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Zdirekt! 03-2020

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12 TITELTHEMA Foto: VAUDE Wie oft fällt ein Lieferant bei Ihren Schulungen durchs Raster und bekommt keinen Auftrag? Wir haben sehr hohe Anforderungen sowohl an die Produktionsbetriebe als auch an die Materiallieferanten. Wir mussten feststellen, dass es nicht funktioniert, sie nur einfach zu bitten, bestimmte Rohstoffe zu verwenden, ein Abfallmanagement einzuführen oder Abwassertests und ähnliches zu machen. Bei vielen fehlt dazu auch einfach das Wissen und deshalb schulen wir da. In unserer globalen Welt ist es bestimmt nicht so einfach, eine saubere Lieferkette und den Ursprung von Materialien auch transparent und öffentlich zu machen. Es ist viel Arbeit, eine Datentransparenz herzustellen – also wenn Sie das für Ihre globale Lieferkette schaffen, dann gibt’s eine Eins mit Sternchen. Aber erst dann können Sie sehen, wo wirklich Handlungsbedarf besteht. Dazu braucht man ein gewisses Durchhaltevermögen und muss die Partner auch mitnehmen und ihnen erklären, warum es sinnvoll ist, diese Daten zu erheben. Wir haben erstmal bei uns am Firmensitz angefangen und haben erarbeitet, welche Verbräuche wir haben, wie hoch die Emissionen sind und wie wir sie reduzieren können. So können wir mit gutem Vorbild bei unseren Kooperationspartnern in unserer Lieferkette vorangehen und wissen aus eigener Erfahrung, was einfacher und was schwieriger umzusetzen ist. Wo fängt bei VAUDE CSR im Kleinen an und wo endet es im Großen? Ein Erfolgsfaktor für nachhaltiges Wirtschaften ist, dass Sie alle Beteiligten mitnehmen und dazu gehört auch, dass Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag erlebbar ist. Wir haben beispielsweise eine bio-zertifizierte Kantine mit regionaler Küche, es gibt exklusive Parkplätze für Fahrgemeinschaften. VAUDE bietet seinen Mitarbeitern hier in Tettnang in Oberschwaben eine Flotte von Pedelecs, aber auch so etwas wie Duschen, damit die Mitarbeiter nicht verschwitzt arbeiten müssen. Wir versuchen, eine klare Linie zu fahren und gleichzeitig das Thema positiv und motivierend zu gestalten.

Z direkt! 03/2020 TITELTHEMA 13 CSR ist also mit einem gewissen Aufwand verbunden. Warum sollte ich mich als kleineres Unternehmen trotzdem daran wagen? VAUDE ist ja auch ein mittelständisches Unternehmen mit 550 Mitarbeitenden, viele in Teilzeit. Gerade die vergangenen Monate und die Coronakrise haben uns gezeigt, dass nachhaltiges Wirtschaften uns zukunftssicher macht – und es macht uns auch krisenfest! Wir fühlen uns in unserer Haltung bestärkt: Nachhaltiges Wirtschaften ist nichts für Schönwetter-Zeiten, es zahlt sich auch in Krisenzeiten aus. Es ist gelebte unternehmerische Verantwortung und es ist auch einfach das Richtige, diese Verantwortung als Unternehmen wahrzunehmen. Bringt das auch Pluspunkte im Recruiting von neuen Mitarbeitern? Das passiert automatisch. Durch unsere Ausrichtung ziehen wir Menschen an, die sich genau aus dem Grund bei uns bewerben. Was raten Sie Unternehmen, die sich jetzt ans Thema CSR heranwagen wollen? Wichtig ist gerade am Anfang, sich selbstkritisch damit auseinanderzusetzen, wo das Unternehmen heute steht. Es gibt kaum ein Unternehmen, das nicht schon einen positiven Beitrag leistet – vielen ist das aber gar nicht bewusst. Oft machen sie das bereits aus der Haltung des Ehrbaren Kaufmanns heraus. Aber erstmal muss ich erkennen, wo meine größten Handlungsfelder sind. Wo habe ich heute negative Effekte auf Menschen und Umwelt und wie kann ich das für die Zukunft anders gestaltet? Aber auch die Frage ist wichtig: Welche Chancen kann ich daraus ableiten? Für VAUDE ist Nachhaltigkeit auch ein Innovationstreiber: Wir haben beispielsweise ein Fleece-Material entwickelt, das auf einer Holzfaser basiert – eine absolute Material-Innovation, die eine erste Antwort auf das große Mikroplastik- Thema ist. Nachhaltiges Wirtschaften heißt nicht nur, ich darf bestimmte Dinge nicht mehr verwenden und einsetzen, es setzt auch Kreativität und Innovationspotential frei. Und es ist einfach wichtig, den Mut zu haben, die ersten Schritte zu gehen und einen Anfang zu machen. Nachhaltiges Wirtschaften ist ein Weg, wir haben schon einige Schritte gemacht, aber das Ziel ist trotzdem noch weit entfernt. Welches Ziel hat VAUDE? Die Ziele entwickeln sich weiter. Wir sind mit dem Firmensitz gestartet, haben uns ums Energiemanagement gekümmert, die Kantine, das Thema Nachhaltigkeit am Standort erlebbar zu machen, wir haben eine Klimabilanz gemacht und sind dann Stück für Stück zur Lieferkette vorgerückt. Da haben wir uns unter anderem die Arbeitsbedingungen in Produktionsbetrieben angeschaut, mit dem Thema beschäftigen wir uns heute noch. Das nächste große Ziel für uns ist die globale Klima-Neutralität, all unsere Produkte sollen klimaneutral hergestellt werden. Die Ziele entwickeln sich weiter, einen Endpunkt gibt es da nicht. Werden Sie auf Ihrem CSR-Weg eigentlich auch von Zeitarbeitnehmern unterstützt? Eine große Rolle spielt Zeitarbeit bei uns nicht. Im vergangenen Jahr hatten wir insgesamt elf Zeitarbeitnehmer bei uns, vor allem in der Produktion. Eine meiner Kolleginnen in der Manufaktur ist ursprünglich über eine Zeitarbeitsfirma zu uns gekommen, mittlerweile ist sie hier Teamleiterin. SaS Lisa Fiedler möchte verantwortungsvolles Wirtschaften möglich machen und erfolgreich umsetzen. Die 33 Jahre alte Bayerin studierte nach dem Abitur Internationale Wirtschaft in Göttingen und Groningen (Masterabschluss). Seit 2014 arbeitet Fiedler für die VAUDE Sport GmbH & Co. KG, zunächst in der Stabstelle der Geschäftsleitung für Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit bei VAUDE Sport GmbH & Co. KG. Seit März 2020 leitet Fiedler die VAUDE Academy für nachhaltiges Wirtschaften, welche sich für den Transformationsprozess hin zum nachhaltigen Wirtschaften einsetzt und Unternehmen, Organisationen, Schulen und Institutionen dabei unterstützt.

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