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Zdirekt! 03-2019

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26 NACHGEFRAGT Anzeige BU- CHEN Die Zeitarbeit beschäftigt in Deutschland überdurchschnittlich viele Menschen mit Vermittlungshemmnissen. Welche Rolle schreiben Sie der Branche im Sozialen Arbeitsmarkt zu? Die neue Förderung unterscheidet sich von bisherigen Regelinstrumenten und Programmen durch Dauer (bis fünf Jahre) und Höhe (bis 100 Prozent) sowie durch die Einbeziehung aller Arbeitgeber unabhängig ihrer Art, Rechtsform, Branche und Region. Die Kriterien Zusätzlichkeit, öffentliches Interesse und Wettbewerbsneutralität sind entfallen. Neu ist vor allem die Finanzierung eines Coachings, mit dessen Hilfe die Arbeitsverhältnisse unterstützt und stabilisiert werden sollen. Zudem wurden die neuen Förderinstrumente transparent und einfach handhabbar gestaltet. Das eröffnet auch der Zeitarbeitsbranche Möglichkeiten, sich auf dem Sozialen Arbeitsmarkt zu etablieren und den Betroffenen Teilhabechancen zu eröffnen. Betonen möchte ich aber in diesem Zusammenhang, dass es sich bei den zu fördernden Personen um sehr arbeitsmarktferne erwerbsfähige Leistungsberechtigte handelt, die bisher nicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden konnten. Die öffentlich geförderte Beschäftigung muss daher so angelegt sein, dass sie die Beschäftigungsfähigkeit verbessert und Übergänge in eine ungeförderte Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt mittel- bis langfristig ermöglicht. Das bedeutet, die Qualifikationsanforderungen unter anderem der Zeitarbeitgeber dürfen nicht zu hoch sein. Wie muss sich aus Ihrer Sicht der Soziale Arbeitsmarkt entwickeln, um zum langfristigen Erfolgsmodell zu werden? Wir gehen mit dem Teilhabechancengesetz seit Anfang dieses Jahres ganz neue Wege: Es kommt jetzt nicht mehr nur darauf an, ein Angebot eines staatlich finanzierten Sozialen Arbeitsmarktes zu unterbreiten, sondern auch dafür zu sorgen, dass eine Beratungsperson, ein Coach, die Menschen begleitet, um die vielfältigen Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen, zu überwinden. Wie muss sich die Zeitarbeit aufstellen, um hier dauerhaft erfolgreich zu sein? Mein Ansatz für die Zukunft unseres Sozialstaates ist, nicht nur mit finanziellen Mitteln zu helfen, sondern mehr personelle Hilfe zu geben, um Menschen aus der Langzeitarbeitslosigkeit zu befreien. Die Erfahrung zeigt: Häufig sind familiäre Umstände für einen längeren SGB II-Bezug verantwortlich. Dieser kann nicht nur mit Geld überwunden werden, es bedarf hier eines ganzheitlichen Coachings. Wird sie hierfür politische Anerkennung erfahren? Es zeichnet sich bereits heute ab, dass der von uns geschaffene Soziale Arbeitsmarkt als Jobbrücke für Langzeitarbeitslose ein Erfolgsmodell ist. Ende Juli 2019 waren schon rund 21.000 Langzeitarbeitslose in öffentlich geförderte Beschäftigungen vermittelt. Jeder Akteur auf dem Sozialen Arbeitsmarkt – auch der Zeitarbeitgeber – muss sich seiner besonderen Verantwortung bewusst sein und die betroffenen Menschen verstärkt in den Blick nehmen, um deren Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Nur so wirken wir aktiv der Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland entgegen. Landeskongress Nord 13. November 2019 Media Docks | Lübeck www.ig-zeitarbeit.de/veranstaltungen

Z direkt! 03/2019 NACHGEFRAGT 27 Fördermaßnahmen für Arbeitslose ZIELGRUPPE ALLGEMEINER ARBEITSMARKT 75% + Coaching ≥ 2 Jahre arbeitslos Sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis Föderdauer: 2 Jahre Zuschuss: 75 % (sinkt im 2. Jahr auf 50 %) Coaching: Ganzheitliche beschäftigungsbegleitende Betreuung während der gesamten Förderdauer Qualifizierung: Ergänzende Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen des SGB II bei Vorliegen der Förderung ZIELGRUPPE SOZIALER ARBEITSMARKT 100% Lohnkostenzuschuss Lohnkostenzuschuss + Coaching ≥ 6 Jahre ALG-II-Bezug über 25 Jahre alt Sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis Föderdauer: 5 Jahre Zuschuss: 100 % (sinkt im 3. Jahr um 10 % jährlich) Coaching: Ganzheitliche beschäftigungsbegleitende Betreuung während der gesamten Förderdauer Qualifizierung: Ergänzende Weiterbildung und betriebliche Praktika sind möglich. Weiterbildungskosten bis insgesamt 3.000 Euro werden übernommen.

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