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Zdirekt! 01-2013

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Z direkt! Querdenker 30

Z direkt! Querdenker 30 Querdenker Z direkt! Querdenker Schwarze Schafe ausgrenzen Quote statt Qualität „Überall dabei sein, nirgendwo dazugehören“, lautete die Maxime des legendären ZDF-Nachrichten-Anchormans Hans-Joachim Friedrichs. Und er mahnte damit stets den objektiven, fundiert und sachlich recherchierten Journalismus an. Doch das Publikum fordert Sensationen ein: Das Rennen um Quoten und Auflagen – und damit um Werbeeinnahmen – bestimmt zunehmend die Inhalte. Quote statt Qualität. Hinzu kommt der Konkurrenzdruck. Die Festanstellung bleibt heute für die meisten Journalisten nur ein Traum, und als Freelancer verkauft man eben nur Knüller gut. So wie bei Amazon – ohne Frage, wo Missbrauch betrieben wird, muss er auch bekämpft werden. Doch bei dieser Reportage haben die Autoren offenbar ihre Verantwortung als meinungsbildende Macht im Staat aus den Augen verloren. Oftmals reichen nur wenige Zeilen, um große Karrieren zu beenden und wirtschaftliche Existenzen zu vernichten. Mit der Amazon-Geschichte wurde der Pfad der journalistischen Tugenden verlassen. Es wurden Zitate aus dem Zusammenhang gerissen, nach Belieben geschnitten und es wurde verfälschend dargestellt, wenn‘s nicht ins reißerische Konzept passte. Warum wurde in der Story beispielsweise der Eindruck erweckt, die ausländischen Kommentar Arbeitnehmer müssten schwer bewacht im Keller der Ferienanlage ihr Essen einnehmen? In der Anlage gibt‘s keinen Keller. Das haben spätestens die anschließende Reportage eines Zeitungsredakteurs und das Eingeständnis der Urheberin des Berichts in der Talkshow bei Anne Will klar dokumentiert. „Fakten, Fakten, Fakten“, forderte Focus-Chefredakteur Helmut Markwort stets von seinem Team. Sachlich aufbereitet geben sie dem Zuschauer / Leser die Chance, sich selbst eine Meinung zu bilden. „Bild dir deine Meinung“ wirbt denn auch eine große deutsche Tageszeitung. Und diese Möglichkeit sollte den Konsumenten nicht von vornherein genommen werden. Es stellt sich unweigerlich die Frage, wie die Reportage bei seriöser Berichterstattung gewirkt hätte. Beispiele, wie es auch anders funktioniert, gibt‘s genug und sie sind in die Geschichtsbücher eingegangen. Journalisten dürfen sich nicht zu Fürsprechern des allgemeinen Mainstreams machen. Sonst produzieren sie schließlich nur noch Schlagzeilen, die jeder lesen will und mit der sie der Leserschaft das Wort reden. Nicht jede umgefallene Mülltonne ist ein Coup. I Wolfram Linke Wer im Glashaus sitzt Die Fernsehreportage über den Versandriesen Amazon hat die Debatte über Arbeitsbedingungen im Einzelhandel neu entfacht. Ein Leichtes, in dieser Welle der Empörung höhere Löhne, weniger Nachtschichten und mehr unbefristete Arbeitsplätze zu fordern. Aber sollte sich nicht jeder von uns zunächst auf die eigenen Finger schauen? Tragen wir nicht alle ein wenig Mitschuld an der Situation des Einzelhandels? Wir lassen uns im Fachgeschäft um die Ecke beraten – und bestellen dann den gewünschten Artikel im Internet. Wir ordern vom heimischen Computer aus zwanzig T-Shirts – und schicken Dreiviertel zurück, kostet ja nichts. Wir fordern eine prompte Lieferung – wollen aber nicht wissen, wie die das eigentlich machen. Denn gerade diese Undurchsichtigkeit schont komfortabel das Gewissen. Vom kuscheligen Sofa aus sehe ich nicht, wie Tausende Mitarbeiter durch die Großlager hetzen. Wie sie Kartons mit den gewünschten Waren stapeln. Wie LKW um LKW das Gelände verlässt, quer durch die Nacht kurvt, um das Objekt meiner Begierde schließlich direkt an meiner Haustür abzuliefern. Frei Haus, versteht sich. Und bitte so günstig wie eben möglich. Denn Geiz ist geil. Wenn aber Unternehmer am Lohn ihrer Mitarbeiter geizen, dann werde ich ganz großzügig. Natürlich soll auch der Helfer mehr verdienen, mindestens zehn Euro die Stunde. Und wenn denen abends die Füße weh tun, dann sollten die doch mehr Pause machen dürfen! Ach wie jetzt… dadurch steigen die Personalkosten? Alles wird teurer? Und ich müsste am Ende mehr für mein T-Shirt bezahlen? Und keine kostenlose Rücksendung mehr? Hmmm… I Maren Letterhaus

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