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Ausgabe 2/2009:

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Durchschnittliche

Durchschnittliche Chancen eines Zeitarbeiters, übernommen zu werden Aus der Sicht von Unternehmen innerhalb der letzten 2 Jahre Gering 23 % 46 % Mittel Chancenlos w.n./k.a 6 % 2 % Groß 23 % reportage Jobs mit Klebe-effekt Eigentlich führte Detlef Teichelmann beruflich ein sorgenfreies Leben: Als Werkzeugmacher verdiente er im deutschen Standort eines großen französischen Konzerns gutes Geld, und nach 28 Jahren in einem Konzern machte er sich keine großen Sorgen um die Zukunft. Pe-S-Geschäftsführer Jens Müller (r.) gratuliert Detlef Teichelmann zur Übernahme in das Stammpersonal des Kundenunternehmens. Dann aber wurde die Dependance geschlossen, mit 50 Jahren stand Teichelmann plötzlich auf der Straße. „Über 100 Bewerbungen“, erinnert sich der heute 54-Jährige, „habe ich geschrieben, ohne Erfolg“. Auch die Agentur für Arbeit habe nur die Schultern gezuckt – mit 50 Jahren stehe man in Deutschland beruflich auf dem Abstellgleis. Zeitarbeit sei für ihn immer ein „rotes Tuch“ gewesen, blickt er gelassen zurück. Gespräche mit Zeitarbeitnehmern, die Firmen mit christlichen Tarifverträgen auf den Leim gegangen seien, prägten nachhaltig seine schlechte Meinung zum Thema Zeitarbeit. Doch Detlef Teichelmann ist nicht der Typ, der die Hände in den Schoß legt: „Ich habe mich mit der Situation arrangiert und schließlich über eine Mitarbeiterin und den damaligen Geschäftsführer den Kontakt zur Pe-S Personal Service GmbH geknüpft“, erklärt Teichelmann. Ein intensives Gespräch mit dem Geschäftsführer, Dipl.-Kfm. Jens Müller, änderte seine Meinung. „Er war sehr gut vorbereitet und stellte gezielt kritische Fragen zur Thematik“, ist Müller noch heute beeindruckt. „Die Mitgliedschaft im Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen, die regelmäßige Kontrolle bei den Kundenbetrieben, die sicherheitstechnische Betreuung durch die Zeitarbeitsfirma, der persönliche Kontakt – ich wurde immer mit meinem Namen angesprochen – Tarifvertragliche Bezahlung und eine vernünftige Urlaubsregelung mit 24 Tagen im ersten und 30 Tagen im zweiten Jahr“, zählt der Werkzeugmacher einige Beispiele auf, was ihm bei einem Zeitarbeitsunternehmen wichtig ist. Doch gleich der erste Einsatz ging sprichwörtlich in die Hose – Teichelmann kam mit dem tns emnid Zeitarbeit in Deutschland – Unternehmensbefragung Mai 2008 Chef der Kundenfirma nicht klar, steckte aber dennoch nicht auf. Und gleich beim zweiten Unternehmen stimmte die Chemie: „Nach zwei Jahren wurde ich dort im November 2008 fest übernommen“, freut sich der 54-Jährige über die neue Chance: „Aus heutiger Sicht würde ich den Weg zu einer Zeitarbeitsfirma viel schneller beschreiten, denn es ist eine sehr gute Möglichkeit für den Wiedereinstieg ins Berufsleben“, stellt er im Nachhinein fest. Und Jens Müller bestätigt die doppelte Chance: „Es ist mit der Anstellung im Zeitarbeitsunternehmen nicht nur der erste Schritt aus der Arbeitslosigkeit, sondern mit dem Klebe-Effekt bietet sich sogar eine zweite Chance, von einem unserer Kundenunternehmen übernommen zu werden“. Die Übernahmequote liege bei knapp 30 Prozent – und entspricht damit dem Durchschnitt in der deutschen Wirtschaft. „In den vergangenen zwei Jahren“, wirft der Geschäftsführer einen Blick in die Zahlen, „haben wir rund 100 Mitarbeiter durch Übernahme verloren. Wir definition: Klebe-effekt freuen uns aber trotzdem jedes Mal riesig, weil die Kunden auch garantiert wiederkommen, weil sie bei uns offensichtlich die für sie passenden Mitarbeiter finden“. Und: das Alter spielt keinerlei Rolle. „Das Alter ist völlig egal, Hauptsache die Leistung und das Know how stimmen“, verweist Müller auf eine weitere Besonderheit der Zeitarbeitsbranche. Gerade Fähigkeiten und vor allem die Erfahrung älterer Arbeitnehmer werde oftmals von den Kundenunternehmen besonders geschätzt und nachgefragt. „Vor der Wirtschaftskrise haben wir unseren Fachkräften sogar eine schriftliche Wiedereinstellungsgarantie gegeben und sie unbefristet beschäftigt“, nennt Müller ein Beispiel für das große Interesse an Facharbeitern – was Detlef Teichelmann nur bestätigen kann. Ein wenig sehnt er sich allerdings nach den vielen kleinen Aufmerksamkeiten und Geburtstagsgeschenken zurück, die er immer in der Zeitarbeitsfirma bekommen hat… Für die arbeitsmarktpolitische Funktion der Zeitarbeit ist dabei der so genannte „Klebeeffekt“ bedeutsam. Der Zeitarbeitnehmer wird beim Kundenunternehmen auf Herz und Nieren geprüft. Wenn er gut arbeitet und die Firma die Stelle dauerhaft besetzen möchte, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Kollege auf Zeit den Job bekommt. Darüber hinaus gibt es noch einen Integrationseffekt. Viele Zeitarbeitnehmer sammeln an ihren wechselnden Einsatzorten berufliche Erfahrung und können sich mit diesen Kenntnissen besser auf eine Stelle abseits der Zeitarbeitsbranche bewerben. Wie groß der Klebeund Integrationseffekt ist, ist nicht genau bekannt. Wie eine Befragung von 210 Zeitarbeitsunternehmen mit 53 000 Mitarbeitern ergab, wird jeder vierte Zeitarbeitnehmer, wenn er seine Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt hat, direkt vom Kundenunternehmen übernommen. 6 7

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