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Zdirekt! 01-2017

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Z direkt! Gastbeitrag

Z direkt! Gastbeitrag Gastbeitrag Z direkt! Prof. Dr. Markus-Oliver Schwaab Tue Gutes und rede darüber Für neutrale Beobachter ist die Situation kaum nachzuvollziehen. In Deutschland nähert sich die Zahl der Zeitarbeitnehmer der Millionengrenze. Dank der tariflichen Vereinbarungen verdienen alle diese Arbeitskräfte deutlich mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Und dennoch steht die Zeitarbeitsbranche immer wieder im Mittelpunkt von kritischen Diskussionen. die Chancen, die für bestimmte Zielgruppen mit ihr zweifelsohne verbunden sind, sollten betont werden. Sonst kann die Zeitarbeit nicht die Funktion wahrnehmen, die sie in der immer mehr auf Flexibilität ausgerichteten Wirtschaft haben sollte und von der Arbeitgeber wie Arbeitnehmer – und damit auch die Gesellschaft insgesamt – profitieren können. Systematisches Personalmarketing als Erfolgsrezept Dabei tragen die Personaldienstleister gemeinsam mit ihren überlassenen Arbeitnehmern nicht nur zur Flexibilisierung in den deutschen Unternehmen bei, sondern verhelfen auch zahlreichen Menschen zu einer festen Beschäftigung, die dank des Klebeeffektes als flexibles Sprungbrett von der Zeitarbeit in eine Festanstellung dienen kann. Diese Fakten werden in der Öffentlichkeit jedoch nur recht selten gewürdigt. Dies hat eine schwerwiegende Konsequenz: Der Ruf der Zeitarbeit ist eher bescheiden, was sich nachteilig auf die Arbeitgeberattraktivität der einzelnen Personaldienstleister auswirkt. Image muss besser werden Wollen die Zeitarbeitsunternehmen ihre Position im heiß umkämpften Wettbewerb um Arbeitnehmer verbessern, dann müssen sie es sich gemeinsam zur Aufgabe machen, die Zeitarbeit von der Wahrnehmung als „Arbeit zweiter Klasse“ zu lösen und das Image der Zeitarbeit deutlich zu steigern. Dies fängt schon damit an, dass die juristisch verankerten und negativ geprägten Begriffe Arbeitnehmerüberlassung und vor allem Leiharbeit vermieden und konsequent durch Zeitarbeit ersetzt werden sollten. Doch dies kann nur ein erster Schritt sein. Um wirklich ein besseres Image zu erreichen, müssen die Personaldienstleister die Vorzüge der Zeitarbeit klarer herausstellen und vor allem verdeutlichen, dass diese für all diejenigen ideal sein kann, die sich auf Dauer eine attraktive Anstellung sichern wollen – entweder bei einem Zeitarbeitsunternehmen oder bei einem anderen Arbeitgeber. Gleichzeitig muss die Zeitarbeitsbranche daran arbeiten, dass die tarifvertraglich abgesicherten Arbeitsbedingungen bekannter und die wenigen schwarzen Schafe identifiziert sowie aussortiert werden, um dafür zu sorgen, dass die Branche einen besseren Ruf erlangt. Nur wenn sie es als Ganzes schafft, nicht mehr in den negativen Schlagzeilen aufzutauchen, hat jeder einzelne Personaldienstleister die Chance, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Wenn dies gelänge, dann bestünde auch die Basis für eine branchenübergreifende Imageoffensive, die unter der Überschrift „Flexibilität + Perspektive = Zeitarbeit“ stehen könnte. In einer Wirtschaft und in Unternehmen, die immer mehr auf flexible Lösungen angewiesen sind, sollte klar herausgestellt werden, dass die Zeitarbeitsfirmen einen wichtigen Beitrag zu dem leisten, ja sogar leisten müssen, was Arbeitgeber zukünftig immer mehr erwarten: die jederzeitige Anpassungsfähigkeit ihres Personals an die Erfordernisse des Marktes. Es muss deutlich werden, dass hierunter nicht eine Beschäftigung zweiter Wahl zu verstehen ist, sondern vielmehr die passende qualifizierte Ergänzung der betrieblichen Stammbelegschaft, um noch leistungs- und damit konkurrenzfähiger sein zu können. Die Arbeitskräfte, die hier eingesetzt werden können, müssen besonders flexibel sein – zeitlich, räumlich und manchmal auch tätigkeitsbezogen –, um sich schnell kompetent einbringen zu können. Weit mehr als Flexibilität Die Zeitarbeit darf nicht als die Arbeit für diejenigen hingestellt werden, die sonst nichts finden. In Zeiten, in denen eine lebenslange Beschäftigung bei ein und demselben Unternehmen immer mehr zur Ausnahme und Arbeitgeberwechsel zur Normalität werden, muss die Zeitarbeit zu einer allgemein respektierten Beschäftigungsform werden. Sie leistet genauso einen wichtigen Beitrag dazu, dass Produktionsprozesse effizient ablaufen und Dienstleistungen bedarfsgerecht erbracht werden, wie dies die verschiedenen Flexibili- Prof. Dr. Markus-Oliver Schwaab, Hochschule Pforzheim sierungskonzepte tun, die betrieblich vorangetrieben werden. Und Zeitarbeit bietet den Menschen zudem die Chance, unterschiedliche Tätigkeiten bei verschiedenen Arbeitgebern kennenzulernen und sich ein besonders breites Erfahrungsspektrum aufzubauen. So können sie nicht nur die Fähigkeit entwickeln, sich in verschiedenen organisationalen Kontexten schnell zurechtzufinden. Sie gewinnen gleichzeitig auch an Flexibilität und Unabhängigkeit. Um diesen Imagewandel zu erreichen, sind nicht nur die Personaldienstleister selbst gefragt. Auch deren Kunden und Partner sind gefordert und gut beraten, diesen Wandel konstruktiv zu begleiten. Wenn sie wollen, dass die Zeitarbeit ihrer Rolle als zusätzlicher Flexibilitätspuffer und agiler Vermittler von Arbeitskräften optimal gerecht werden kann, dann sollten auch sie ein großes Interesse daran haben, dass diese Beschäftigungsform anerkannt und nicht als Notlösung angesehen wird. Denn nur wenn die Zeitarbeit für Arbeitnehmer attraktiv ist und bleibt, können Personaldienstleister auch passende Mitarbeiter anbieten. Sicherlich müssen die Zeitarbeitsunternehmen für faire und wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen sorgen, wie sie zum Beispiel im Ethik-Kodex des iGZ festgeschrieben sind. Gleichzeitig müssen aber auch die Kundenunternehmen, die Agentur für Arbeit sowie die Gewerkschaften am selben Strang ziehen. Für diese muss es tabu sein, die Zeitarbeit in Frage zu stellen oder schlecht zu reden. Im Gegenteil: Diese Form der Beschäftigung sollte objektiv betrachtet und Alle Zeitarbeitsfirmen sind also gefordert, zu einer Verbesserung des Images der Branche beizutragen. Gleichzeitig stehen sie aber auch untereinander im Wettbewerb. Um in diesem bestehen zu können, müssen die Personaldienstleister – ebenfalls mit kreativen Lösungen – auf jene Zielgruppen zugehen, in denen sie ihre zukünftigen Mitarbeiter finden können. Im Rahmen eines systematischen Personalmarketings müssen sie zunächst einmal dafür sorgen, als relevanter und attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. „Tue Gutes und rede darüber“ kann hier eine Maxime lauten, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Vor allem funktionierende persönliche Netzwerke helfen dann dabei, geeignete Arbeitskräfte zu identifizieren – im In- und Ausland. Hier sind gute Kontakte zu Bildungsträgern, Arbeitsagenturen oder auch Outplacementberatern gefragt. Daneben gilt es, mit der richtigen Personalwerbung vollends zu punkten. Markante Anzeigen, Werbeaktionen und Events sollten die Alleinstellungsmerkmale des Arbeitgebers untermauern, denn eines ist klar: Die Konkurrenz schläft nicht! Nur wer sich positiv abhebt, kann auf Dauer erfolgreich sein! Anzeige Der Versicherungsspezialist für Personaldienstleister. Exklusives Sonderkonzept für Haftpflichtrisiken. 26 27

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