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Ausgabe 2/2007:

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12 | Berufsbilder in der

12 | Berufsbilder in der Zeitarbeit Interview mit DGB-Chef Sommer | 13 BERUFSBILD: GESCHÄFTSFÜHRER EINES ZEITARBEITSUNTERNEHMENS In einer Serie befasst sich Z direkt! mit typischen Berufsbildern aus dem internen Personal eines Zeitarbeitsunternehmens. Heute im Visier: der Geschäftsführer eines Zeitarbeitsunternehmens. Ein Berufsbild, das streng genommen keines ist, weil die Tätigkeit weder im klassischen Sinn erlernbar ist, noch allgemeingültigen Kriterien unterliegt. Sie ist vielmehr so facettenreich wie die Branche selbst. Z direkt! hörte sich bei fünf Geschäftsführern und Geschäftsführerinnen von iGZ-Mitgliedsunternehmen um. Inka Becker, Profil Personaldienstleistungen I. Becker & Partner GmbH, München Worin liegen die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit als Geschäftsführer? Frank: Neben der Geschäftsführung im eigentlichen Sinne, also der Richtungsvorgabe, dem Vertrieb und Marketing sowie der Kostenkontrolle, halte ich vor allem intern die Fäden zusammen. Borchert: In der strategischen Führung des Unternehmens und seiner Vertretung nach innen und außen. Becker: In der gesamten Steuerung des Unternehmens in betriebswirtschaftlicher und strategisch-planerischer Hinsicht; außerdem in der Ausrichtung unserer Dienstleistungen nach den Bedürfnissen des Marktes. Meine Leitlinien sind: Lenken, Leiten und Begleiten. Gibt es regionale bzw. firmenspezifische Besonderheiten Ihrer Geschäftsführertätigkeit? Wolfgang Borchert, Rehnelt Zeitarbeit GmbH, Lüneburg Borchert: Mit seinen 20 Niederlassungen ist das von mir geführte Unternehmen in zehn Bundesländern vertreten. Sabine Frank, A-Plus Personaldienstleistung GmbH, München In meiner Funktion muss ich mich deshalb auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Ost und West einstellen. Jürgens: Am Standort Hamburg gibt es mit über 700 Personaldienstleistern mehr Zeitarbeitsunternehmen als in anderen Städten. Sich in dieser großen Konkurrenzsituation durchzusetzen, ist eine besondere Herausforderung. Lothmann: Die Pflege unseres weitverzweigten Netzwerks, das in vielen Bereichen von großem Nutzen ist. Welche Fähigkeiten sollte ein Geschäftsführer mitbringen? Jürgens: Klare Zielvorstellungen, Ausgewogenheit zwischen kaufmännischem Verantwortungsbewusstsein und menschlicher Nachsichtigkeit sowie die Bereitschaft, sich ändernden Gegebenheiten aktiv und vorausschauend anzupassen. Becker: Neben fachlichem Know-How Roger Lothmann, ZAQ Personaldienstleistungsgesellschaft mbH, Aachen und der Bereitschaft, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln, gehören auch Stressresistenz und eine gesunde Portion Mut zum Rüstzeug eines guten Geschäftsführers. Lothmann: Er muss ein Allround-Talent sein, gerade bei kleineren Unternehmen. Besonders wichtig ist ein Gespür für die Bedürfnisse des Kunden. Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit besonders? Heidrun Jürgens, Heidrun Jürgens Zeitarbeit + Arbeitsvermittlung GmbH, Hamburg Jürgens: Dass ich als Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens weiterhin die Möglichkeit habe, aktiv im Tagesgeschäft mitzuwirken. Becker: Die unternehmerische Freiheit, die gesteckten Ziele auch tatsächlich realisieren zu können. Frank: Die Vielseitigkeit. Ich komme mit den verschiedensten Menschen und Branchen in Kontakt. Es ist einfach ein gutes Gefühl, Menschen zu verbinden. „BRANCHE MUSS SICH ÖFFENTLICH VON SCHWARZEN SCHAFEN DISTANZIEREN“ Herr Sommer, die Tarifgemeinschaft des DGB hat mit den beiden großen Verbänden der Zeitarbeitsbranche – dem iGZ und dem BZA – Tarifverträge abgeschlossen, die den Beschäftigten spürbare Verbesserungen gebracht haben.Auf der DGB-Internetseite findet sich hierzu der Hinweis: „Bisher wurde mit dem Begriff „Zeitarbeit“ häufig Lohndumping verbunden. Die Tarifverträge der DGB-Gewerkschaften setzen dem ein Ende. Sie sorgen für eine neue Qualität in der Zeitarbeitsbranche und beinhalten die Chance, die Zeitarbeit zu einer ganz normalen Tarifbranche zu entwickeln.“ Sind Sie ein bisschen stolz darauf, dass Sie dies zusammen mit den Tarifpartnern geschafft haben? Es war und ist richtig, die Zeitarbeitsbranche tarifvertraglich zu regeln.Das mussten wir allein schon wegen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes. Uns war klar, dass wir damit vom Grundsatz Equal-Pay abgewichen sind. Wir wussten aber auch, dass die sogenannten „christlichen Gewerkschaften“ mit ihrem Tarifabschluss eine niedrige Entgelthöhe tarifiert hatten. Positiv ist, dass es gelang, im Rahmen einer DGB- Tarifgemeinschaft diese Verhandlungen bis heute zu führen. Grundsätzlich ist es aus Gewerkschaftssicht natürlich immer besser, Arbeitsbedingungen und Entgelte in einer Branche tarifvertraglich zu regeln, als dies den einzelnen Unternehmen zu überlassen. Tarifverträge nutzen den Beschäftigten und ermöglichen einen halbwegs geordneten Wettbewerb im Geltungsbereich. Flexibilität und Sicherheit sind wichtige Vokabeln, wenn es um die Beschreibung zukünftiger Arbeitsverhältnisse geht. Wie kann aus ihrer Sicht das Begriffspaar sinnvoll zusammengebracht werden – insbesondere, wenn Sie dabei an die Zeitarbeitsbranche denken? Für Flexibilität in der Arbeitswelt haben die Gewerkschaften durchaus Verständnis, aber der Einsatz von Zeitarbeit darf nicht Überhand nehmen. Es muss verhindert werden, dass Stammarbeitsplätze durch einen zu hohen prozentualen Anteil von Zeitarbeitern verdrängt werden. Wir wollen keine Zweiklassengesellschaft im Betrieb. Neben der berechtigten Kritik der Gewerkschaften an den unredlichen Machenschaften einzelner Zeitarbeitsfirmen, glauben Sie nicht auch, dass in der öffentlichen Diskussion häufig zu kurz kommt, dass die Branche nicht nur aus schwarzen Schafen besteht und sich vielmehr der weit überwiegende Teil der Unternehmen entschieden von diesen Einzelfällen distanziert? Schwarze Schafe wird es immer geben. Es sollte aber im Interesse der Zeitarbeitsunternehmen selbst und ihrer Verbände liegen, offensiv gegen Lohndumping in der Zeitarbeit vorzugehen. So könnte die Branche sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Beschäftigten ein besseres Image bekommen. Dazu gehört dann auch eine öffentliche Distanzierung von sogenannten schwarzen Schafen. Worin sehen Sie die Rolle der Zeitarbeit heute und in Zukunft? Die Zeitarbeit ermöglicht mit ihren über 600 000 Beschäftigten den entleihenden Betrieben bereits eine erhebliche Flexibilität. Die Zeitarbeit sollte sich aber auf das konzentrieren, wozu sie eigentlich gedacht war - zur Abfederung von Auftragsspitzen oder unvorhergesehene Ereignissen. Wir brauchen eine Verzahnung der Tarif- und Betriebspolitik, damit der Anteil der Zeitarbeit in Zukunft nicht weiter „ausufert“. Wenn es anders nicht gelingt, muss dafür die Mitbestimmung des Betriebsrats ausgeweitet werden. In Zukunft bedarf es weiterer Regelungen für die Tarifierung der Zeitarbeit, zum Beispiel im Bereich von Branchenzuschlägen, Qualifizierungsmaßnahmen, Fahrtkostenregelungen. Von dieser Gestaltung wird es wesentlich abhängen, ob Zeitarbeit sowohl von den Zeitarbeitsbeschäftigten selbst als auch von den Beschäftigten in den Einsatzbetrieben akzeptiert wird. Das kann gelingen, wenn Zeitarbeit nicht als reines Kostensenkungsinstrument eingesetzt wird. DGB-Vorsitzender Sommer im Gespräch mit Z direkt! Schulung + Beratung für die Zeitarbeit ANZEIGE Rainer Moitz Personalberater mit 10-jähriger Erfahrung Mobil: 01 72 6 69 24 24 Internet: www.Moitz.eu 2/2007 Z direkt!

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