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Z direkt 02-2016

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Z direkt! Titelthema iGZ-Mitglied initiierte Projekt zur Beschäftigung von Flüchtlingen Arbeit + Sprache = Integration Allen Kahak nimmt den Korb mit Eisenspänen aus dem CNC-Drehautomaten. Über 100 Drehautomaten, Bearbeitungsmaschinen und Montageautomaten sind bei „Böhmler Drehteile“, Zulieferer für die Automobil-Industrie und die Medizintechnik, im Einsatz. Kahak arbeitet dort über das iGZ-Mitgliedsunternehmen Synergie Personal Deutschland GmbH als Produktionshelfer in Zeitarbeit. Der 19-jährige Iraker ist seit zwei Jahren in Deutschland. Als anerkannter Flüchtling steht er dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Allerdings fehlen ihm ausreichende Deutschkenntnisse. Deswegen hat er zunächst nur als Aushilfe gejobbt. Seit April dieses Jahres befindet sich der Iraker erstmals in einem unbefristeten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Zwei- bis dreimal in der Woche bekommt er deutschen Sprachunterricht während der Arbeitszeit. Das Jobcenter der Stadt Pforzheim fördert dieses Integrationsprojekt mit dem Eingliederungszuschuss. Ein Freuen sich über den Projektstart (v.l.): Saskia Ohnmacht, Personalberaterin Synergie/ Projektbeauftragte, Nicole Munk, Geschäftsführerin Synergie, Allen Kahak, Projektteilnehmer, Angelika Domig, Geschäftsführerin Böhmler Drehteile, und Ines Wolf- Vetter, Gebietsleiterin Synergie. halbes Jahr lang gewährt es einen Zuschuss auf den Lohn von Allen Kahak. Damit finanziert Synergie den Sprachkurs und kompensiert teilweise die Nicht-Einsatzzeiten während des Unterrichts. „Es bleibt ein Zuschussgeschäft“, erläutert Ines Wolf-Vetter, Gebiets- leiterin bei Synergie. Aber man wolle so auch soziale Verantwortung übernehmen. Deutschkenntnisse unerlässlich Fünf Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak hat Synergie nach diesem Modell bei verschiedenen Betrieben im Einsatz. Ziel ist es, durch Arbeit und Sprache einen Beitrag zur Integration der Flüchtlinge zu leisten. „Wir erleben hier eine hohe Arbeitsmotivation. Die Sprache stellt, das merken wir immer wieder, ein großes Hindernis dar“, berichtet Wolf-Vetter. Dass ohne Deutschkenntnisse eine vernünftige Integration nicht möglich ist, ist unbestritten. Das Angebot hält mit der Nachfrage nicht Schritt. Im April hat der Chef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Frank-Jürgen Weise, beklagt, dass rund 200.000 Plätze in Integrations- und Sprachkursen fehlen. Roni Hankala, 33 Jahre alt und Flüchtling aus dem Irak, hat in den vergangenen 24 Monaten keinen Sprachkurs besucht. Als Helfer in Lager und Gastronomie hat er sich nicht nur in Deutschland, sondern zuvor auch schon acht Jahre in Griechenland über Wasser gehalten. Mit dem Projekt des iGZ-Mitglieds steigen auch seine Chancen auf eine dauerhafte Arbeitsmarkt-Integration. Das ist auch wichtig: Weil er bereits so lange als anerkannter Asylbewerber im EU-Gebiet ansässig ist, verfügt er in Deutschland über eine unbefristete Niederlassungserlaubnis. 12

„Verzicht auf Bildung ist fatal“ Bei Allen Kahak liegt es nicht am fehlenden Angebot: Nach seiner Ankunft besuchte er ein Jahr lang eine Integrationsklasse inklusive Deutschkurs an einer Schule in Pforzheim. Die Deutschprüfung bestand er jedoch nicht. Statt, wie angeboten, den Kurs noch einmal zu absolvieren, entschied sich Kahak für eine sofortige Arbeitsaufnahme. Er wollte, auch für seine Familie, eigenes Geld verdienen. „So nachvollziehbar diese Entscheidung auch sein mag, so falsch ist sie doch“, erklärt Marcel Speker, Leiter des Referats Arbeitsmarktpolitik beim Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). Gerade Zeitarbeit biete viele Möglichkeiten, Arbeit und Kompetenzaufbau miteinander zu verbinden, wie auch dieses Projekt deutlich mache. „Dazu bedarf es aber entsprechender Anreize und Fördermöglichkeiten. Dass parallel dazu auch der Bezug des Eingliederungszuschusses eher erschwert wird, ist mit Sicherheit das falsche Signal“, betont Speker. Anzeige Titelthema Z direkt! Meisterhaft arbeiten mit LANDWEHR L1 Gewinner setzen auf LANDWEHR-Software Deutschlehrerin engagiert Für den Sprachkurs hat sich Synergie die Dienste einer Deutschlehrerin gesichert. Die Schulung findet in den Räumen des Personaldienstleisters in Pforzheim statt: „Das hat am Anfang zu Verwirrungen geführt. Teilweise sind die Flüchtlinge einfach trotzdem zum Einsatzbetrieb gefahren, weil sie lieber arbeiten als lernen wollten. Sie hatten nicht verstanden, dass sie nicht weniger Geld verdienen, wenn sie am Sprachkurs teilnehmen“, so Wolf-Vetter. Zuerst standen Vokabeln aus dem Arbeitsschutz auf dem Lehrplan. Berufsbezogene Begriffe folgen. Nach zwei Monaten Projektlaufzeit wird sich Wolf-Vetter mit Angelika Domig, Geschäftsführerin des Einsatzbetriebes Böhmler Drehteile, zusammensetzen und ein Zwischenfazit ziehen. Die ersten Eindrücke sind, so Domig, jedoch positiv: „Die Mitarbeiter sind pünktlich und hochmotiviert. Dennoch müssen wir die Arbeit kontrollieren. Der Betreuungsaufwand ist deutlich höher als bei anderen Mitarbeitern, die über Zeitarbeit zu uns kommen. Für uns ist das jedoch auch eine Frage der sozialen Verantwortung, die wir wahrnehmen wollen.“ Clemens von Kleinsorgen www.L1-LANDWEHR.de 13

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