AIP-Herausgeber Peter Gröger und seine Ehefrau Monika Gröger leisteten logistische iGZ-Schützenhilfe Der erste IGZ-Vorsitzende Dietmar Richter im Gespräch mit dem Berater Edgar Schröder RA Dr. Oliver Bertram bereitete juristisches VBG-Gutachten vor Motivierter Mittelstand in der Zeitarbeit macht mobil Z direkt! sprach mit einigen „Gründungsvätern“ über die turbulenten Anfänge des iGZ. Herr Gröger, als Herausgeber des AIP haben Sie in der Ausgabe Januar 1998 zur drastischen Steigerung der VBG-Beiträge für Zeitarbeitsunternehmen einen Bericht und einen geharnischten kritischen Kommentar veröffentlicht. Wie reagierte die Branche? Gröger: Es meldeten sich bei mir kurz hintereinander zwei Branchenvertreter und meinten, man müsse gegen diese Beitragserhöhungen offensiv vorgehen. Es handelte sich hierbei um Dietmar Richter und Karl-Heinz Wolff. Ich habe diese beiden Herren dann miteinander bekannt gemacht und ihnen Unterstützung auf publizistischer Ebene zugesagt. Aber zwei Leute sind noch keine „Massenbewegung“ – wie ging es weiter? Gröger: Wir verabredeten in der AIP-Folgeausgabe den Abdruck eines Aufrufes unter der Überschrift „Kleine und mittelständische Unternehmen machen mobil!“ und baten interessierte Betroffene, gemeinsam „Dampf“ zu machen gegen die fast übermächtige VBG. Wie war die Resonanz in der Branche? Gröger: Ende Februar 2008 waren es bereits knapp 40 Zeitarbeitsunternehmen, die mit den beiden „Obmännern“ in Kontakt getreten sind. Herr Wolff, wie haben Sie diese Phase erlebt? Wolff: Alles hatte zu Beginn einen etwas konspirativen Charakter. Da wir zunächst etwas unsicher und verbandspolitisch wenig erfahren waren, wollten wir alle Schritte vor- und umsichtig angehen, um keine schlafenden (VBG) Hunde zu wecken. interview Ideen, Initiativen, Impulse: iGZ - Gründungsväter und Zeitzeugen im Rückblick Viele kleine und mittelständische Zeitarbeitsbetriebe befürchteten Schlimmes: Nicht nur die schleppende Konjunktur machte ihnen Mitte der 90er Jahre arg zu schaffen, sondern es waren vor allem auch die diskutierten neuen Gefahrtarife der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG), die arge Bauchschmerzen und finanziellen Frust verursachten. Mutige Branchenvertreter steckten vor dieser Herausforderung nicht den Kopf in den Sand, sondern ergriffen mutig die politische Initiative. Jetzt erst recht – dachten sie und hielten dies für den besseren Weg als das Klagen über ungerechte Entwicklungen. Herr Richter, wo und wann kam es dann zum ersten Treffen der „Protestler“? Richter: Ein erster Gedankenaustausch fand am 7. März 1998 im Winfridenhaus an der Bergstraße statt. Es kamen etwa 40 Teilnehmer/innen, darunter neben Wolff u.a. Thomas Bäumer von der Zeitarbeitsfirma Verfürth, deren Sicherheitsberater und VBG-Experte Bruno Siemer und der Branchenberater Edgar Schröder sowie Peter Gröger. Hierbei zeichnete sich nach durchaus kontroverser Diskussion ab, dass als nächster Schritt die Gründung einer Interessengemeinschaft, aber noch nicht eine Verbandsgründung sinnvoll sei. Gab es bei diesem Treffen schon inhaltliche Vorschläge bzw. konkrete Strategien zur weiteren Vorgehensweise? Richter: Neben möglichen Ansatzpunkten systembezogener Art für ein erfolgversprechendes Vorgehen gegen die VBG-Beitragserhöhung verabredeten wir juristische Widerspruchsund Klagestrategien, um unsere Ziele voranzutreiben. Auch wollten wir uns einen Platz in der VBG-Vertreterversammlung ergattern, da dort über Satzungen die entscheidenden Rahmenbedingungen festgelegt werden. Alles Weitere sollte auf der Gründungsversammlung der „Interessengemeinschaft“ am 28. März in der Gaststätte „Himmelreich“ (Münster) diskutiert werden. Aus der Idee wurde dann in Münster die Initiative vereinsrechtlich gegründet und u.a. von Ihnen, Herr Edgar Schröder, beraten. Auf welche Ziele hat man sich dort geeinigt? Schröder: Am 28. März 1998 hat sich in Münster unter Beteiligung von zunächst 58 Zeitarbeitsunternehmen die „Interessengemeinschaft Deutscher Zeitarbeitsunternehmen/ iGZ“ gegründet. Da die Verwaltungsberufsgenossenschaft durch ihre Beitragserhöhung zum 01.01.98 die wirtschaftliche Existenz vieler kleiner und mittelständischer Zeitarbeitsunternehmen aufs Spiel setzte und der etablierte Bundesverband der Zeitarbeitsunternehmen (BZA) bisher nicht viel dagegen getan hatte, war es an der Zeit, dass sich diese mittelständischen Firmen selbst zusammenschlossen. Ziel der iGZ war es u.a.: 1. festzustellen, ob die VBG überhaupt für Zeitarbeitsunternehmen zuständig ist; 2. rechtliche Möglichkeiten zu schaffen, mit einem Musterprozess diese Erhöhung wieder rückgängig zu machen; 3. juristische Schritte gegen die Arbeitsweise der VBG einzuleiten und eine Gleichbehandlung der (Leasing) Mitarbeiter mit den (Kunden) Mitarbeitern zu garantieren. Wie setzte sich der erste gewählte iGZ-Vorstand zusammen? Schröder: Zum 1. Vorsitzenden wurde Herr Richter aus Münster gewählt, seine Stellvertreter waren Thomas Bäumer (Münster), Peter Jackwerth (Ingolstadt) und Dieter Gericke (Hamburg) sowie als Schriftführer/Kassierer Karl-Heinz Wolff aus Hemer. Gleichzeitig wurden unter den Vorständen regionale Zuständigkeiten für Nord/Mitte/Süd in Deutschland festgelegt. Der iGZ-Zug hatte also Fahrt und Tempo aufgenommen. Was war die nächste Station? Richter: Eine öffentliche Versammlung für die gesamte Branche in Osnabrück am 24. Juni mit dem Gastredner Prof. Dr. Hamer zum Thema „Berufsgenossenschaften müssen auf den Prüfstand“ und ein Referat von RA Dr. Oliver Bertram (damals noch Ass.jur.) zum Stand des in Auftrag gegebenen Gutachtens über rechtliche Angriffspunkte gegen die VBG-Gefahrtarife für die Zeitarbeit. Dort nahmen rund 260 Branchenvertreter/innen teil und man verabredete weitere öffentlichkeitswirksame Aktionen. Wann stellten sich die ersten iGZ-Erfolge ein? Schröder: Herr Richter erhielt Ende 1998 in der neuen VBG-Vertreterversammlung den zusätzlichen 3. Platz für unsere Branche. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass dieses nur durch ein Agreement mit dem BZA so „geräuschlos“ möglich war. Abgesehen von den massiven, strukturell bedingten Schwachstellen des BZA-Verbandes (Stichwort: Etikette für die großen Unternehmen; keinerlei initiative Mittelstandspolitik) war es unseres Erachtens sinnvoll, dass die Branche gegenüber der VBG an einem Strang zieht. Das hatte rein gar nichts mit einem Schmusekurs zu tun, sondern war diplomatischer Pragmatismus. Die veränderte iGZ-Satzung sah dann im Jahre 2000 den erweiterten Status „eines ordentlichen Unternehmens- und Arbeitgeberverbandes“ vor. Was bedeutete dies für die weiteren Ziele? Schröder: Zu beklagen war damals ein massiver Lohnwucher in der Branche. Die Preisspirale zeigte bei den Verrechnungssätzen stark nach unten. Deshalb hatte ich angeregt, die weitgehend „tariffreie Zone“ in der Zeitarbeitsbranche zu beenden und sich aktiv für soziale (tarifliche oder gesetzliche) Mindeststandards einzusetzen und im Gegenzug das AÜG zu liberalisieren. Dies fiel bei den Mittelständlern im iGZ auf fruchtbaren Boden und ist ja dann auch später vom Verband in die Tat umgesetzt worden. Herr Wolff, damals gab es noch viele Berührungsängste unter den Zeitarbeitsakteuren und man wollte sich von Wettbewerbern ungern in die Karten schauen lassen. Wie war das Binnenklima bei den ersten iGZ-Treffen? Wolff: Erstaunlich solidarisch, kampfeslustig, sachorientiert und von guter Kollegialität geprägt – eigentlich ein Novum in der damals noch wenig organisierten Zeitarbeitsbranche. Um die Ziele verwirklichen zu können, brauchte der Verein auch finanzielle Mittel. Woher kamen die? Schröder: Ausschließlich aus Beiträgen, die von den Mitgliedern erhoben, auf 100 Deutsche Mark pro Monat festgelegt und von mir geprüft wurden. Diese Einnahmen sollten für Sachausgaben verwendet werden wie z.B. Papier- und Schreibkosten, Porto, Fahrtkosten, Kosten für Rechtsberatung und für Gutachtenerstellung. Viele neue Mitglieder, intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, strategisches Marketing – ging das alles ehrenamtlich? Richter: Zunächst haben wir gemeint, das alles nehmen unserem operativen Zeitarbeitsgeschäft rein ehrenamtlich organisieren zu können zusammen mit einer hauptamtlichen Sekretärin als Halbtagskraft. Dann aber erkannten wir schnell, dass die zahlreichen gesteckten Aufgaben zwangsläufig nur zu bewältigen sind, wenn sich die iGZ stärker professionalisiert und effiziente Strukturen aufbaut. So kam es zur Anstellung der ersten Verbandsassistentin Anna Fabritius, die einen engagierten Job machte und die Fäden in der Münsteraner Geschäftsstelle zusammenhielt. Wolff: Der entscheidende Sprung nach vorn ist uns dann durch die Verpflichtung von Rechtsanwalt Werner Stolz als Verbandsgeschäftsführer gelungen. Nicht zuletzt hat er es in den letzten Jahren mit seiner Fachkunde und seinem unermüdlichen Einsatz geschafft, die recht lockere „Interessengemeinschaft“ zu einem starken „Arbeitgeberverband“ fortzuentwickeln. Ihm gilt deshalb auch mein besonderer Dank für das, was der iGZ heute ist: Ein Verband, der die Interessen seiner über 1.200 Mitglieder bestens vertritt und der sich durch seine professionelle Arbeit ein hohes politisches Ansehen verschafft hat. Gröger: Die iGZ-Erfolgsgeschichte ist wirklich beachtlich! Die Mitgliederzahl wuchs stetig, das ge-sellschaftspolitische Gewicht nahm ständig zu und aus der Ursprungsidee mit dem einen „VBG- Punkt“ wurde ein kompetentes Sprachrohr der gesamten mittelständischen Zeitarbeitsanliegen – Chapeau und herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten zum Jubiläum! Vom iGZ-Gründungsmitglied zum BZA-Tarifverhandlungsführer – von der Verfürth GmbH zum Weltkonzern Adecco: Thomas Bäumer Coachte nicht nur im Märkischen Kreis, sondern auch den iGZ: Karl-Heinz Wolff Die ersten hauptamtlichen Kräfte in Münster: Anna Fabritius und Werner Stolz 4 5
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