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CSR-Leitfaden-2020

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20 DER MEHRWERT VON

20 DER MEHRWERT VON CSR IN DER ZEITARBEIT INTERVIEW CSR – Die Chancen überwiegen Michael Winter ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Stakeholder Reporting GmbH. Er berät Unternehmen im Hinblick auf gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit sowie beim Aufbau der hierfür nötigen Organisation und Berichterstattung. Stakeholder Reporting ist heute deutschlandweit eine der führenden Unternehmensberatungen in diesem Feld. Warum ist CSR heute überhaupt so wichtig? Die gesellschaftliche Rolle von Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Viele Themen wie Klimawandel, Achtung der Menschenrechte oder Schutz der Biosphäre lassen sich nur sektorübergreifend angehen, indem Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten. Wir brauchen diesen Dreisprung aus konstruktiver Kritik, verlässlicher und motivierender Rahmensetzung und Marktdynamik. Unternehmen kommt dabei die Rolle zu, innovative Lösungen zu entwickeln, zu finanzieren und zu skalieren. Zugleich wird von ihnen erwartet, ihre negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen zu reduzieren. In jedem Fall müssen sie Verantwortung übernehmen, um den Erwartungen des Gesetzgebers und vieler anderer Interessengruppen (Stakeholder) zu entsprechen und erfolgreich wirtschaften zu können. Für die CSR- Experten unserer Kunden ist das alles nicht neu. Aber was vor wenigen Jahren noch „nice to have“ war, wird plötzlich Business-Case. Auf welche politischen Entwicklungen sollten Personaldienstleister besonders achten? Die Gesetzgeber beschäftigen sich derzeit stark mit Gleichstellung und Diversität – beides CSR-Themen mit engem Bezug zum Personalmanagement. Regelmäßig werden Forderungen zu einer Novellierung des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes laut, mit dem Ziel, die Rechtsdurchsetzung zu verbessern. Parallel hierzu bereitet das Land Berlin derzeit ein Gesetz vor, das Diskriminierung in öffentlichen Einrichtungen unterbinden und die Beschwerdemöglichkeiten verbessern soll. Direkt betroffen ist die Zeitarbeitsbranche von dem Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts zum „Equal Pay“-Grundsatz aus dem Oktober 2019. Damit wird aus einem typischen CSR-Thema plötzlich ein einklagbarer Anspruch. Sehen Sie weitere, für die Zeitarbeit relevante, regulatorische Trends im Bereich CSR? Nach einer Phase der Freiwilligkeit wird CSR zunehmend reguliert. Manche der Regelungen betreffen zunächst nur größere Unternehmen. Dennoch sollten auch kleinere Personaldienstleister die Entwicklung beobachten, weil ihre Kunden zunehmend gesellschaftliche Verantwortung übernehmen müssen und dies auch von ihren Dienstleistern verlangen. Über das geplante Lieferkettengesetz beispielsweise sollen Unternehmen auch für Verletzungen sozialer und ökologischer Mindeststandards ihrer Lieferanten verantwortlich gemacht werden. Seit drei Jahren sind zudem in Frankreich das Antikorruptionsgesetz SAPIN II und EU-weit nationale Gesetze zur nichtfinanziellen Berichterstattung in Kraft. Auch sie nehmen die Wirtschaft stärker für ihre Wertschöpfungsketten in die Verantwortung. Vor diesem Hintergrund sichern sich die Unternehmen zunehmend ab. Sie ergänzen ihre

Zeitarbeit mit Verantwortung – Ein Leitfaden für iGZ-Mitglieder DER MEHRWERT VON CSR IN DER ZEITARBEIT 21 Richtlinien und AGB um Nachhaltigkeitsstandards für Lieferanten, ergo auch für Personaldienstleister, und sie prüfen, ob diese die Vorgaben einhalten. Hinzu kommen Planungen der EU, eine nachhaltige Entwicklung über den Kapitalmarkt herbeizuführen: So sollen Finanzdienstleister künftig die Klima- und Umweltrisiken ihrer finanziellen Engagements transparent machen. Die Folge: Für Unternehmen mit schlechter Nachhaltigkeitsperformance drohen nachteilige Finanzierungskonditionen – von der Aktie bis hin zum kleinen Überbrückungskredit. Die veränderte Investmentstrategie von BlackRock und anderen Großanlegern weist in eine ähnliche Richtung. Die gute Botschaft: Firmen, die aus eigenem Antrieb Verantwortung übernehmen, sichern sich damit – neben dem Wohlwollen anderer Stakeholder – das Vertrauen von Banken, Investoren und Versicherungen. Mehr zu den regulatorischen Entwicklungen findet sich in diesem Leitfaden ab Seite 13. Wie wirkt sich CSR auf die Arbeitskultur aus? CSR wird Teil der Standardprozesse im Risikomanagement, aber auch in Einkaufs-, Vertriebs-, Entwicklungs-, Finanz- und Rechtsabteilungen von Industrie- und Handelsunternehmen. Und die Entwicklung macht auch vor den HR-Departments nicht halt. Sie beschäftigen sich z. B. mit Fragen einer wertschätzenden Arbeitskultur, mit Fehlerkultur, Eigenverantwortung und Agilität. Sie experimentieren mit flachen Hierarchien, verstehen Vielfalt als Bereicherung, setzen auf intrinsische Motivation, Work-Life-Balance, Ideenmanagement und fördern Kollaboration und Corporate Volunteering. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Zugleich haben die Personalmanager einige harte Themen wie Gleichstellung, Antidiskriminierung, Arbeitssicherheit und Gesundheit auf dem Tisch und erwarten, dass die ihnen überlassenen Arbeitskräfte die Standards kennen und danach handeln. Welche Marktchancen bietet CSR den Zeitarbeitsunternehmen? Gesellschaftlich wichtige Themen sind der demografische Wandel und der damit verbundene steigende Bedarf an Fachkräften in technischen Berufen, aber auch in der Pflege oder in der Kinderbetreuung. Dies wird die Nachfrage nach Personaldienstleistungen vor allem im Bereich hochqualifizierter Kräfte voraussichtlich weiter erhöhen. Relevant scheint mir CSR auch als Feld für neue berufliche Qualifizierungen zu sein, mit dem sich gerade Personaldienstleister besonders hervortun können. Ich denke dabei weniger an das Berufsbild des Nachhaltigkeitsmanagers, als an Möglichkeiten, Zeitarbeitskräfte an neuen vernetzten Arbeitsplätzen z.B. als Scrum Master oder Interimsmanager einzusetzen.

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