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Zdirekt! 00-2015 Extra zum iGZ-Bundeskongress

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Z direkt! Extra Als Dank, dass Peer Steinbrück (l.) die Zeitarbeit nicht schachmatt setzen will, überreichten Ariane Durian und Werner Stolz ihm einen weißen Schachkönig. Peer Steinbrück: Maßstäbe des iGZ sollen branchenweit gelten Branche nicht überregulieren Ein iGZ-Bundeskongressauftakt nach Maß: Peer Steinbrück, Bundesminister a.D., skizzierte vor 400 Teilnehmern in Berlin die Perspektiven des deutschen Arbeitsmarktes. „Heute fahren wir die Rendite der Reformagenda 2020 ein“, blickte er auf die gute Konjunktur und die geringe Arbeitslosigkeit. Die Folgen der Finanzkrise, der demographische Wandel sowie Umsatzeinbußen durch akuten Fachkräftemangel stellten seiner Meinung nach jedoch Bedrohungen dar. Das könne nur abgewendet werden, wenn mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zurückkehrten. „Dafür brauchen wir aber bessere Kinderbetreuungsangebote“, forderte der ehemalige Bundesminister Steinbrück. Arbeitsvolumen auf Rekordniveau Außerdem müsste Deutschland als Zuwanderungsland noch interessanter gestaltet werden. Das Erwerbspersonenpotential in Deutschland werde bis 2030 um 3,2 Millionen Arbeitnehmer sinken. „Das Arbeitsvolumen war im Jahr 2013 auf Rekordniveau. Es wird aber weniger werden, wir dürfen uns nicht auf dem 6

Extra Z direkt! aktuellen Stand ausruhen“, mahnte der Gastredner des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen. Faire Wettbewerbsbedingungen schaffen „Zeitarbeit entspricht in weiten Teilen den Anforderungen der deutschen Wirtschaft und scheinbar auch der Berufsbiographie einiger Arbeitnehmer“, lenkte Steinbrück den Blick auf die Zeitarbeitsbranche. „Entscheidend“, so der Politiker, „ist die Frage, nach welchen Spielregeln die Zeitarbeit praktiziert wird. Es gilt, Exzesse und Fehlentwicklungen ebenso zu vermeiden wie bürokratische Überregulierungen. Wir müssen für gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen sorgen.“ „Die notwendige Luft zum Atmen“ Zeitarbeit dynamisiere den Arbeitsmarkt. „Die Flexibilität gibt der deutschen Wirtschaft die notwendige Luft zum Atmen“, betonte der ehemalige Bundesminister. Außerdem biete die Branche vor allem auch bei untypischen Lebenswegen einen Weg zurück auf den Arbeitsmarkt. „Zeitarbeit bietet die Möglichkeit individueller Lebenswege und schafft eine abwechslungsreiche Vita“, nannte Steinbrück weitere Vorteile. Arbeitnehmerbezug favorisiert Nichtsdestotrotz seien Zeitarbeitnehmer oft unzufriedener als das Stammpersonal – zurückzuführen sei das auf mangelnde Identifikation aufgrund wechselnder Arbeitsstätten. Statistische Ergebnisse seien allerdings meist zumindest zweifelhaft: Jemand könne auch in einem Bach ertrinken, der durchschnittlich 20 Zentimeter tief sei – „er hat dann eben die einzige tiefere Stelle erwischt“, stellte Steinbrück pragmatisch fest. Gleiches gelte, mit Blick auf die durchschnittlichen Überlassungsdauern, für eine Beschränkung der Höchstüberlassungsdauer auf 18 Monate. „Betrachtet man jedoch die Überlassungsdauern bei manchen Autobauern, wo Zeitarbeit schon der Normalfall ist, halte ich die Beschränkung für notwendig“, unterstrich der Ex-Bundesminister. Kontrovers diskutiert werde dabei derzeit noch, ob dem Arbeitsplatz- oder dem Arbeitnehmerbezug Vorrang gegeben werden solle. Sein persönlicher Favorit sei der Arbeitnehmerbezug. „Reformen richten sich an Nicht-iGZ-Mitglieder“ Zum geplanten Equal Pay nach neun Monaten äußerte Peer Steinbrück, die von den Sozialpartnern ausgehandelten Branchenzuschlagstarife seien „bemerkenswert und verdienen Respekt und Anerkennung“. Auch das gesetzlich vorgesehene Einsatzverbot als Streikbrecher sei ja bereits im Tarifvertrag festgeschrieben – solle aber nicht nur für iGZ-Mitglieder, sondern für alle Zeitarbeitsunternehmen gelten. „Die geplante Reform richtet sich an die Unternehmen, die nicht Mitglied im Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen sind“, fasste er zusammen. Der Realität der Branche gerecht werden Die möglichen gesetzlichen Einschränkungen seien also nicht das Ende der Marktwirtschaft. „Wir müssen Regeln finden, mit denen die Zeitarbeit nicht überbürokratisiert wird und die der Realität der Branche gerecht werden“, beschwichtigte Gastredner Steinbrück. iGZ-Ethikkodex ist weitreichender Schritt Mit dem iGZ-Ethikkodex sowie der Kontakt- und Schlichtungsstelle (KuSS) des iGZ sei für die Zeitarbeitsbranche ein weitreichender Schritt in der Weiterentwicklung und Selbstbestimmung gemacht worden. Steinbrück: „Damit hat die Zeitarbeit eine Zukunft.“ Wolfram Linke 7

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