt ist es möglich, das Aufenthaltsrecht für zwei Jahre zu verlängern. Allerdings setzen viele Ausländerbehörden diese Regelung nicht voll um. Daher haben Arbeitgeber natürlich die Sorge, dass die Flüchtlinge abgeschoben werden und dann als neue Mitarbeiter verloren gehen. iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz und iGZ-Volontärin Svanja Broders (r.) sprachen mit Serap Güler, NRW-Staatssekretärin für Integration, über die Beschäftigung von Flüchtlingen in der Zeitarbeit. Z direkt!: Welche Integrationshürden gibt es denn momentan in Deutschland? Güler: Die Sprache ist bei uns immer noch die größte Integrationshürde. Wir müssen dafür sorgen, dass es weniger Zugangsbarrieren für Einwanderer und Flüchtlinge gibt. Dafür wollen wir Bündnisse mit der Bundesagentur für Arbeit ausbauen. Z direkt!: Fungiert Zeitarbeit mit ihren Angeboten somit quasi als wichtiger Baustein auf dem Weg zur Integration? Güler: In der Praxis funktioniert die Integration ja schon viel besser als man denkt. Über die Arbeit erfolgt auch nicht nur der tägliche Umgang mit der Sprache, sondern es werden ja auch die Werte vermittelt. Auf jeden Fall ist Zeitarbeit für Flüchtlinge nicht nur eine echte Chance zum Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt, sondern auch der erste Schritt zur Integration in die Gesellschaft. Branchenvergleich: Zeitarbeit beschäftigt die meisten Flüchtlinge Integrationsmotor Zeitarbeit Die Zahlen der Asylanträge, die in Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle der vergangen zwei Jahre stehen, sind deutlich zurückgegangen. Im Juli dieses Jahres zählte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lediglich 15.001 Asylanträge. Im vergangenen Jahr sah das noch ganz anders aus: Im Juli 2016 wurden 72.984 Anträge gestellt. Trotzdem werden weiterhin deutlich mehr Asylanträge gestellt als vor der Flüchtlingskrise, da sich der Prozess von der Erstaufnahme bis hin zum Antrag auf Asyl teilweise einige Monate hinzieht. Die Zahl der noch anhängigen Asylverfahren beträgt derzeit rund 130.000. Die Asylsuchenden kommen vor allem aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Die spannende Frage bleibt, wie es nach der Bewilligung des Asylantrags weitergeht. Die Statistiken zeigen, dass sich die meisten in Sprach- und Integrationskursen befinden. Im August 2017 wurden 207.868 Geflüchtete aus Kriegs- und Krisenländern als arbeitslos registriert. Darunter sind die meisten bereits als anerkannte Flüchtlinge gemeldet. Doch was sind die Gründe für die hohe Erwerbslosigkeit? Teils wird die Integration von Schutzsuchenden in Beschäftigung durch geringe beziehungsweise mangelnde Sprachkenntnisse erschwert. Dazu kommt, dass viele Geflüchtete nicht über eine Berufsausbildung verfügen oder der formale Nachweis darüber fehlt. In den Medien wurde oftmals gemeldet, dass 59 Prozent der Flüchtlinge keinen Schulabschluss haben. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln beurteilt diese Zahlen jedoch als fragwürdig, denn die Datengrund- lage entspreche nicht der Grundgesamtheit aller in Deutschland lebenden Flüchtlinge, sondern nur der als arbeitslos gemeldeten. Diese haben durchschnittlich ein niedrigeres Bildungsniveau als diejenigen, die sich bereits in einer Erwerbstätigkeit befinden. Dem IW Köln zufolge liegt der Anteil der erwachsenen Flüchtlinge ohne Schulabschluss bei rund 40 Prozent. Die arbeitslosen Geflüchteten suchen vor allem Beschäftigungen in den Branchen Reinigung, Lager/Logistik, als Küchenhilfe, im Verkauf sowie im Büro und Sekretariat. Aufgrund der zumeist noch unzureichenden Deutschkenntnisse und der geringen Berufserfahrung bzw. -ausbildung werden vor allem Helfertätigkeiten nachgefragt und ausgeübt. Die Alters- und Geschlechterstruktur ist teilweise sehr unausgeglichen. Die größte Gruppe mit knapp 20 Prozent der Flüchtlinge machen die 18- bis 25-Jährigen aus. In dieser Gruppe ist die Geschlechterverteilung besonders ungleich: Nur 26,3 Prozent sind Frauen. Angesicht dieser Verteilung ist kaum verwunderlich, dass die Zahlen der in Zeitarbeit Beschäftigten noch extremer ausfallen. Nur rund zehn Prozent der Flüchtlinge in Zeitarbeit sind Frauen. Branchenweit liegt der Frauenanteil bei rund einem Drittel. Vor allem aber zeigen die aktuellen Zahlen: Zeitarbeit ist momentan der stärkste Integrationsmotor. Zwischen Mai 2016 und April 2017 haben 41.000 Flüchtlinge eine Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt aufgenommen. Davon sind 7.600 in der Zeitarbeit beschäftigt, was die Zeitarbeit zur stärksten Branche für die Integration von Flüchtlingen macht. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass die Integration durch Zeitarbeit sehr gut funktioniert und die tägliche Anwendung der deutschen Sprache die Sprachkenntnisse der geflüchteten Menschen in sehr kurzer Zeit enorm verbessert. Die Beschäftigungsquote von Geflohenen aus Kriegsund Krisenländern insgesamt ist relativ gering und liegt bei 18,7 Prozent. Cristina Justus Abgang aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt nach Wirtschaftszweigen, Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 12 Juni 2016 – Mai 2017 13

Z direkt!

© 2017, Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.