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Zdirekt! 03-2021

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22 TITELTHEMA Eine Tasse

22 TITELTHEMA Eine Tasse Kaffee passt nicht durch den Bildschirm Die Normalität kehrt allmählich in die Büros der Personaldienstleister zurück – aber das Personal auch? Die iGZ-Mitgliedsunternehmen sehen neue Chancen, aber auch die Gefahr, alte Stärken könnten verloren gehen. Ohne den persönlichen Kontakt zweifelt mancher daran, noch im richtigen Beruf tätig zu sein. Eine Person wirklich kennenlernen und ihr ein Willkommensgefühl zu geben – das funktioniert am besten gemeinsam an einem Tisch statt über zwei Monitore. „Ich kann ihm die Tasse Kaffee zur Begrüßung nicht durch den Bildschirm reichen“, erklärt Daniel Recknagel sein Problem mit Videokonferenzen. Der Betriebsleiter der ZAC Personalservice GmbH hat im eigenen Unternehmen Homeoffice aufgrund der Pandemielage eingeführt – in einigen Bereichen wie der internen Kommunikation oder bei Kundengesprächen soll es auch so bleiben. Das persönliche Bewerbergespräch mit Zeitarbeitnehmern bleibe aber der goldene Standard. „In unserer Branche kann Homeoffice nur ein vorrübergehendes Mittel sein.“ Für ihn gehe es beim Personalmanagement darum, die Bewerber davon zu überzeugen, dass sie bei ihm im Unternehmen richtig sind. Recknagel erinnert sich an Bewerber, die mit ihren Familien in das Unternehmen kamen. Er vermisse das Gefühl, diese Menschen mit offenen Armen zu empfangen und ihnen ein berufliches Zuhause zu geben. Doch nicht jeder kann oder will seine Familie zum Bewerbungsgespräch mitnehmen – für diese Menschen bieten die digitalen Möglichkeiten komplett neue Chancen in der Arbeitswelt. Das erkannte auch Karl Nothaft, Geschäftsführung der AIDe GmbH Personal- Service: „Gerade mit Kindern ist es wichtig, auch von zu Hause arbeiten zu können.“ Aus der Pandemie zieht er die Lehre, seinen Mitarbeitenden flexible Arbeitszeiten passend zu ihren Lebenssituationen anzubieten. Rund ein Drittel der Beschäftigten beim iGZ-Mitgliedsunternehmen arbeitet einige Tage pro Woche mobil von zu Hause – jedoch maximal ein Drittel der Arbeitszeit. Der Großteil der Belegschaft sieht das positiv und möchte wieder ins Büro, berichtet Nothaft: „Die Beziehung der Kollegen untereinander leidet, wenn man sich nicht sieht. Es geht nicht nur darum, stupide seine Aufgaben abzuarbeiten, sondern auch mal zu plaudern und Infos am Rande mitzukriegen.“ Wie viele andere Personaldienstleister wünscht sich Nothaft wieder persönliche Jobinterviews: „Das Bewerbergespräch vis-à-vis ist ein-

Z direkt! 03/2021 TITELTHEMA 23 fach eine andere Liga.“ Aufgrund der Pandemie war das Unternehmen verstärkt auf die digitale Variante umgestiegen. Man versuche nun, möglichst viele Kandidaten ins Büro zu holen: „Ich mache diesen Job seit Jahrzehnten. Ich mache das nicht nur, um Geld zu verdienen. Mir fehlt der persönliche Kontakt“, erklärt der Geschäftsführer. Er sehe die Gefahr, den menschlichen Aspekt des Berufs zu verlieren. zu machen. „Man hat keinen Bezug mehr zueinander“, findet Ledwoch. Auch wenn viele Zeitarbeitsunternehmen digitaler werden, ist es für keines der befragten Mitgliedsunternehmen eine Option, komplett mobil aus dem Eigenheim zu arbeiten. Der Zusammenhalt und die Beziehung zu den Bewerbern sei zu wichtig und das Risiko zu groß, damit einhergehend eine Kernkompetenz der Branche zu verlieren. GB »Das Bewerbergespräch vis-à-vis ist einfach eine andere Liga.« Diese Gefahr ist anderswo schon Realität: „Die Bewerber sind nicht mehr bereit, vorbeizustiefeln“, berichtet Heiko Ledwoch, Leiter des operativen Geschäftes bei der Riele Personaldienstleistung und Büroservice GmbH. Er arbeitet vor allem mit begehrten Fachkräften, von denen viele sich lieber aus der Entfernung bewerben – digital falle es schwer, sich ein Bild vom Menschen

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