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Zdirekt! 03-2019

12 TITELTHEMA

12 TITELTHEMA Digitalisierung ändert Arbeitsabläufe spürbar Laut der neuesten veröffentlichten Studie „LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität“ haben rund 6,2 Millionen Deutsch sprechende Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben (12,1 Prozent der entsprechenden Gesamtbevölkerung). Ein gesellschaftliches Problem, das auch die Zeitarbeitsbranche betrifft: Den Hilfskräften – rund die Hälfte aller Zeitarbeitnehmer – mangelt es oft an schulischen und/oder sonstigen Ausbildungsabschlüssen (56,4 Prozent) – damit einher gehen häufig mangelnde Kenntnisse in Rechtschreibung und Lesen. Japan 4,9% Die Digitalisierung verändert die Arbeitsabläufe auch für ungelernte Hilfskräfte spürbar: Arbeitnehmer in der Logistik oder in Reinigungsbetrieben müssen nicht mehr länger nur Pakete umladen oder putzen, sondern ihre Arbeit auch auf Displays dokumentieren. „Das können aber viele Helfer gar nicht, weil sie große Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben haben“, warnt der Bildungsexperte des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Axel Plünnecke. Funktionaler Analphabetismus ist ein gesellschaftliches Problem – und damit auch eins der Zeitarbeitsbranche. Finnland 10,7% Niederlande 11,7% Deutschland 18% Über 50 Prozent der Zeitarbeitnehmer sind ungelernte Hilfskräfte, 64 Prozent waren zuvor beschäftigungslos und davon 18,7 Prozent langzeitarbeitslos. Hauptproblem vor allem für Personaldisponenten und Buchhaltung: das Fehlen brauchbarer Unterlagen wie etwa ein Lebenslauf, das Ausfüllen diverser amtlicher Formulare, Behördengänge und die Wiedereingliederung über geregelte Tagesabläufe bis hin zum pünktlichen Erscheinen. Das stellt Personaldisponenten wie auch Kundenunternehmen außerdem vor große Hürden, wenn es um das Thema Sicherheit am Arbeitsplatz geht. Den Hilfskräften mangelt es häufig an schulischen und/ oder sonstigen Ausbildungsabschlüssen (56,4 Prozent) – damit einher gehen oftmals mangelnde Kenntnisse in Rechtschreibung und Lesen. Nicht zu vergessen ist der hohe Anteil (30 Prozent) an Zeitarbeitnehmern mit Migrationshintergrund. Weiteres Hindernis: „Nur 0,7 Prozent der gering Literalisierten haben laut der LEO-Studie an einer Weiterbildungsmaßnahme im Bereich der Grundbildung und Alphabetisierung teilgenommen, 28 Prozent an Weiterbildungen anderer Art. Hinzu kommt, dass die Frankreich 21,5% Spanien 27,5% Italien 27,9%

Z direkt! 03/2019 TITELTHEMA 13 41,6% 58,4% Angst vor Ausgrenzung und sozialem Abstieg bei den Betroffenen oftmals so groß ist, dass diese keine Hilfe in Anspruch nehmen, selbst wenn diese theoretisch zur Verfügung stünde. Das Tabu ist noch immer groß“, stellt die Bundestagsfraktion FDP in einer Kleinen Anfrage zur Alphabetisierung der Gesellschaft an die Bundesregierung fest. Die Zahlen der Bundesregierung in der Antwort sprechen folgerichtig eine deutliche Sprache: Männer stellen mit 58,4 Prozent die Mehrheit der gering literalisierten Erwachsenen dar. Die Anteile betroffener Männer und Frauen im Vergleich von 2010 und 2018 zeigen, dass 2018 insgesamt 13,9 Prozent aller Männer zwischen 18 und 64 Jahren funktionale Analphabeten waren. 2010 waren es 17,3 Prozent. Unter der weiblichen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren waren 2018 10,2 Prozent betroffen, und 2010 betrug der Anteil 11,6 Prozent. Die Studie zeige zudem, dass bestätigt, dass gering literalisierte Erwachsene vor allem einfache Tätigkeiten wie etwa Hilfstätigkeit, Anlernberufe und ungelernte Tätigkeiten ausführen. Unter anderem seien 46,5 Prozent der Hilfskräfte in der Nahrungsmittelindustrie, 29,5 Prozent des Reinigungspersonals, 29,3 Prozent der Bediener von Maschinen und 26,9 Prozent der Bau- und Ausbaufachkräfte von einer Lese- und Rechtschreibschwäche betroffen. International betrachtet haben im Durchschnitt 16 Prozent der Erwachsenen eine niedrige Lesekompetenz. Deutschland liegt mit 18 Prozent vergleichsweise leicht höher. Den geringsten Anteil weist Japan mit 4,9 Prozent auf, gefolgt von Finnland mit 10,7 Prozent und den Niederlanden mit 11,7 Prozent. Den höchsten Anteil hat Italien mit 27,9 Prozent auf, gefolgt von Spanien mit 27,5 Prozent und Frankreich mit 21,5 Prozent. WLI 26,9% 29,3% 29,5% 46,5% Bedienen von Maschinen Bau- und Ausbaufachkräfte Reinigungspersonal Nahrungsmittelindustrie

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