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FACHMAGAZIN ZEITARBEIT | AUSGABE 04 | 2014

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Z direkt! Titelthema

Z direkt! Titelthema Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger im Interview Faires Einstiegsinstrument Keine Branche nutzt die Zeitarbeit so stark zur flexiblen Personalplanung wie die Metall- und Elektroindustrie. Warum das so ist und welche Folgen eine weitere gesetzliche Regulierung der Zeitarbeit haben würde, verriet Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall, im Gespräch mit iGZ-Redakteurin Maren Letterhaus. Z direkt!: Zwei Drittel der Zeitarbeitskräfte sind in der M+E-Industrie eingesetzt. Warum ist der Bedarf flexibler Personalplanung in Ihrer Branche so hoch? Fickinger: Weil kaum eine andere Branche so wettbewerbsorientiert ist wie unsere. Im Schnitt gehen fast zwei Drittel unserer Produkte ins Ausland, in einigen Unternehmen liegt die Exportquote sogar über 90 Prozent. Wer so stark dem Weltmarkt ausgesetzt ist, bekommt den Pulsschlag der Weltkonjunktur täglich zu spüren – und muss deshalb auch blitzschnell reagieren können. Dass Aufträge über Nacht wegbrechen können, haben die Unternehmen in der großen Krise 2008/2009 erlebt – diese Erfahrung steckt vielen noch tief in den Knochen. Doch genauso schnell kann es dann wieder aufwärts gehen. Solche Auf- und Abschwünge können sie nicht allein über das Stammpersonal abfedern. Z direkt!: Aufgrund der Branchenzuschläge ist Zeitarbeit für die Kundenunternehmen deutlich teurer geworden. Ein Hindernis für Ihre Mitglieder? Fickinger: Stimmt, das ohnehin schon teure Instrument ist noch einmal teurer geworden. Dass es sich am Ende trotzdem für viele Firmen rechnet, zeigt, welchen hohen Wert unsere Unternehmen einer beweglichen Personalpolitik zumessen – Flexibilität hat eben ihren Preis. Z direkt!: Welche Rolle spielt Zeitarbeit als Rekrutierungskanal? Fickinger: Bei den meisten Unternehmen steht sicher der Wunsch nach möglichst großer Flexibilität im Personaleinsatz im Vordergrund – und nicht der Wunsch, Zeitarbeiter erst einmal risikolos zu erproben und dann bei Bedarf übernehmen zu können. Umgekehrt liegt es natürlich nahe, dass sich die Unternehmen, wenn sie denn Personalbedarf haben, zunächst aus dem Pool der Zeitarbeiter bedienen – so verpflichtet man nicht die Katze im Sack, sondern hat sich schon kennen und schätzen gelernt. Z direkt!: Ist es für Langzeitarbeitslose leichter, über Zeitarbeit in der M+E-Branche Fuß zu fassen? »Flexibilität hat eben ihren Preis.« Fickinger: Ich glaube schon, dass die Einstellungshürden in den Köpfen der Menschen sinken, wenn sie einen neuen Mitarbeiter erst unverbindlich testen 14

Titelthema Z direkt! können. Da ist immer auch etwas Psychologie dabei. Außerdem erfährt das Kundenunternehmen gar nichts über die Vorgeschichte des Zeitarbeiters; eventuelle Vorbehalte können so gar nicht entstehen. So gesehen ist Zeitarbeit ein sehr faires Einstiegsinstrument. Z direkt!: Die Bundesregierung plant, Zeitarbeitseinsätze auf maximal 18 Monate zu beschränken. Ihre Meinung dazu? Fickinger: Von einer generellen gesetzlichen Beschränkung der Einsatzdauer halte ich wenig. Dafür sind die Einsatzmöglichkeiten viel zu vielschichtig. Für eine Elternzeitvertretung reichen 18 Monate nicht aus, für ein anspruchsvolles Ingenieurprojekt noch weniger. Dem tragen die Zeitarbeitsfirmen und die DGB-Gewerkschaften einerseits in dem Branchentarifvertragswerk, andererseits auch die Metallarbeitgeber und IG Metall im TV LeiZ durch differenzierte Regelungen Rechnung. Diese Freiheit, durch Tarifvertrag vom Gesetz abweichen zu dürfen, muss unbedingt erhalten bleiben. Nicht die Politik, sondern die Betriebs- und Tarifparteien wissen am besten, was für ein bestimmtes Unternehmen angemessen ist und was nicht. Z direkt!: Wie ist die Stimmung unter den Mitgliedern von Nordmetall mit Blick auf die Pläne der Großen Koalition? »Nicht die Politik, sondern die Betriebsund Tarifparteien wissen am besten, was für ein bestimmtes Unternehmen angemessen ist und was nicht.« Fickinger: Ich könnte jetzt spotten und sagen: Unsere Mitglieder sind leidgeprüft, auch das werden sie noch überstehen. Aber die Politik sollte sich nicht in Sicherheit wiegen. Die M+E-Unternehmen sind zwar das Herz der Wirtschaft, und dieses Herz ist ein Kämpferherz. Doch auch das stärkste Herz macht irgendwann einmal schlapp, wenn ihm die Blutbahnen zu stark eingeengt oder zu viel Belastung auferlegt wird. Z direkt!: Welche Szenarien, in denen ein längerfristiger Einsatz nötig ist, begegnen Ihnen in der M+E-Industrie? Anzeige ES Zeitarbeit - Softwarelösung für mehr Zeit! Die Branchenlösung für Personaldienstleister ES Zeitarbeit ES Personalabrechnung ES Rechnungswesen ES Controlling www.es-software.de 15

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