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34 UNTERWEGS

34 UNTERWEGS Bundeskongress Berlin Ein Motor für Menschen Ernste Worte fand der iGZ-Bundesvorsitzende Christian Baumann zum Auftakt des iGZ-Bundeskongresses in Berlin. Vor rund 350 Teilnehmern verwies er auf die aktuellen Zeitarbeitsstatistiken, die zurzeit einen bemerkenswerten Rückgang dokumentieren. Das lasse sich allerdings nicht nur auf einen Grund zurückführen, sondern habe viele Ursachen. Unter anderem benannte er die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) – das sei pure Ineffizienz, betonte Baumann. MdB Bernd Rützel (SPD) (l.) und MdB Michael Theurer (FDP) (r.) diskutierten über Zeitarbeit als Flexibilitätsgarant für Unternehmen. Beim iGZ-Bundeskongress in Berlin sprach er Tacheles: Der iGZ-Bundesvorsitzende hielt vor rund 350 Teilnehmern eine richtungsweisende Rede zur aktuellen wirtschaftlichen Situation der Zeitarbeitsbranche. „Das ist eine Ressourcenverschwendung ohnegleichen“, fand er klare Worte. Zudem müsste unfassbar viel Papier beschrieben werden, kritisierte Baumann den zusätzlichen bürokratischen Aufwand. Hinzu komme eine große Rechtsunsicherheit. Weiterer Aspekt sei der zunehmende Fachkräftemangel, der mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen habe, der durch die sich wandelnde Demografie eine zusätzliche Dynamik entwickele. Stockende Auftragslagen Die wirtschaftliche Situation wirke sich ebenfalls aus. Als Beispiel nannte Baumann die Lage in Großbritannien, die inzwischen eher an eine Monty Python-Nummer erinnere – dadurch jedoch kämen Auftragslagen ins Stocken, die sich auch auf den deutschen Markt auswirken. „Und Unsicherheit erfordert unfassbare Flexibilität, und die kann Zeitarbeit bieten“, resümierte er angesichts des status quo. „Wir sind der Motor für die Wirtschaft, und wir sind auch der Motor für die Menschen“, betonte Baumann. Zeitarbeit sei auch ein Sicherheitsnetz für die Erprobungsphase, wenn jemand noch in der Berufsfindungs-

Z direkt! 02/2019 UNTERWEGS 35 phase sei, nannte er dazu ein Beispiel. „Wir sind viel mehr als eine Kernfunktion“, schloss der Bundesvorsitzende seine Rede. Zukunftsperspektive MdB Peter Weiß, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, begrüßte in seiner Keynote vor allem den hohen Integrationsfaktor der Zeitarbeit, in der rund ein Drittel aller beschäftigten Flüchtlinge tätig seien. Auch das Teilhabechancengesetz thematisierte Weiß und hoffte, damit werde auch Langzeitarbeitslosen wieder eine echte Zukunftsperspektive gegeben. Einen munteren Schlagabtausch lieferte sich anschließend MdB Bernd Rützel (SPD) – allerdings nicht mit seinem Gesprächspartner MdB Michael Theurer, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP – sondern mit dem Publikum. Stark kritisiert wurde unter anderem seine Auslegung der aktuellen Arbeitsmarktstatistiken zur Zeitarbeit. Ein Arbeitsplatz in der Stammmitarbeiterschaft sei immer zu bevorzugen und Zeitarbeit müsse auf ihre wesentlichen Grundfunktionen reduziert werden. Auch Michael Theurer widersprach Rützel und lieferte ein klares Statement zum Thema Sachgrundlose Befristung ab. Er bezeichnete das Ansinnen der SPD zur Branche als Bashing gegen die Zeitarbeit. Die Standards, die vom iGZ gesetzt werden, seien wichtig, betonte Theurer. Zum viel zitierten Lohnunterschied erläuterte er, man dürfe nicht einfach einen Durchschnitt nehmen, sondern müsse denn auch einen Helfer mit einem Helfer vergleichen – dann sehe das Ergebnis schon ganz anders aus. Mit der „Digitalisierung als Herausforderung für den Arbeitsmarkt“ beschäftigte sich Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Er bemängelte, dass bei der Diskussion über die Digitalisierung der Wirtschaft der Mensch an sich meist völlig ausgeblendet werde. „Wir brauchen eine Ordnungspolitik der Chancen“, forderte er in Richtung Politik. Verbot kritisiert Zu einer Talkrunde lud dann Fernsehjournalistin Anke Plättner, die den Kongress moderierte. Gemeinsam mit Stefan Körzell, Mitglied im DGB-Bundesvorstand und Andreas Schmincke, Mitglied im iGZ-Bundesvorstand sowie Mitglied der iGZ-Tarifkommission, sprach sie über die Personaldienstleister als Berater für Arbeitnehmer und die Wirtschaft. Unter anderem kritisierte Schmincke dabei das immer noch existierende Verbot des Einsatzes von Zeitarbeit im Bauhauptgewerbe. Die Zukunft der Arbeit ist eins der zentralen Themen in der deutschen Wirtschaft. Christian Baudis, Digitalunternehmer und ehemaliger Google-Deutschlandchef, beleuchtete verschiedene Aspekte dazu unter dem Titel „Schreckgespenst oder Gottesgeschenk? Die Bedeutung der Digitalisierung für den Mittelstand“. Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, fasste die Ergebnisse des Kongresses abschließend zusammen und dankte den Akteuren für ihren Einsatz. WLI DAS VIDEO ZUM BUNDESKONGRESS BERLIN youtube.com /fairezeitarbeit

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