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Zdirekt! 03-2017

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Z direkt! Titelthema Z direkt! iGZ-Hospitant Rahman Akhlaghi hat nun eine Ausbildungsstelle Nach der Flucht die Karriereleiter erklommen Manchmal muss man eben einfach nur den berühmten Fuß in die Tür bekommen, ehe man richtig durchstarten kann. Ähnlich erging es Rahman Akhlaghi. Anfang des Jahres hospitierte der damalige Schüler beim Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). Jetzt ist er Auszubildender beim iGZ-Mitgliedsunternehmen meteor Personaldienste in Münster. „Seitdem fühle ich mich wie in einem neuen Leben“, freut sich der gebürtige Afghane. Den Weg dorthin ging der 18-Jährige in großen Schritten. Vor gut zwei Jahren floh er mit seinen Geschwistern nach Deutschland. Seitdem lebt er im Vinzenzwerk in Münster, einer Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In der Schule lernte er Deutsch und steuerte auf seinen Realschulabschluss zu. Um sich auf das Berufsleben vorzubereiten, schaute er dem iGZ-Team während seiner Weihnachtsferien über die Schultern. Dabei lernte er die vielen verschiedene Berufsfelder in einem Arbeitgeberverband kennen. „Beim iGZ habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit im Büro gut gefällt“, berichtet Akhlaghi. „Deshalb wollte ich gerne eine Ausbildung zum Bürokaufmann machen.“ Das Team entscheidet mit Rahman Akhlaghi (2.v.l.) freut sich über die gute Atmosphäre im meteor-Team von Benedikt Mense und Ute Berghaus (r.) Bei der Suche nach einer passenden Lehrstelle half der iGZ gerne weiter und kontaktierte seine Münsteraner Mitglieder. Eines davon ist meteor Personaldienste. „Als mich die Anfrage erreichte, habe ich die Idee erstmal intern mit unserem Team besprochen“, erinnert sich Niederlassungsleiter Benedikt Mense. „Denn natürlich war uns klar, dass die Ausbildung von Herrn Akhlaghi aufgrund sprachlicher und kultureller Hürden verhältnismäßig mehr Ressourcen binden würde.“ Zum gegenseitigen Kennenlernen vereinbarten Mense und Akhlaghi ein zweiwöchiges Praktikum. „Herr Akhlaghi sollte zunächst ein Gefühl dafür bekommen, was wir hier eigentlich machen und wie das Team funktioniert“, so Mense. Der 18-Jährige witterte seine Chance und legte sich mächtig ins Zeug. „Nach seinem Praktikum war das interne Team einstimmig dafür, dass er bei uns als Auszubildender anfängt“, erzählt Mense. „Das war mir auch wichtig, denn am Ende müssen alle mithelfen, damit seine Ausbildung zum Erfolg wird.“ Viele Aufgaben Seit Anfang Mai ist er Mitglied des meteor-Teams. „Ich gebe zum Beispiel Bewerbern Rückmeldung, ob wir sie zum Gespräch einladen oder nicht“, benennt Akhlaghi eine seiner Aufgaben. Außerdem hilft er seiner Kollegin Ute Berghaus bei der Organisation der Belege. „Es ist wichtig, dass die Arbeitszeit richtig erfasst wird und der Urlaub korrekt eingetragen wird“, betont er. Der Azubi gibt die Daten von Krankenscheinen ein und scannt die Belege. „Da ist er mir schon eine sehr große Hilfe“, freut sich Berghaus. Zunächst habe sie sich etwas umstellen müssen, so die Personalsachbearbeiterin. „Ich musste vor allem daran denken, langsam und deutlich zu sprechen“, schmunzelt sie. Doch das sei reine Gewohnheit. Zwei Auszubildende Rahman Akhlaghi ist stolz, den Schritt ins Berufsleben geschafft zu haben. „In meinem Wohnheim gibt es von 20 Jugendlichen nur noch einen weiteren Auszubildenden. Der wird Dachdecker“, berichtet er. „Im Moment ist noch Vieles neu, und ich habe etwas Schwierigkeiten mit der Sprache. Aber ich kann das schaffen“, ist sich der 18-Jährige sicher. Deutsch lernen Benedikt Mense (l.), meteor-Niederlassungsleiter Münster, und Personalsachbearbeiterin Ute Berghaus betreuen den 18-jährigen Rahman Akhlaghi während seiner Ausbildung und helfen ihm in Deutsch auf die Sprünge. Dabei kann er auch auf viel Unterstützung setzen. Die Betreuer im Wohnheim helfen ihm manchmal bei der Übersetzung von Schulaufgaben. „Da lernen die dann auch noch ein bisschen, die sind ja alle Sozialarbeiter und keine Betriebswirte“, schmunzelt Akhlaghi. Außerdem geht er jeden Montag nach dem Berufsschulunterricht zur Nachhilfe. „Eigentlich müsste er mittags wieder in den Betrieb kommen“, erklärt Mense. „Aber wir stellen ihn für die Zeit der Nachhilfe natürlich frei.“ Zusätzlich besucht er noch zwei Deutschkurse – einen für Fachbegriffe und einen für „Alltagsdeutsch“. Was ihm beim Deutschlernen aber am meisten helfe, sei der Kontakt zu den Kollegen. Akhlaghi: „Bei der Arbeit muss ich täglich acht Stunden lang Deutsch sprechen, das hilft mir sehr.“ Außerdem sei er glücklich über den engen Kontakt zu seinen deutschen Kollegen. „Früher hatte ich hauptsächlich mit Persern und Arabern zu tun. Jetzt lerne ich ganz nebenbei viel über Land und Leute.“ Für immer bleiben Dazu gehört auch die deutsche Bürokratie: „Das war schon etwas verrückt. Im Sozialamt wollten sie mir nur eine Arbeitserlaubnis geben, wenn ich einen Arbeitsvertrag habe. Aber den Arbeitsvertrag konnte ich nur mit der Arbeitserlaubnis bekommen“, schüttelt er den Kopf. Letztlich hatte der Mitarbeiter im Sozialamt ein Einsehen und durchbrach den Teufelskreis. Eigentlich hat der gebürtige Afghane nur einen zweijährigen Aufenthaltstitel. Aufgrund des Arbeitsvertrags darf er nun aber bis zum Ende der dreijährigen Ausbildung bleiben. Wie es dann weitergeht, ist noch unklar. Für Rahman Akhlaghi aber steht fest: „Ich hoffe, ich darf für immer bleiben!“ Maren Letterhaus 18 19

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