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Zdirekt! 02-2015

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Z direkt! Titelthema Dr. Werner Pötter schätzt seine Tätigkeit als Arbeitsmediziner Aufs Wesentliche konzentriert „Jeder Betriebsunfall ist einer zu viel“: Der angehende Facharzt für Arbeitsmedizin, Dr. Werner Pötter, weiß um den hohen Stellenwert von Vorsorge und Arbeitsmedizin – und steht voll hinter der Philosophie der Hoesch Hohenlimburg GmbH, in der er tätig ist. Gemeinsam mit drei Kollegen arbeitet er in dem Werk und betreut dort rund 950 Mitarbeiter. Zusätzlich sind die Betriebsärzte auch außerhalb des Unternehmens in ihrer Funktion im Einsatz. Nichtsdestotrotz gebe es, so Pötter, ein krasses Missverhältnis von qualifizierten Betriebsmedizinern und der Arbeitnehmerzahl: „2013 waren bundesweit 12.430 Betriebsmediziner gemeldet, von denen nur rund 51 Prozent auch in dieser Funktion aktiv waren“, nennt der 48-Jährige Zahlen. 6.000 Betriebsärzte kümmern sich demnach um 41 Millionen Arbeitnehmer? Nicht ganz: „Nur 29 Prozent der Kleinstfirmen mit bis zu neun Beschäftigten nehmen diese Dienste in Anspruch“, zitiert der Facharzt für Allgemeinmedizin aus der Ärztezeitung. Größere Betriebe seien hingegen besser organisiert. Unternehmen mit bis zu 249 Mitarbeitern weisen einen Versorgungsgrad von 91 Prozent vor, darüber werden Vorsorge und Fachmedizin zu 98 Prozent genutzt. „Nichts ist teurer als ein Mitarbeiter, der ausfällt“, gibt Pötter denn auch zu bedenken. Bei Firmen mit zehn bis 49 Angestellten sacke die Zahl ab – lediglich 59 Prozent kümmern sich um medizinische Versorgung und Vorbeugung. Zunehmender Fachkräftemangel Ein weiteres Problem sei der demografische Wandel: „7.180 Betriebsmediziner sind über 60 Jahre alt“, verweist der Fachmediziner auf den zunehmenden Fachkräftemangel auch in diesem Bereich. 2013 waren lediglich 31 Betriebsärzte unter 35 Jahre alt, 16 Dr. Werner Pötter arbeitet im Werkarztzentrum der Hoesch Hohenlimburg GmbH.

Titelthema Z direkt! 248 Mediziner nannten ein Alter zwischen 35 und 39 Jahren. Der Trend zur Weiterbildung sei allerdings positiv: „Im Vergleich zu 2012“, so Pötter, „verzeichnete die Bundesärztekammer (BÄK) in dieser Altersgruppe ein Plus von 19 Prozent.“ Weiter Weg Der Weg zum Facharzt für Arbeitsmedizin ist nicht kurz: Die Weiterbildungszeit läuft über fünf Jahre bei einem Qualifizierungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte. Davon sind 24 Monate im Bereich der inneren Medizin und/oder der Allgemeinmedizin zu absolvieren. 36 Monate lang muss sich der Aspirant mit Arbeitsmedizin beschäftigen, wovon bis zu zwölf Monate auch in anderen Gebieten angerechnet werden können. Hinzu kommt noch ein 360 Stunden- Kursus Weiterbildung in Arbeitsmedizin, der während dieser Zeit wahrgenommen werden kann. Zweiter Bildungsweg Diese Möglichkeit werde von jüngeren Kollegen häufig quasi wie ein zweiter Bildungsweg genutzt. Allgemeinmedizin sei dafür eine sehr gute Basis. Für Dr. Pötter, der viele Jahre als Allgemeinmediziner mit eigener Praxis gearbeitet hat, bleiben unter dem Strich zwei Jahre Weiterbildungszeit, bevor er dann 2017 Facharzt für Arbeitsmedizin ist. Und wo liegt der Reiz, die eigene Praxis aufzugeben und Arbeitsmediziner zu werden? „Ein praktizierender Arzt mit Praxis ist nicht nur Mediziner, sondern auch Arbeitgeber und Geschäftsführer. In der Arbeitsmedizin werden die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt, so dass sich der Arzt wieder mehr auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren kann“, erläutert Pötter. Die Betriebsmedizin sei zudem vielschichtiger und faszinierender – man erhalte tiefe Einblicke in die Produktionsprozesse der Unternehmen. „Wir besichtigen regelmäßig die Arbeitsplätze und erhalten einen Eindruck von den Tätigkeiten der Mitarbeiter“, nennt der Lünener weitere Vorteile. Ausgleich Betriebsärzte seien nicht weisungsgebunden. Gebe es mal ein Spannungsfeld zwischen Mitarbeiter und Unternehmen, könne er für den Ausgleich sorgen, freut sich der Fachmann. Alltägliche Praxis, die sich bemerkbar macht: Die Zahl der Arbeitsunfälle war mit 606 tödlichen Unfällen im Jahr 2013 auf einem historischen Tiefststand. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich im Bereich der Gefährdungsbeurteilungen und der Eignungsuntersuchung sehr viel getan“, erläutert Pötter. Neben dem Modell des Werkarztzentrums wie bei Hoesch Hohenlimburg gebe es außerdem auch überbetriebliche Angebote, die Arbeits- und Sicherheitsmedizin aus einer Hand anbieten. Das sei ein freier Markt. Über kurz oder lang komme auch ein Kleinstunternehmen an einer betriebsärztlichen Versorgung nicht vorbei – Stichwort Berufsgenossenschaft. „Ein Betriebsarzt kann jeder Mediziner sein, auch der Hausarzt. Einfach mal im Internet unter www.betriebsaerzte.de schauen, wenn eine Firma einen Betriebsarzt in der Nähe sucht“, rät Dr. Pötter. Wolfram Linke Dr. med. Werner Pötter Dr. med. Werner Pötter aus Hagen ist Facharzt für Allgemeinmedizin, angehender Facharzt für Arbeitsmedizin und arbeitet im Werksarztzentrum bei Hoesch Hohenlimburg. Der 48-Jährige stammt aus Lünen und ist Mitglied der Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) sowie neues Mitglied im Ausschuss „Arbeits- und Umweltmedizin“ der ÄKWL. 17

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