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Z direkt 02-2016

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Z direkt! Titelthema Charly Cheuffa-Pameni: Als Flüchtling in der Zeitarbeit angekommen „Duisburg ist mein Badounka“ Im Alltag offenbart sich häufig der viel zitierte Unterschied zwischen Theorie und Praxis – das gilt auch für die Integration von Flüchtlingen, wie etwa das Beispiel des Kameruners Charly Cheuffa- Pameni zeigt: „Ich habe nette Kollegen. Ab und zu gehen wir nach Feierabend auch mal zusammen essen.“ Cheuffa-Pameni ist längst in Deutschland angekommen. Und das, obwohl er viele – vor allem bürokratische – Hürden zu überwinden hatte. 2003 flüchtete der Zeitarbeitnehmer aus politischen Gründen aus Kamerun. In Frankfurt angekommen mochte ihm zunächst niemand die Flucht vor den Häschern des Kameruner Regimes glauben. „Nach sechs iGZ-Pressesprecher Wolfram Linke (l.) spricht mit Charly Cheuffa-Pameni aus Kamerun. Jahren wurde ich dann endlich als politischer Flüchtling anerkannt“, erinnert sich der 41-Jährige. „Ein Jahr davor, also 2008, sollte ich sogar wieder nach Kamerun abgeschoben werden“, zeichnet Cheuffa- Pameni dramatische Zeiten nach. Dabei habe er 2005 schon eine Arbeitserlaubnis bekommen und dann auch als geringfügig Beschäftigter auf 400 Euro-Basis gearbeitet. Cheuffa-Pameni ist nicht der Typ, der die Hände in den Schoß legt – in Kamerun hatte er vor seiner Flucht eine zweijährige Ausbildung zum Elektrotechniker absolviert. Das nutzte ihm in Deutschland zunächst allerdings wenig: „Ich musste hier nochmals eine 28-monatige Ausbildung zum Elektriker wahrnehmen, bevor ich wieder in meinem Job arbeiten konnte“, erklärt er. Kaum war er damit fertig, ging es ans Bewerbungen schreiben. Das iGZ-Mitgliedsunternehmen Hoffmann Zeitarbeit im Revier GmbH in Duisburg meldete sich bei ihm, und seit 2014 ist Cheuffa- Pameni fest angestellter Mitarbeiter der Firma. Und er fühlt sich offensichtlich sehr wohl: „Ich komme prima mit den Leuten klar und hatte hier noch nie Schwierigkeiten“, freut er sich über das Happy End seines elf Jahre währenden Hindernislaufes. Als Elektriker arbeitet er auf verschiedenen Baustellen, „und jetzt will ich erstmal bis zur Rente bei Hoffmann bleiben“, sagt er und strahlt übers ganze Gesicht. Auch privat wendete sich das Blatt zum Guten – seine Frau folgte ihm aus Kamerun nach Deutschland, und mittlerweile hat das Paar drei Kinder, die alle in Duisburg geboren wurden. „Weil mein Status als Flüchtling nun offiziell anerkannt ist, darf ich jetzt auch wieder meine Verwandtschaft in Kamerun besuchen“, freut er sich über das Wiedersehen mit den Eltern. Aufgrund des Status´ gewährt die Regierung Besuchsrecht. Charly Cheuffa-Pameni macht gern Nägel mit Köpfen – im vergangenen Jahr absolvierte er den Einbürgerungstest. „Den habe ich mit Bravour bestanden“, gibt er lächelnd zu. Nächster Schritt sei der Antrag auf die deutsche Staatsangehörigkeit. „Ich darf nur eine haben, und deshalb werde ich auf den Kameruner Pass verzichten“, erklärt er seinen Schritt. Und warum? „Duisburg ist mein Badounka“, betont er lachend – Badounka ist das Dorf, in dem Charly Cheuffa-Pameni geboren wurde. 10

Titelthema Z direkt! Thomas Altmann berichtet iGZ-Pressereferentin Maren Letterhaus von den Hürden bei der Einstellung eines Flüchtlings. Stolpersteine „Wenn es darum geht, Unterschiede bei der Beschäftigung von Flüchtlingen und anderen Mitarbeitern zu finden, sind wir eher das falsche Beispiel“, schmunzelt Thomas Altmann, Mitglied der Geschäftsführung bei Hoffmann Zeitarbeit im Revier GmbH. Cheuffa- Pameni sei „stinknormal“ bei dem iGZ-Mitglied angestellt. Einziger Unterschied sei, dass er regelmäßig zur Ausländerbehörde müsse, um seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. „Da erinnern wir ihn dann natürlich dran“, versichert Altmann. Ansonsten würden für Cheuffa-Pameni dieselben Rechte und Pflichten gelten wie für jeden anderen Mitarbeiter auch. „Warum sollten wir dort auch Unterschiede machen?“, fragt der 46-Jährige. Die Stolpersteine lägen – wenn überhaupt – in der Zeit, bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben werden kann. „Wir können niemanden beschäftigen, der nicht ausreichend Deutsch kann, um die Sicherheitsunterweisungen zu verstehen“, macht Altmann auf die erste Hürde aufmerksam. Und selbst wenn diese in der jeweiligen Fremdsprache durchgeführt würde, blieben die Probleme am Einsatzort bestehen. „Wenn ich rufe ‚Vorsicht, hinter dir!‘, muss der Mitarbeiter das verstehen können. Sonst lasse ich ihn ja sehenden Auges in eine Gefahr laufen“, nennt der iGZ-Regionalkreisleiter für Duisburg ein Beispiel. Das zweite Problem ergebe sich bei der Anerkennung von Qualifikationen, die der Bewerber in seinem Heimatland erworben hat. „So ein Anerkennungsverfahren dauert schnell mal ein halbes Jahr“, berichtet der Zeitarbeitsprofi aus der Praxis. „So lange können im Normalfall aber weder das Zeitarbeitsunternehmen noch der Bewerber warten.“ Häufig hätten die qualifizierten Bewerber in der Zwischenzeit bereits eine Helfertätigkeit aufgenommen. „Und das können wir uns in Zeiten des Fachkräftemangels nicht erlauben“, betont Altmann. „Uns geht hier irgendwann mal der Laden den Bach runter, wenn wir keine qualifizierten Leute mehr finden“, wählt der Duisburger drastische Worte. Sinnvoller sei es seiner Meinung nach, die beruflichen Qualifikationen schon bei der Registrierung der Flüchtlinge abzufragen. Das Anerkennungsverfahren könnte viel früher beginnen und wäre im Idealfall abgeschlossen, wenn der Flüchtling ausreichend Deutsch gelernt habe, um im Arbeitsalltag zurechtzukommen. „Ansonsten vergeht einfach unnötig viel Zeit“, bringt Altmann es auf den Punkt. Wolfram Linke, Maren Letterhaus Sicherheit geht vor: Thomas Altmann (l.) und Charly Cheuffa-Pameni suchen passende Arbeitshandschuhe aus. 11

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