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Zdirekt! 04-2018

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Z direkt! Nachgefragt

Z direkt! Nachgefragt Nachgefragt Z direkt! iGZ-Mitglied kritisiert Auswirkungen der AÜG-Reform Überlassungshöchstdauer verkürzt Einsatzzeiten „Die Mitarbeiter sind die Leidtragenden“, bringt es Irene Schubert auf den Punkt. Die iGZ-Regionalkreisleiterin Niedersachsen-West kann immer noch nicht nachvollziehen, welchen Sinn die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) haben soll. „Ich sehe einfach nicht, wem das am Ende nützen soll“, so Schubert. Ihren Mitarbeitern nicht, steht für die Geschäftsführerin des iGZ-Mitglieds pro tec Service GmbH fest. Denn bei denen würde die Reform in erster Linie Unsicherheit aufwerfen, gerade durch die gesetzliche Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten. Bei der Vielzahl der Sonderregelungen kann Schubert das gut nachvollziehen. Natürlich sei es zu begrüßen, wenn tarifliche oder betriebliche Ausnahmen längere Einsätze im Kundenunternehmen ermöglichen. „Leichter zu durchschauen wird das Ganze dadurch aber nicht.“ Regelmäßig stünden nun Mitarbeiter bei ihr im Büro, die sich fragen, wie lange sie wohl noch im Einsatzunternehmen bleiben dürfen. „Und viele von denen möchten überhaupt nicht vom Kunden übernommen werden“, betont Schubert. „Das kann nicht die Lösung sein“ „Wem soll das nützen?“, fragten sich die beiden Geschäftsführer Service GmbH, Gerrit Ricker und Irene Schubert, im Interview mit Pressesprecherin Maren Letterhaus (r.). das kann ja nicht die Lösung sein, dass der Staat drei Monate lang Arbeitslosengeld zahlen muss, weil der Einsatz beim Kunden nicht einfach durchlaufen darf“, ärgert sich Ricker. Zum Glück sei es in den meisten Fällen möglich, eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. Trotzdem: Am Ende sei der Mehraufwand einfach enorm groß und enorm unnötig. „Uns wird da jedes Mal ein Knüppel zwischen die Beine geworfen. Wir haben dadurch immer weniger Zeit für unsere Kernarbeit.“ Um die Extraarbeit auffangen zu können, hat das Unternehmen bereits einen zusätzlichen Disponenten eingestellt. Denn das Problem der Überlassungshöchstdauer stelle sich nicht nur bei den Mitarbeitern, die bereits die vollen 18 Monate im Einsatz sind. Viele Kunden würden bereits sehr frühzeitig fragen, wie mit der gesetzlichen Schranke umgegangen werden könne. Sieben statt zwölf Monate „In der Praxis sieht das dann so aus, dass Mitarbeiter schneller abgemeldet werden, wenn sie nicht unbedingt im Kundenbetrieb gebraucht werden. Dadurch können dann Einsatzzeiten gespart werden“, erläutert Ricker. Außerdem gebe es auch den entgegengesetzten Fall: Wenn ein neuer Auftrag kommt, gucke Ricker inzwischen auch nach den Mitarbeitern, die bereits im Einsatz sind. „Wenn dort ein passender dabei ist, spreche ich mit dem Kundenunternehmen. Wenn der Mitarbeiter jetzt gerade entbehrlich ist, disponiere ich ihn zunächst für den neuen Auftrag. Dann kann er wieder zum ursprünglichen Unternehmen, wenn dort wieder Not des iGZ-Mitglieds pro tec der stellvertretenden iGZ- am Mann ist.“ Das Rotationsprinzip beginne also schon wesentlich vor Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen 18 Monate. Vor einem Jahr habe ein durchschnittlicher Einsatz noch rund zwölf Monate gedauert, inzwischen seien es nur noch sieben Monate. Gesamte Lohnkalkulation offenlegen Zum Problem der Überlassungshöchstdauer kommen die Schwierigkeiten durch das gesetzlich vorgeschriebene Equal Pay nach neun Monaten. „Man muss sich mal klar machen, wie viel Vertrauen unsere Kunden uns da entgegenbringen müssen“, macht Schubert auf einen weiteren Aspekt aufmerksam. Früher habe sie mit dem Betriebsleiter besprochen, wie viele Zeitarbeitskräfte sie schicken soll. „Inzwischen sprechen wir immer mit der Personalabteilung. Denn wenn die neun Monate erreicht sind, müssen die Kunden ihre gesamte Lohnkalkulation offenlegen. Anders kann ich ja nicht berechnen, wie viel mein Mitarbeiter verdienen muss.“ Dazu seien viele Kunden nicht bereit – und würden die Zeitarbeitskräfte dann entweder abmelden oder übernehmen. „Der Witz ist“, ärgert sich Schubert, „dass die Stammbeschäftigten meistens nicht mal mehr verdienen als unsere Mitarbeiter. Die Kunden wollen aber einfach nicht ihre gesamte Kalkulation öffentlich machen.“ Das könne sie sogar nachvollziehen. Fachkräftemangel erschwert Situation zusätzlich Am Ende stehe das Ergebnis, dass die Zahl ihrer Mitarbeiter im vergangenen Jahr deutlich gesunken sei. Abgänge habe es schon immer gegeben – aber eben nicht so viele. „Und gleichzeitig wird es aufgrund des Fachkräftemangels immer schwieriger, neue Mitarbeiter zu rekrutieren“, bedauert Schubert. Maren Letterhaus Gleichzeitig sei es für viele Mitarbeiter auch gar keine Option, das Kundenunternehmen zu wechseln, ergänzt Geschäftsführer Gerrit Ricker. „Wir arbeiten hier in einer sehr ländlichen Region, in der es nur wenig öffentlichen Nahverkehr gibt“, beschreibt er die Situation rund um den Unternehmenssitz in Nordhorn. Das bringe gerade für diejenigen, die kein eigenes Auto haben, große Mobilitätsprobleme. „Die können im Grunde nur in dem einen Unternehmen vor Ort arbeiten“, erklärt Ricker. „Wenn ich ihnen dann vorschlage, bei einem 20 Kilometer entfernten Kunden anzufangen, bitten die mich, ihnen lieber zu kündigen.“ Natürlich könne er die Mitarbeiter dann nach der dreimonatigen Pause wieder beschäftigen. „Aber Zusätzlichen Disponenten eingestellt Anzeige 22 23

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