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Zdirekt! 02-2020

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30 TITELTHEMA

30 TITELTHEMA Zeitarbeit: Eine gute Wahl. In der Krise. Die Coronakrise hat auch die Zeitarbeitsbranche stark getroffen. Viele iGZ-Mitgliedsunternehmen kämpfen um ihre Existenz. In einer iGZ-Umfrage im April gab mehr als ein Drittel der teilnehmenden Mitgliedsunternehmen an, dass sie die aktuelle Entwicklung aus der Coronakrise für „existenzgefährdend“ halten. Ein düsteres Bild, das wenig Raum für Lichtblicke bietet – aber es gibt sie. Der iGZ zeigt mit der Erweiterung der Imagekampagne die Stärken der Branche in diesen schwierigen Zeiten – anhand einer Reihe von Zeitarbeitskräften, die krisenbedingt nicht in ihren bisherigen, sondern übergangsweise in systemrelevanten Jobs arbeiten. Weil ich mich bewegen möchte. Manuel Lewinski Kaum eine Klinik in Deutschland ist in den vergangenen Wochen an die Kapazitätsgrenze gekommen – zum Glück. Die für Covid19-Patienten vorbereiteten Intensivbetten mit Beatmungsgeräten wurden kaum gebraucht, nicht lebensnotwendige Operationen wurden verschoben. Der Bedarf an Pflegepersonal in Kliniken ist dennoch hoch, weil viele Arbeitskräfte aufgrund der Coronakrise nicht mehr arbeiten dürfen oder können. In der Kölner Klinik, die Kunde des iGZ-Mitgliedsbetriebs G.C.S. – Global Clinic Solutions GmbH ist, konnte ein Zeitarbeitnehmer, der gerade die Überlassungshöchstdauer erreicht hatte, nicht weiter eingesetzt werden. Kurzerhand sprang Manuel Lewinski, der eigentlich als HR-Manager bei G.C.S. arbeitet, ein. Für den examinierten Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Intensiv- und Anästhesiepflege war das fachlich kein Problem. Lewinski hatte sich allerdings vor einigen Jahren bewusst für die Büroarbeit entschieden. „Trotzdem war es für mich keine Frage, dass ich einspringe. Unser langjähriger Kunde brauchte dringend Ersatz. Wir arbeiten mit unseren Kunden Hand in Hand, da habe ich gerne die Seiten gewechselt“, erläutert Lewinski. Bis Mitte Mai sei es in der Klinik recht ruhig gewesen, dann seien schlagartig wieder mehr Patienten gekommen, erzählt der 34-Jährige. „Die Menschen sind einerseits mutiger geworden und trauen sich wieder ins Krankenhaus. Andererseits hat die Klinik Patienten mit planbaren Operationen angerufen und Termine angeboten. Das Krankenhaus stößt jetzt erst recht an seine personellen Grenzen, ohne Zeitarbeit liefe es hier nicht“, gibt der Fachkrankenpfleger zu bedenken. ZWEI JOBS Lewinski arbeitet in Vollzeit im Krankenhaus und an vier Tagen im Monat auch noch für seinen Personaldienstleister, damit seine HR-Arbeit nicht komplett liegen bleibt. Nach einer dreimonatigen Unterbrechung darf der Kollege mit der Überlassungshöchstdauer aber wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Dann endet für Manuel Lewinski die Arbeit im Krankenhaus. „Ich sehe mich nicht dauerhaft am Krankenbett“, sagt er, „ich brauche zwar Leute um mich herum, aber lieber helfe ich ihnen dabei, beruflich etwas aus ihrem Leben zu machen.“

TITELTHEMA 31 Weil sie immer den passenden Job für mich parat hat. Bis Mitte März arbeitete Manuel Beate als Maschinenführer bei einem Automobilzulieferer und bediente die Kunststoffpresse für die Produktion von Autoteilen. Jetzt ist er ausschließlich an der frischen Luft und hat viel Kontakt zu Menschen. Letzteres würde man bei der Arbeit als Müllwerker bei einem Versorgungsdienstleister eher nicht erwarten. „Wir haben bei diesem Einsatz ganz neue Seiten an unserem Mitarbeiter entdeckt“, schwärmt seine Disponentin beim iGZ-Mitgliedsunternehmen RIW Personalservice, „der direkte Kontakt zum Endverbraucher macht ihm richtig Spaß.“ Das ergänzt Manuel Beate: „Ich würde am liebsten hier bleiben“, sagt er. „Dieser Job ist so abwechslungsreich und ich habe keinen Schichtdienst“, erläutert der 33-Jährige. POSITIV DENKEN „Nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen, sondern positiv denken und rausgehen“, lautet der Tipp von André Krüger, Geschäftsführer der RIW Personalservice GmbH, in diesen Zeiten. „Eine Krise bietet immer auch Chancen: Der eine meldet ab, der andere braucht Personal“, erläutert der Vollblut-Vertriebler. „Man kann Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, dazu nutzen, nach neuen Kunden zu recherchieren, Informationen zu sammeln und vielleicht auch neue Geschäftsmodelle in den Blick zu nehmen.“ Der Personaldienstleister überlässt in erster Linie Fachkräfte in den Bereichen Maschinenbau, Automobilindustrie, Lebensmittelproduktion sowie für die Revision in Kraftwerken. „Wir haben in der Zeitarbeit einfach extrem fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die flexibel sind und sehr viel Erfahrung haben. Da fällt es aktuell natürlich leichter, Beschäftigungsalternativen zu finden.“ WECHSEL BRINGT VORTEILE Manuel Beate ist jetzt zudem an seinem Wohnort beschäftigt, hat also keinen Anfahrtsweg mehr. Auf seinen Branchenzuschlag in der Automobilzuliefererindustrie muss der Maschinenführer zwar verzichten, „aber es fühlt sich besser an für den Lohn zu arbeiten als Kurzarbeitergeld zu bekommen“, betont er. Auch wenn die Arbeit ein Knochenjob ist, ist er begeistert: „Manchmal ergeben sich kurze Wartezeiten, weil der Wagen zum Beispiel rückwärts aus einer Sackgasse fahren muss. Wenn möglich, unterhalte ich mich dann mit Leuten, die auf der Straße sind.“ Er möge die freundliche Atmosphäre bei der Arbeit und auch die vertraute Umgebung. Vom Müllfahrzeug faszinierte Kinder, mit denen er ab und zu ein Späßchen mache, und eine Tafel Schokolade am Gartentor seien außerdem keine Seltenheit: „Ich persönlich bekomme dadurch bei meiner Arbeit viel Wertschätzung“, sagt er, „aber ich finde, man müsste mehr über die normalen Helfer in der Krise berichten. Politiker und Ärzte stehen aktuell immer im Rampenlicht, aber ohne Supermarktmitarbeiter oder Postboten würde nichts laufen. Und ohne die Müllabfuhr würde es auf den Straßen schlimm aussehen.“ Manuel Beate

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