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Zdirekt! 04-2015

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Z direkt! Bericht aus

Z direkt! Bericht aus Berlin tung weiter gesenkt werden kann. Die Bundesregierung wird mit der Einführung des Programms Digitale Verwaltung 2020 auch die unternehmensfreundliche Verwaltung weiter ausbauen. Wir werden zudem die Kosten für KMU und Start-Ups weiter senken. Z direkt!: Wie können Sie überhaupt sicherstellen, dass gerade mittelständische Unternehmen bei den vielen neuen Herausforderungen nicht weiter unnötig belastet werden? Gleicke: Der Mittelstand in Deutschland ist besonders wichtig für Wachstum und Beschäftigung. Als Mittelstandsbeauftragte setze ich mich konsequent für die Belange des Mittelstands ein. Wie gesagt, mit der Bürokratiebremse und dem KMU-Test-Leitfaden haben wir zwei gute Instrumente, mit denen wir eine Bewertung von geplanten Politikmaßnahmen vornehmen können. Damit können wir sicherstellen, dass kleine und mittelständische Unternehmen angesichts der von Ihnen zu Recht erwähnten vielen neuen Herausforderungen nicht unnötig oder übermäßig belastet werden. Daneben setzen wir aber weiter auch gezielt auf Förderung von KMU, etwa durch Forschungs- und Entwicklungsprogramme. Dies ist wichtig, auch um die Größennachteile im Vergleich zu den Konzernen mit großen Forschungsabteilungen auszugleichen. Z direkt!: Stichwort „Vorratsdatenspeicherung“. Welche Bedeutung hat bei zunehmender Digitalisierung in diesem Zusammenhang der Datenschutz beim Bürokratieabbau? Gleicke: Entsprechend dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeicherung müssen die Telekommunikationsunternehmen eine sehr hohe Datensicherheit gewährleisten. Die einzelnen Anforderungen wird die Bundesnetzagentur noch zusammen mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und dem Bundesdatenschutzbeauftragten in einem Anforderungskatalog festlegen. Wir gehen davon aus, dass die berechtigten Interessen der Unternehmen dabei angemessen berücksichtigt werden. Darüber hinaus sollen Telekommunikationsunternehmen entschädigt werden, wenn sie durch die Umsetzung der Speicherverpflichtung unverhältnismäßig belastet werden. Z direkt!: Nach wie vor ist der deutsche Arbeitsmarkt stark reguliert. Plant das BMWi hier demnächst eine weitere Entlastung für KMU? Gleicke: Das deutsche Arbeitsrecht regelt die Rechte und Pflichten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genauso wie für Unternehmen. Für Unternehmen gibt es je nach Größe Unterschiede, beispielsweise im Bereich der Mitbestimmung. Grundsätzlich differenziert die Arbeitsmarktpolitik aber nicht nach der Zahl der Mitarbeiter. Das würde bei den meisten Themen, wie zum Beispiel dem gesetzlichen Mindestlohn, aber auch gar keinen Sinn machen. Z direkt!: Die Zeitarbeitsbranche hat ihren festen Platz in der Wirtschaft und wird in Anbetracht steigender Flüchtlings- und Asylantenzuwanderung neue Aufgaben zur Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt übernehmen. Wie kann und will das BMWi die Branche dabei unterstützen? Gleicke: Die Bundesregierung hat die Funktion der Zeitarbeit auch für Asylbewerber und Geduldete erkannt. Seit dem Inkrafttreten des Asylverfahrensbeschleunigungsgesetzes am 24. Oktober 2015 können Asylbewerber und Geduldete nach 15 Monaten Aufenthalt in Deutschland eine Arbeit als Zeitarbeitnehmer aufnehmen; wenn es sich um Hochqualifizierte oder beruflich Qualifizierte in Engpassberufen handelt, schon nach drei Monaten. Ein Asylberechtigter kann jederzeit eine Tätigkeit auch in Zeitarbeit aufnehmen. Z direkt!: Wo sehen Sie die Zukunft der Zeitarbeitsbranche? Gleicke: Die Zeitarbeitsbranche erfüllt wichtige wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Funktionen. Für Geringqualifizierte und Arbeitslose kann sie eine Brücke in den Arbeitsmarkt bauen und Unternehmen helfen, Auftragsspitzen abzufangen. Missbräuchliche Vertragskonstruktionen wollen wir aber verhindern. Deshalb hat sich die Bundesregierung darauf verständigt, die Arbeitnehmerüberlassung weiterzuentwickeln und auf ihre Kernfunktionen zu orientieren. Das Bundesarbeitsministerium wird Regelungen zur Überlassungshöchstdauer und Gleichstellung von Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern mit der Stammbelegschaft vorlegen. 10

Titelthema Z direkt! Passgenaue Arbeitsplätze für Berufseinsteiger Zeitarbeit als Türöffner Wechselnde Einsätze, unterschiedliche Tätigkeitsgebiete, neue Herausforderungen: Zeitarbeit bietet Berufseinsteigern die Möglichkeit, Erfahrungen in vielen verschiedenen Bereichen zu sammeln. Das ist gerade für junge Menschen von Vorteil, die noch nicht genau wissen, in welche Richtung die berufliche Reise gehen soll. Ob Hochschulabsolvent, gelernte Fachkraft, Schulabgänger oder Schulabbrecher – die Zeitarbeitsbranche kennt sich damit aus, für jeden die passende Arbeitsstelle zu finden. Für den einen ist das die Mitarbeit in Projekten, für den anderen ein handwerklicher Einsatz in einem Industriebetrieb. Wenn der Zeitarbeitskraft ein Kundenunternehmen nicht zusagt, suchen die Personaldisponenten einen neuen Einsatzort. Zeitarbeitskräfte können sich also ausprobieren und auf diese Weise herausfinden, welche Branche am besten zu ihnen passt. Großer Vorteil dabei ist, dass der Arbeitgeber einzig und allein das Zeitarbeitsunternehmen ist. Der eigene Lebenslauf wächst also nicht ins Unermessliche, nur weil der Berufsanfänger noch nicht genau wusste, welcher Weg der richtige ist. Für viele Arbeitskräfte ohne Berufsausbildung ist die Zeitarbeit der erste Schritt ins Arbeitsleben. Immer wieder übernehmen Kundenbetriebe junge Zeitarbeitskräfte, damit sie in dem Unternehmen eine Ausbildung absolvieren, in dem sie zuvor über Zeitarbeit beschäftigt waren. Was viele zudem nicht wissen ist, dass auch das Zeitarbeitsunternehmen selbst als Ausbilder eintreten kann. Und zwar nicht nur für die Ausbildung der Personaldienstleistungskaufleute, die zum internen Team eines Personaldienstleisters gehören, sondern mittels einer Verbundausbildung auch in fast allen anderen erdenklichen Berufen. Die Praxis erlernen Verbund-Azubis im Kundenunternehmen, die Theorie in der Berufsschule. Das Zeitarbeitsunternehmen ist für die gesamte Organisation drum herum zuständig. In einem Pilotprojekt in Ostwestfalen-Lippe haben dabei zahlreiche Jugendliche eine Chance bekommen und letztlich auch eine Anschlussbeschäftigung gefunden. Maren Letterhaus 11

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