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Zdirekt! 00-2015 Extra zum iGZ-Bundeskongress

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Z direkt! Extra Sven Kramer diskutierte mit Reinhard Dombre über Entwicklungen Vorfahrt für Tarifautonomie „Eine tarifliche Lösung ist immer besser als eine gesetzliche Vorgabe.“ Mit dieser Aussage sorgte Reinhard Dombre, langjähriger Tarifkoordinator der DGB-Tarifgemeinschaft und Verhandlungspartner der Zeitarbeitsbranche, gleich zu Beginn des tarifpolitischen Fachgesprächs mit iGZ-Tarifvorstand Sven Kramer beim iGZ-Bundeskongress 2015 in Berlin für zustimmenden Applaus. Und er legte nach: „Die Politik ist nur für die Leitplanken zuständig.“ Nach seinen Erfahrungen sei die Politik meist sogar dankbar für entsprechende tariflich vereinbarte Vorgaben, weil ihr das einen Orientierungsrahmen gebe. Er bezog sich bei seinen Ausführungen ausdrücklich auf die im Koalitionsvertrag vorgesehenen Einschränkungen der Zeitarbeit durch die Einführung eines gesetzlichen „Equal Pay“ nach neun Monaten sowie einer maximalen Überlassungsdauer von 18 Monaten. Sven Kramer bekräftigte Dombres Ansichten und betonte, man dürfe sich nicht von der Politik treiben lassen: „Wir müssen das, was wir für sinnvoll halten, sofort angehen und nicht erst, wenn die Politik uns die Pistole auf die Brust setzt.“ Gute Entwicklung Gemeinsam warfen die beiden Tarifexperten einen Blick zurück auf die Anfangsjahre der Tarifierung der Zeitarbeit. Für Dombre hat die Zeitarbeit eine gute Entwicklung genommen. Kramer verwies auf zahlreiche Eigeninitiativen, die der iGZ maßgeblich entwickelt und vorangetrieben hatte. „Wir haben die Notwendigkeit einer tariflichen Lohnuntergrenze für die Zeitarbeit früh erkannt und bei diesem Thema gemeinsam mit dem DGB Gas gegeben, als andere noch mit beiden Beinen auf der Bremse standen“, erinnert sich Kramer. Dombre lobte die Weitsicht, die der iGZ schon frühzeitig mit der Forderung eines Branchen- mindestlohns bewiesen hatte. „Leider hat die Politik uns damals sehr lange zappeln lassen“, bedauerte er. Klare iGZ-Positionierung Seit Beginn 2012 gibt es einen Branchenmindestlohn für die Zeitarbeit. Auch die klare iGZ-Positionierung bei der Schlecker- Klausel oder die kompromisslose Anwendung des verbandseigenen Ethik-Kodexes nannte Kramer als weitere Beispiele. Vertrauensbildende Maßnahme Sowohl Kramer als auch Dombre waren sich zudem einig, dass die Einführung der Tarifverträge der Branche einen Schub mit Blick auf die Normalisierung und Anerkennung gebracht habe. Gegenüber den Mitarbeitern seien die Tarife eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme, die helfe Vorbehalte gegenüber einer Arbeitsaufnahme in der Zeitarbeit abzuwenden. Nach dem Wegfall der Tarifkonkurrenz durch die sogenannten Christlichen Gewerkschaften sei zumindest die Lohnhöhe als Konkurrenzkriterium weggefallen. „Wir können jetzt den Wettbewerb über die Qualität unserer Mitarbeiter und unserer Dienstleistungen aufnehmen und führen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ein Wettbewerb, der über den Lohn ausgetragen wird, kann nur in einer Spirale nach unten enden. Das wäre angesichts des bevorstehenden Arbeits- und 10

Extra Z direkt! „Tarifkurs halten“ appellierten die iGZ-Bundesvorsitzende Ariane Durian, der stellvertretende Bundesvorsitzende Sven Kramer (r.) und iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz (2.v.l.) an Reinhard Dombre (DGB). Fachkräftemangels ein völlig falsches Signal für unsere Branche“, machte Kramer deutlich. Kein Verständnis für Koalitionspläne Angesichts dieser positiven Entwicklungen machte Sven Kramer unmissverständlich deutlich, dass er kein Verständnis für die Pläne der Großen Koalition habe. Gerade mit Blick auf die bestehenden Branchenzuschlagstarife könne er die Forderung nach Einführung eines gesetzlichen „Equal Pay“ nicht nachvollziehen: „Warum haben wir tage- und nächtelang gemeinsam mit den Gewerkschaften gerechnet und verhandelt, wenn die Politik nun alles über den Haufen wirft?“, machte Kramer seinem Ärger Luft. Solange die Bezahlung stimme, nutze auch die Höchstüberlassungsdauer niemandem. „Und die stimmt“, betonte er. Nach neun Monaten erhalte eine Zeitarbeitskraft über die Branchenzuschläge sowieso Equal Pay. Wenn die Zeitarbeit Mitarbeiter weiterbilde, müsse sie auch die Gelegenheit bekommen, die Kosten zu amortisieren. „Das schaffen wir in 18 Monaten nicht“, beklagte er. Persönliche Erfahrungen Zwei, die von den Plänen der Politik mehr als alle anderen betroffen wären, sind Peter Schubert und Marcus Schormann. Die beiden Zeitarbeitskräfte bereicherten die Gesprächsrunde mit ihren persönlichen Erfahrungen. „Ich schätze an der Zeitarbeit besonders, dass ich fachlich fit bleibe. Ich bin in der M+E-Industrie tätig. Viele Arbeitskräfte dort montieren seit Jahren die ‚Vorderachse links‘. Durch meine wechselnden Einsätze bleibe ich hingegen flexibel“, berichtete Schormann. Durch die Branchenzuschläge sei zudem eine faire Bezahlung gesichert, ergänzte Schubert. Marcel Speker 11

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