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Zdirekt! 00-2015 Extra zum iGZ-Bundeskongress

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Z direkt! Extra Zeitarbeit vereint Flexibilität und Sicherheit Neue Beschäftigungsmodelle Mit dem Thema „Flexicurity – Zauberformel oder Herausforderung für die Arbeitswelt der Zukunft?“ beschäftigte sich Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability, beim Bundeskongress 2015 des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen im Maritim proArte Hotel in Berlin. Zeitarbeit basiere grundsätzlich auf dem Prinzip der Flexicurity, einer Mischung aus Flexibilität und Sicherheit, stellte die Expertin fest. „Deshalb müssen Zeitarbeitnehmer dieses Prinzip in ihren Kompetenzen und Einstellungen berücksichtigen“, verdeutlichte sie den hohen Stellenwert und betonte: „Flexicurity ist ein Megatrend in der Arbeitswelt geworden.“ Unter dem Leitwert „In Bewegung bleiben“ werde das Ziel verfolgt, Qualität zu sichern, Produktivitätsfortschritte zu machen und den Kostendruck, Qualitätsansprüche sowie den Innovationsdruck zu bewältigen. Gleichzeitig sei es wichtig, gute Arbeitsbedingungen zu gestalten. Entstanden sei der Trend vor dem Hintergrund technisch-ökonomischer, demografischer sowie gesellschaftlicher Entwicklungen. Neben Globalisierung, Digitalisierung und Beschleunigung sowie Alterung und Schrumpfung der Gesellschaft hätten auch Individualisierung und Wertewandel zu neuen Beschäftigungsmodellen geführt. Zur Zielsicherung seien für die Arbeitgeber Faktoren wie etwa Effektivität, Wissenstransfer, Prozessoptimierung und Effizienz abzuarbeiten. Auf dem Weg zum modernen Arbeitsverhältnis müssten außerdem Vielfalt und Fehlertoleranz, andererseits aber auch Flexicurity Flexicurity (Flexibilität und Sicherheit) zielt auf den Interessenausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Dem Interesse der Arbeitgeber, den Kündigungsschutz zu lockern („Flexibilisierung“), steht die Forderung der Arbeitnehmer nach Sicherheit ihres Arbeitsplatzes gegenüber. Arbeitsplatzsicherheit ist zudem ein gesamtwirtschaftliches Interesse, da sonst langfristig mit einem Bevölkerungsrückgang gerechnet werden muss. Rationalisierung und Standardisierung berücksichtigt werden. Dafür seien auf Arbeitnehmerseite zudem bestimmte Kompetenzen, beispielsweise vernetztes Denken und Lernbereitschaft, notwendig. Fundament dafür sei, so die Expertin, ein Personalplanungssystem: „Ohne Cockpit lässt sich nicht gut navigieren.“ Zwei der wesentlichen Voraussetzungen seien die Mitarbeiterbindung und -motivierung. Vor allem müsse die jeweilige Intention der unterschiedlichen Generationen berücksichtigt werden. Seien die „Baby Boomer“ beispielsweise sehr engagiert, weil es zur Pflicht gehöre, setze sich die „Generation Y“ sehr stark ein, wenn die Tätigkeit Freude bereite. Der „lebenslangen Loyalität“ der älteren Generation zum Arbeitgeber stehe bei der jüngeren Generation der aktive Umgang mit Wahlmöglichkeiten und geringeren Verweildauern gegenüber. Liege der Fokus auf diesen wesentlichen Punkten sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite, seien sehr gute Voraussetzungen für eine funktionierende Zeitarbeit geschaffen. Wolfram Linke 12

Extra Z direkt! Prof. Dr. Dr. Joachim Möller (IAB) zur Zukunft der Zeitarbeit Die Flexibilität noch erhöhen In allen entwickelten Ländern gibt es Zeitarbeit, stellte Prof. Dr. Dr. Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, fest. Für ihn ein Beweis dafür, dass Zeitarbeit eine wichtige Funktion hat: „Sie ist ein Puffer für die Wirtschaft und erhöht die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitsuchenden.“ Verbesserungspotential sah der Arbeitsmarktforscher bei der Weiterbildung in einsatzfreien Zeiten. „Hier können die Rahmenbedingungen noch optimiert werden“, urteilte er. Wichtig sei eine gute Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure, also der Zeitarbeits- und Kundenunternehmen, der Bundesagentur für Arbeit sowie der Kommunen. Er zeigte sich optimistisch, dass die Bundesregierung Weiterbildungskonzepte in der Zeitarbeit durch Tariföffnungsklauseln auch künftig ermöglichen werde. Im Interview mit dem iGZ erläuterte der Arbeitsmarktforscher die Bedeutung der Zeitarbeit in der Zukunft. Z direkt!: Herr Professor Möller, welche Bedeutung messen Sie der Zeitarbeit zu? Möller: Die Zeitarbeit hat verschiedene Funktionen. Das eine ist das klassische Ausgleichen von Auftragsspitzen. Ich sehe daneben aber auch eine große Bedeutung von Integration sowie von Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeiten und Beschäftigungsmöglichkeiten von Personen, die in der Vergangenheit durch lange Phasen von Arbeitslosigkeit geprägt waren. Z direkt!: Wird sich das in Zukunft ändern? Möller: Für die Zukunft kann man noch eine weitere Funktion sehen: Nach meiner Einschätzung werden wir in bestimmten Bereichen ein großes Problem der Fachkräftesicherung haben. Diese Funktion kann ebenfalls von der Zeitarbeit übernommen werden. Z direkt!: Teilen Sie die These, dass die Flexibilität, die auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft notwendig sein wird, auch durch Zeitarbeit abgedeckt werden kann? Möller: Es wird insgesamt ganz wichtig sein, die innerbetriebliche Flexibilität zu erhöhen. Da sind wir in Deutschland gut. Wir haben in der Krise 2009 gezeigt, wie das funktionieren kann, beispielsweise über Veränderung der Arbeitszeiten. Aber auch die Zeitarbeit hat da eine Rolle: Sie dient als Puffer zur Absicherung der Kernbelegschaften. Maren Letterhaus 13

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