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Ausgabe 2/2006:

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| 16 Perspektive

| 16 Perspektive Zeitarbeit EINE BRANCHE NORMALISIERT SICH UND SCHAFFT PERSPEKTIVEN „Das Signal von Münster“ fordert weitere Perspektiven der Politik für die Branche Moderator Manfred Erdenberger hatte die Botschaft der Podiumsdiskussion in seinem Schlusswort als „Signal von Münster“ bezeichnet. Und dieses Signal war eindeutig: Die Zeitarbeit ist eine Branche, die Menschen Perspektiven auf einen Arbeitsplatz bietet. Gleichzeitig jedoch benötigt sie ihrerseits Perspektiven von der Politik. Dr. Axel Bürger: „Zeitarbeit hat eine Perspektive, wenn sie sich noch stärker darauf konzentriert, welche Möglichkeiten es für sie im Hochpreis-Segment gibt.“ Es war ein wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischer Rundumschlag, dem sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion unter der Moderation des Radio-Journalisten Erdenberger stellten. Sie diskutierten, bisweilen kontrovers, über die Fragen, die die Branche bewegt. So traten Meinungsunterschiede unter den Diskutanten erwartungsgemäß beim Thema Mindestlohn auf. Während der iGZ-Bundesvorsitzende Volker Homburg und der DGB-Tarifexperte Reinhard Dombre Seit` an Seit` für einen Mindestlohn für die Zeitarbeitsbranche warben, stritten der arbeitsmarktpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dr. Ralf Brauksiepe und der FDP-Abgeordnete Daniel Bahr über die Wirksamkeit der von der Bundesregierung vorgesehenen Maßnahmen für den Niedriglohnsektor. Für Homburg („Wir haben die Sorge, dass Reinhard Dombre: „Zeitarbeit hat nur dann eine Perspektive, wenn die Politik das Thema Mindestlohn begleitet, um so den Tarifvertragsparteien die Möglichkeit zu geben, sittliche Untergrenzen zu tarifieren.“ wir den entstehenden Wirtschafts-Optimismus nicht umsetzen können, weil wir in einen unaufhaltsamen Lohn-Unterbietungswettbewerb gezwungen werden. Das müssen wir verhindern. Daher setzen wir uns für einen Mindestlohn ein.“) und Dombre („Wir wollen die Zeitarbeit zu einer tarifpolitisch normalen Branche entwickeln und vermeiden, dass es diese Abwärtsspirale bei den Löhnen in Zukunft noch weiter gibt.“) ist die Zielsetzung klar. Daniel Bahr MdB: „Zeitarbeit hat eine Perspektive, weil sie den Unternehmen mehr Flexibilität gibt und dazu beiträgt, dass mehr Menschen in Deutschland in Arbeit kommen.“ Immerhin: Sowohl Brauksiepe („Wir sind grundsätzlich bereit auch das Entsendegesetz auf andere Branchen und damit auch auf die Zeitarbeit unter bestimmten Bedingungen auszudehnen. Es ist immer besser, wenn man tarifliche Lösungen hat, als wenn man politische Lösungen braucht.“) als auch Bahr („Mindestlohn wie er hier diskutiert wird ist ja das, was in Tarifverhandlungen als Untergrenze festgeschrieben werden soll. Das ist etwas, wo wir Liberalen uns gar nicht gegen sperren.“) signalisierten Sympathien für den vom iGZ angestrebten Mindestlohn im Rahmen eines Tarifvertrages mit anschließender Allgemeinverbindlichkeitserklärung durch den Bundesarbeitsminister. Z direkt!

17 | Perspektive Zeitarbeit Sympathien gab es jedoch nicht für die jeweils andere Position beim Mindestlohn. Daniel Bahr war der Meinung, dass ein gesetzlicher Mindestlohn völlig überflüssig sei: „Wir haben heute schon zwei Mindestlöhne. Der eine ist die Sozialhilfe, darunter wird keiner arbeiten. Und der andere ist der Tariflohn der tarifgebundenen Unternehmen. Darunter wird auch nicht eingestellt.“ Dem entgegnete Brauksiepe, dass dies nicht für die aus dem EU-Ausland einreisenden Arbeitnehmer gelte: „Was ist, wenn wir in Polen einen Mindestlohn von 1,16 Euro haben und in Lettland einen Mindestlohn von 71 Cent? Das sind EU-Länder. Die Menschen können hier zu uns kommen, haben aber keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld-II. Und daher stellt sich die Frage, wo wir hier die sittliche Untergrenze sehen und wie wir verhindern, dass hier bei uns die Löhne ins Bodenlose absinken.“ Einig waren sich die Diskutanten schließlich über die Rolle, die Zeitarbeit in Deutschland spielt. So bescheinigt Dr. Axel Bürger vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Branche: „Wir glauben, dass in der Zeitarbeit noch große Chancen liegen. Die Entwicklungen zu mehr Ingenieurleistungen ist eine gute Chance um noch einen größeren Aufschlag hinzubekommen. Ein verbessertes Image für die Branche ist eine Chance in neue Märkte hineinzugehen.“ Die Vertreterin des Bundesarbeitsministeriums, Dr. Rose Langer, machte deutlich: „Ich wünsche mir schon, dass eine schnelle und passgenaue Arbeitsvermittlung, dazu zähle ich auch die Zeitarbeit, dazu beitragen kann, dass die offenen Stellen, die wir in diesem Lande haben, möglichst zügig und passend besetzt werden. In diesem Zusammenhang hat die Zeitarbeit in der Vergangenheit eine große und wichtige Rolle gespielt und sie wird diese auch sicher weiter spielen.“ Während sich Dr. Ralf Brauksiepe zunächst einmal über das Erreichte freut („Ich finde es erst einmal generell gut, dass das Thema Zeitarbeit aus der Schmuddelecke heraus gekom- men ist, in der es früher gewesen ist und ich denke, dass dieser Verband dazu auch einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.“), erkennt Daniel Bahr noch weitere Entwicklungspotenziale. Er sieht hier allerdings auch den Gesetzgeber in der Pflicht, diese Potenziale durch entsprechende Regelungen Dr. Rose Langer: „Zeitarbeit hat eine Perspektive, weil sie Menschen eine Chance bietet entweder als Berufseinsteiger erste Erfahrungen zu sammeln oder als älterer Arbeitnehmer Vorurteile abbauen zu können.“ abrufbar zu machen: „Es gibt immer noch viele Hindernisse, die die weitere Entwicklung der Zeitarbeit in Deutschland behindern. In Deutschland ist der Anteil der Zeitarbeit an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen bei 1 bis 1,5 Prozent, wobei in Großbritannien ein viel weniger regulierter Arbeitsmarkt Quoten von 4 bis 5 Prozent zulässt. Da sehen Sie, was da für noch für Wachstumszahlen drin sind. Das zeigt, dass Zeitarbeit auch hier den Unternehmen noch viel, viel mehr Flexibilität geben kann.“ Dr. Ralf Brauksiepe MdB: „Zeitarbeit hat eine Perspektive, weil sie den Flexibilitätsbedürfnissen der Wirtschaft entgegen kommt, die auf andere Weise nicht befriedigt werden.“ Z direkt!

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