Aufrufe
vor 1 Jahr

Zdirekt! 02-2022

50 BILDUNG

50 BILDUNG PDK-Roundtable zieht weiter Im Beratungsjahr von Oktober 2021 bis April 2022 hat die Zahl an gemeldeten Ausbildungsstellen laut Bundesagentur für Arbeit (BA) im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt. Bei der Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber setzt sich dagegen die rückläufige Entwicklung fort, wenn auch deutlich vermindert. Noch ist der Ausbildungsmarkt bei den Personaldienstleistungskaufleuten (PDK) in Bewegung. Daher forciert der iGZ unter Federführung von Professor Dr. Jens Große, Leiter Fachbereich Bildung, und Bettina Richter, Digitale Bildung und Ausbildung, sein Engagement am „Runden Tisch zur PDK-Ausbildung“. Carsten Ahrens | Siegfried Boos | Robert Spilker | Bettina Richter | Jens Große | Sarah Kreienbaum Siegfried Boos legt die Stirn in Falten und blickt nachdenklich in die Runde: Der erfahrene iGZ-Regionalkreisleiter für das Rheinland hat derzeit Schwierigkeiten, qualifizierten Azubi-Nachwuchs für sein Unternehmen, die ABOCO Personalservice GmbH, zu finden. „Für viele Schulabgänger ist die persönliche Work-Life-Balance mittlerweile wichtiger als die Erledigung von Aufgaben im Job.“ Davon kann auch Carsten Ahrens, von der atwork Fachpersonal & Co. KG und Regionalkreisleiter für das Münsterland, ein Lied singen: „Manche Bewerber wollen pauschal montags und freitags im Homeoffice arbeiten – wenn wir das nicht anbieten, treten sie gar nicht erst an.“ STUDIER-NEIGUNG Ahrens und Boos sind beide Teilnehmer am „Runden Tisch zur PDK-Ausbildung“, der – nach dem coronabedingten digitalen Warm-up zu Jahresbeginn – im Mai zum ersten Mal in Präsenz in der iGZ-Bundesgeschäfts- stelle in Münster tagt. Gemeinsam mit Robert Spilker, Bereichsleiter bei der Arbeitsagentur Ahlen-Münster, und Sarah Kreienbaum, Verantwortliche für den PDK- Bildungsgang am Hansa-Berufskolleg, loten sie aus, welche Akzente der Verband künftig setzen muss, um wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Zeitarbeit zu gewinnen. Digital hinzugeschaltet sind an diesem Tag Judith Streit, Teamleitung Prozessmanagement und Administration bei der CONLOG GmbH & Co. KG, und Silke Deutschmann, Ansprechpartnerin für Schulen und Unternehmen bei der IHK Nord Westfalen. Im Münsterland hindern vor allem das Streben nach einer längeren Verweildauer an der Schule und ein ausgeprägter Studier-Wunsch viele Schulabgänger an der Aufnahme einer Ausbildung. „Zwar sind in unserem Agenturbezirk die Bewerberzahlen im Vergleich zum Vorjahr grundsätzlich leicht gestiegen, man muss aber auch feststellen, dass sich das nicht auf alle Berufsbilder übertragen lässt. Gerade in dem Bereich, in dem neben

Z direkt! 02/2022 BILDUNG 51 vielen anderen Berufen der PDK zu verorten ist, zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Bewerber“, äußert sich Robert Spilker besorgt. Das führe im Zusammenhang mit den ebenfalls angestiegenen Ausbildungsstellen dazu, dass im Agenturbezirk Ahlen-Münster in dem Bereich nur noch 54 Bewerber auf 100 gemeldete Ausbildungsstellen kommen. PERSÖNLICHER EINDRUCK Eine Möglichkeit, in diesem „War for Talents“ überhaupt noch geeignetes Personal zu finden, bestehe darin, auch die schwächeren Schüler stärker in den Blick zu nehmen. „Denn“, so Silke Deutschmann von der IHK Nord Westfalen, „was sagt eine schriftliche Bewerbung schon über einen Kandidaten aus?“ Demgegenüber sei das persönliche Kennenlernen und der erste Eindruck im gemeinsamen Miteinander häufig eindeutiger. Genau hier setzt die Bundesagentur für Arbeit an, die laut Robert Spilker diverse Förderprogramme für eine Ausbildung unter etwas schlechteren Ausgangsbedingungen bereithält. BERUFSBERATER Eine Einstiegsqualifizierung über ein längeres Praktikum beziehungsweise Unterstützungsmöglichkeiten durch die Assistierte Ausbildung (AsA) seitens der BA haben sich bewährt. In diesem Zusammenhang berichtet Bettina Richter von einer gemeinsamen Präsentation mit dem Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) vor knapp 700 Berufsberatern der BA und Jobcenter. Dabei informierten die Verbände im Schulterschluss mit zwei PDK-Auszubildenden und einem Unternehmer der Zeitarbeitsbranche über das Berufsbild der Personaldienstleistungskaufleute, Weiterbildungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven. „Wir sind überrascht von der durchweg positiven Resonanz auf unseren Vortrag. Nun dürfen wir zuversichtlich sein, dass die Berufsberater die Informationen im Rahmen ihrer Schulbesuche unter die Jugend bringen“, so Richter. SPITZENSPORT Für den iGZ beschreibt Jens Große Bestrebungen, die duale Ausbildung in der Zeitarbeit auch für Spitzensportler zugänglich zu machen: „Erste Gespräche haben ergeben, dass sich hieraus eine Win-Win-Situation für beide Seiten entwickeln kann. Die Sportler, die mehrere Stunden in der Woche trainieren, haben die Möglichkeit, in ihrem Unternehmen eine etwas verlängerte Ausbildung in Teilzeit als „zweites Standbein“ zu absolvieren. Die Unternehmen wiederum profitieren vom guten Image der Profi-Sportler und können dies für Marketing-Zwecke nutzen.“ In den Sommermonaten wandert der „Runde Tisch zur PDK-Ausbildung“ weiter in die Regionen. Nach dem Münsteraner „Aufgalopp“ sind weitere Treffen zunächst im ländlichen Raum Thüringens sowie später in der Großstadt München geplant. „Wir gehen davon aus, dass sich am Ende des Jahres vier bis fünf Linien herausbilden, an denen wir weiterarbeiten“, erläutert Große. „So wollen wir beispielsweise neben der üblichen Vermarktung des Ausbildungsberufs über Flyer, Broschüren und Social Media künftig auch die Zielgruppe ‚Studienabbrecher‘ stärker in den Blick nehmen.“ BR Anzeige

Z direkt!

© 2017, Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.