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Zdirekt! 01-2019

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44 GASTBEITRAG

44 GASTBEITRAG Zeitarbeit im Wandel: Wie viel Change halten die Mitarbeiter aus? Die Veränderungshölle Wieviel Veränderung halten Mitarbeiter aus? Das ist eine Frage, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Denn die Anforderungsgeschwindigkeit wächst: Gesetzesänderungen, Digitalisierung, veränderte Kundenanforderungen. Immer mehr und immer schneller. Keine Zeit zum Durchatmen. Hohe Unsicherheit. Und über all dem schwebt drohend der Fachkräftemangel. Für die Unternehmen stellt sich die Frage, wie sie ihre Existenz sichern und zugleich ihre Mitarbeiter mitnehmen können. Prof. Dr. Axel Koch | Hochschule für angewandtes Management | Ismaning Das neue Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ist für viele Firmen ein besonderer Einschlag, sagt Micha el Heyen, Prokurist bei Falkenstein International, der bereits seit 25 Jahren am Markt ist. Er hat so manch schlaflose Nacht hinter sich. Denn er verlor in kürzester Zeit fast 50 seiner externen Mitarbeiter. Diese Erfahrungen hat auch Christina Koch, Geschäftsführerin der Christina Koch GmbH, gemacht. Sie musste etwa ein Drittel ihrer Mitarbeiter neu rekrutieren. „Total anstrengend“, wie sie sagt und ohne gutes Empfehlungsmanagement kaum machbar. Die beschriebene Situation sei allerdings kein flächendeckendes Phänomen, sondern abhängig von der Branche, in der die Zeitarbeitnehmer zum Einsatz kommen, sagt Volker Homburg, Geschäftsführer der ZIP Zeitarbeit + Personalentwicklung GmbH. Er sieht noch ein ganz anderes Problemfeld: „Die Anforderungen an die Passgenauigkeit der Zeitarbeitnehmer hat extrem zugenommen, während zugleich das Arbeitskräfteangebot sehr begrenzt ist und in einzelnen Regionen gegen „Null“ geht.“ Doch mit „Jammern“ sei keinem gedient. Es gelte, als Branche gemeinsam anzupacken, Lösungen zu finden und proaktiv in die Zukunft zu denken, um dieses Dilemma zu managen.

Z direkt! 01/2019 GASTBEITRAG 45 Heyen beschreibt die Gesamtlage so: „Wir können nur reagieren und gar nicht agieren.“ Doch den Kopf in den Sand stecken, kommt nicht in Frage: „Mir ist wichtig, nach vorne zu blicken, neue Standbeine zu entwickeln.“ Und das versucht er auch seinen internen Mitarbeitern zu vermitteln. Aktuell gilt es, die eigene Verwaltung neu aufzustellen. Das bedeutet für die Disponenten, ganz anders zu arbeiten. Mit mehr Verantwortung und Freiräumen. Andere Lösungsstrategien sind, die eigene Arbeitgebermarke zu stärken, mehr auf Personalentwicklung zu setzen und das eigene Recruiting noch besser aufzustellen. Aus psychologischer Sicht stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, wieviel betriebliche Veränderung Mitarbeiter überhaupt aushalten können. Die Change- Forschung zeigt, dass viel Wandel mit Stress einhergeht. Denn jeder Change-Prozess kostet Arbeit und Energie. Typischerweise müssen Mitarbeiter zusätzlich zum normalen Tagesgeschäft auch noch den Veränderungsprozess stemmen. Das sorgt für Arbeitsverdichtung, Zeitdruck und Überstunden. Doch diese Schattenseite von Change wird oft in der Hitze des täglichen Geschehens ausgeblendet. VERÄNDERUNGSBALANCE STATT VERÄNDERUNGSKRAMPF Damit Veränderung jedoch wirksam stattfindet und die Mitarbeiter den Weg in gesunder Weise mitgehen können, gilt es achtsam zu sein. Mit dem von mir entwickelten Tool der Veränderungs-Balance können Führungskräfte den Blick für ihre Mitarbeiter schärfen. Der Kerngedanke dabei ist, dass es bei jedem Menschen individuelle Warnsignale gibt, die anzeigen, dass Change-Anforderungen zu viel werden oder gar kritische Ausmaße annehmen. Das Tool ist ein Vier-Quadranten-Schema, das aus den Achsen „Veränderungstempo“ und „Veränderungsausmaß“ besteht. Insgesamt lassen sich somit vier Bereiche unterscheiden, in denen sich Mitarbeiter aufhalten können: sehr hoch Erschöpfung Selbstvergewaltigung Individuelle Grenze VERÄNDERUNGSTEMPO WARNZONE Veränderungs- Balance WARNZONE Nicht mein Ding! sehr gering VERÄNDERUNGSAUSMASS Individuelle Grenze sehr hoch © Prof. Dr. Axel Koch

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