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Z direkt 02-2016

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Z direkt! Unterwegs iGZ-Landeskongress Mitte in Wiesbaden Fit in die Zukunft! „Wir helfen dem Standort Deutschland zukunftsfähig zu bleiben!“, brachte Robert A. Schäfer, iGZ- Landesbeauftragter Hessen, die Kernkompetenz der Zeitarbeitsbranche auf den Punkt. Beim iGZ- Landeskongress Mitte begrüßte er als Gastgeber die rund 150 Teilnehmer in Wiesbaden. Mitarbeiter gerade aufhalten. Gleichzeitig ergebe sich dadurch das Problem, dass Arbeitnehmer theoretisch immer erreichbar seien. „Sie sind aber trotzdem nicht immer verfügbar“, stellte sie klar. Für die Zeitarbeit bestehe das größte Entwicklungspotential im Bereich von komplexen Nicht-Routinetätigkeiten, die nicht von Computern übernommen werden können. Dafür müssten Zeitarbeitnehmer sicher im Umgang mit IT und Medien sein sowie eine hohe Lern- und Veränderungsbereitschaft wie -fähigkeit mitbringen. Das iGZ-Team vor Ort (v.l.): Ralf Wagner, Thomas Dick, Holger Haßdenteufel, Nadine Schiller, Robert A. Schäfer, Birgit Brown und Bernhard Eder. MdL Heiko Kasseckert, Sprecher des Wirtschaftsausschusses der CDU-Landtagsfraktion Hessen, sprach dem iGZ in seinem Grußwort schmunzelnd „hellseherische Fähigkeiten“ zu. Der Kongresstag hätte angesichts der Veröffentlichung des zweiten Gesetzentwurfs nicht besser gewählt sein können. Die Begrenzung der Überlassungsdauer auf 18 Monate werde die Situation in der Branche grundlegend verändern. „Ich bin aber überzeugt davon, dass am Ende ein einigermaßen tragfähiger, vernünftiger Kompromiss gefunden wurde“, urteilte Kasseckert. „Es wird keine generell negative Entwicklung geben. Die Wirtschaft wird die Zeitarbeit weiterhin als Flexibilitätsreserve nutzen können“, prophezeite er. Digitalisierung verändert die Strukturen Welche Veränderungen durch die Digitalisierung auf die Arbeitswelt zukommen, fasste Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE), zusammen. „Industrielle Arbeitsstrukturen lösen sich zunehmend auf“, schaute sie in die Zukunft. Per Internet könnten Videokonferenzen geschaltet werden, sodass es letztlich egal sei, wo sich Politik entscheidet Branchenzukunft „Derzeit sehen wir keinerlei Anzeichen dafür, dass sich aufgrund der Digitalisierung direkte negative Auswirkungen auf die Zeitarbeitsbranche ergeben“, griff Dr. Oliver Stettes, Leiter des Kompetenzfeldes Arbeitsmarkt und Arbeitswelt des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, das Thema in seinem Vortrag auf. Zwar werde der Helferbereich ein wichtiges Segment bleiben, der Höherqualifizierungstrend in Kundenunternehmen werde sich aber auch auf die Anforderungen an Zeitarbeitskräfte auswirken. Das bedeutet: Auch Helfer müssen künftig besser qualifiziert sein. „Die Herausforderung für Zeitarbeitsunternehmer wird also sein, das Kompetenzfeld der Beschäftigten stetig weiter auszubauen“, riet Stettes. Erschwert werde das bedauerlicherweise durch die Pläne der Bundesregierung, Zeitarbeitseinsätze auf maximal 18 Monate zu begrenzen. „Es ist weniger die Entwicklung der Wirtschaft, sondern viel mehr die Entwicklung in der Politik, die bestimmt, wie sich Ihre Branche in Zukunft entwickeln wird“, fasste er zusammen. Maren Letterhaus 28

Unterwegs Z direkt! Expertengespräch beim iGZ-Landeskongress Mitte in Wiesbaden AÜG-Reform diskutiert In einem juristischen Expertengespräch bewerteten Dr. Martin Dreyer, iGZ-Geschäftsführer, und RA Dr. Oliver Bertram, Taylor Wessing, die Einigung des Koalitionsgipfels zur geplanten AÜG-Reform. „Immerhin gab es eine positive Entwicklung vom ersten Entwurf bis zur finalen Einigung“, so Dreyer. Das fuße auch auf der enormen Aufklärungsarbeit, die der iGZ in den vergangenen Monaten bei den politischen Entscheidungsträgern geleistet habe. Dennoch halte er das neue Gesetz für unnötig. „Tariflich war bereits alles geregelt“, betonte Dreyer. Mit den Branchenzuschlägen sei die Lohngerechtigkeit gesichert. Daher gebe es auch keinen nachvollziehbaren Grund mehr, die Einsatzdauer überhaupt zu begrenzen. Gut sei, dass man sich sowohl für die Höchstüberlassungsdauer also auch für Equal Pay auf eine Stichtagsregelung geeinigt habe. „Die Fristen laufen also erst ab Inkrafttreten des Gesetzes, voraussichtlich ab 1. Januar 2017“, erklärte Dreyer. Dadurch gewinne die Branche Zeit, sich auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen. Enorme Komplexität Bertram kritisierte vor allem die Komplexität der neuen Regelungen: „Die Verwirrung ist das Hauptproblem. Im Grunde braucht man jetzt in jedem Zeitarbeitsunternehmen einen Tarifexperten.“ Schließlich müsse bei jedem Kunden einzeln geprüft werden, ob er tarifgebunden sei oder nicht. „Das gab es auch bei den Branchenzuschlägen schon. Jetzt wird das Ganze aber noch viel komplexer – und das mit einer enormen Bedeutungstiefe“, betonte Bertram. Denn wenn die Höchstüberlassungsdauer überschritten werde, dann entstehe ein Arbeitsverhältnis mit dem Kundenunternehmen. Branchenzuschläge Bislang habe die Politik versäumt, Equal Pay im Gesetzentwurf genau zu definieren. „Wir können Equal Pay aber tariflich mit den Branchenzuschlagstarifverträgen definieren“, stellte Dreyer klar. Daher werde sich der Verband erneut mit den Gewerkschaften zusammensetzen, um zu prüfen, ob neue Zuschlagstarifverträge Diskutierten die geplante AÜG-Reform (v.l.): Dr. Martin Dreyer, Moderator Marcel Speker und RA Dr. Oliver Bertram. für weitere Branchen sinnvoll seien oder nicht. Von der IG Metall habe es bereits entsprechende Signale zur Zusammenarbeit gegeben. Falsches Bild in der Öffentlichkeit Bertram bemängelte, dass sich durch die Reform ein falsches Bild bei potentiellen Arbeitnehmern festsetze. „In den Medien heißt es, Zeitarbeitseinsätze seien auf 18 Monate begrenzt. Da denkt doch dann jeder, man könne nicht länger als 18 Monate in dem Zeitarbeitsunternehmen arbeiten“, befürchtete Bertram. Natürlich sei das in der Realität nicht der Fall, weil die Zeitarbeitsfirma einen neuen Einsatz suchen könne. „Das kommt so in der Öffentlichkeit aber nicht an“, kritisierte Bertram. Maren Letterhaus 29

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