6 TITELTHEMA RICHTUNGSWAHL FÜR ZEITARBEIT Richtungswahl – was ist das eigentlich? Per Definition eine Wahl, von der eine Wende in der politischen Richtung erwartet wird. Wird die Bundestagswahl am 26. September eine Richtungswahl sein? Fakt ist: Die Ära Merkel endet. Doch wer schreibt dann neue Geschichte im Bundeskanzleramt? Und wie steht derjenige – oder diejenige – zur Zeitarbeit?
Z direkt! 01/2021 TITELTHEMA 7 Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern die Stellung der Segel – das wissen nicht nur Könner von Halsen und Wenden. Das Sprichwort dient als Metapher für so viele Themen und Herausforderungen unserer Zeit – und zeigt gleichzeitig aber auch auf, dass jeder Einzelne seinen Beitrag leisten kann. Für unsere Zukunft macht es einen Unterschied, welchen Kurs wir heute setzen – egal, ob uns der Wind ins Gesicht bläst, er von der Seite kommt, er kalt und nass ist oder uns im besten Fall von hinten antreibt. Im September wählt Deutschland eine neue Regierung – und damit eine neue Zukunft. Eine Richtungswahl für unsere Branche, denn die Mächte an der Entscheidungs-Pinne – um im Boot zu bleiben – werden danach andere sein. Umso wichtiger ist es, im Vorfeld der Wahl allen (potenziellen) politischen Beteiligten klarzumachen, was die Zeitarbeit ist und wofür wir als Branche stehen. Zeitarbeit als flexible Beschäftigungsform ist ein unverzichtbares Element in der modernen Arbeitswelt. Sie ermöglicht es den Unternehmen und der Wirtschaft, effizient und flexibel auf eine volatile Nachfrage zu reagieren und sich gleichzeitig auch bestmöglich zu spezialisieren. Dazu bedarf es aber guter, moderner und kluger Rahmenbedingungen. Unternehmen brauchen Zutrauen und Freiraum, sie brauchen Luft zum Atmen, Experimentieren und Wachsen, statt immer neuer Regularien und Vorschriften. Laut einer Blitzumfrage des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder zu Beginn dieses Jahres rechnet ein Drittel der befragten Personaldienstleister mit einer weiteren Regulierung der Zeitarbeit nach der Bundestagswahl. Von einer Liberalisierung gehen hingegen 14 Prozent aus. Dieser „geschäftsfreundlichere“ Ansatz wird vor allem von CDU / CSU und FDP erwartet, wohingegen regulierende Maßnahmen mit einer Regierungsbeteiligung von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, Die Linke oder SPD in Verbindung gebracht werden. Wie stark soll der Staat in den Arbeitsmarkt eingreifen und wie viel überlässt er den Marktkräften sowie den Tarifparteien und Sozialpartnern? Vor allem an diesem Punkt scheiden sich die Ansichten der politischen Parteien: SPD und Grüne setzen auf klare staatliche Reglementierung. Ihre Wahlprogramme überschneiden sich in einigen Punkten, angefangen bei der Forderung nach zwölf Euro Mindestlohn über ein Recht auf Homeoffice und Weiterbildung bis hin zur härteren Regulierung der Zeitarbeit, wie Equal Pay ab dem ersten Tag. Die Union von CDU / CSU will flexible Arbeitsverhältnisse wie Zeitarbeit, Werkverträge und sachgrundlos befristete Jobs weitgehend beibehalten. Die Liberalen der FDP wollen die Zeitarbeit erleichtern. Letzteres begrüßt der iGZ natürlich. Denn die Coronakrise hat die Zeitarbeitsbranche hart getroffen. So langsam geht es wieder aufwärts: Nach dem coronabedingten Rückgang sind derzeit viele Unternehmen wieder verstärkt auf Mitarbeitersuche, wie das Beschäftigungsbarometer des Münchner Forschungsinstituts ifo zeigt. Vor allem Betriebe aus dem Maschinenbau und der Elektroindustrie wollen demnach neue Stellen schaffen und besetzen. Aber auch im Handel macht sich nach ifo- Angaben vorsichtig eine positive Tendenz bemerkbar. Eine Bundestagswahl ist vor allem auch eine Personenwahl. Längst bringen sich die aussichtsreichsten Kandidaten in Stellung – oder versuchen, nicht allzu sehr in den Gegenwind aus gegnerischer Richtung zu geraten. Wie zuletzt die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, die sich nach den Plagiatsvorwürfen in einer Glaubwürdigkeitsdiskussion wiederfindet. Wie die einzelnen Kanzlerkandidaten zum Thema Zeitarbeit stehen, lesen Sie auf den folgenden Seiten. Aber auch Wahlforscher Jürgen W. Falter kommt zu Wort und ordnet den Wahlkampf ein – und wir blicken mit dem ehemaligen Grünen-Politiker Rezzo Schlauch – dem Co- Architekten der Arbeitsmarktreformen unter „Mister Zeitarbeit“ Wolfgang Clement – auf die Wahlkämpfe der vergangenen zwanzig Jahre zurück. Der Wahlkampf in der Zeitarbeit vor Ort und wie sich Zeitarbeitsunternehmen für die Branche politisch engagieren können, sind weitere Themen dieser Zdirekt!-Ausgabe. Auf unserer Doppelseite in der Heftmitte räumen wir mit Vorurteilen gegen die Zeitarbeit auf – plakativ, auch zum Aufhängen an jede (Wahl-)Büro-Wand. Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern die Stellung der Segel. Setzen wir die Segel und Leinen los in Richtung beste Zukunft für die Zeitarbeit. SaS
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