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Ausgabe 2/2007:

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14 | Zeitarbeit im

14 | Zeitarbeit im Kreuzfeuer Zeitarbeit im Kreuzfeuer | 15 Wenn´ se mich fragen... PLATZPATRONEN ODER BERECHTIGTE KRITIK? In einem Gastbeitrag für Z direkt! nimmt iGZ-Bundesvorstandsmitglied Georg Sommer, zuständig für den Bereich Tarifpolitik und Mitglied der iGZ-Tarifkommission, Stellung zu den wesentlichen Anklagepunkten der Gewerkschaft. GENOSSEN, LASST DIE TASSEN IM SCHRANK! diesmal: der iGZ-Bundesgeschäftsführer Werner Stolz Unternehmen haben aufgrund der geschilderten Vorteile nicht weiter rationalisiert, nicht weiter den Menschen durch Technik ersetzt, sondern haben über die Zeitarbeit auf Arbeitskräfte in Deutschland zurückgegriffen. die Folge. Ein gesetzliches, nicht abdingbares Equal Pay bzw. Equal Treatment ist deshalb falsch. Betriebsbezogene Regelungen, die die spezielle Situation eines Unternehmens berücksichtigen, sind der bessere Weg. Sowohl das linke politische Spektrum als auch Gewerkschaftskreise greifen in den letzten Wochen teilweise pauschal, teilweise unter Verweis auf bestimmte Branchenentwicklungen die Zeitarbeit massiv in den Medien an. „Es wird Zeit, dass wir der Krake Leiharbeit die Fangarme stutzen“, war etwa aus der DGB-Region Allgäu-Donau-Iller zu vernehmen. Und die Jusos im Saarland wollen die ungeliebte Zeitarbeit gleich ganz abschaffen: „Deshalb fordern wir das Ende von Mini-, Midi- und Leiharbeit.“ Ge0rg Sommer Vorwurf: „Zeitarbeit verdrängt die Stammbelegschaft“ Immer wieder ist aus Gewerkschaftslagern die Auffassung zu vernehmen, Zeitarbeit sei nur sinnvoll, um Auftragsspitzen abzufangen, lediglich eine maximale Quote von 10 Prozent der Belegschaft sei vertretbar. Diese einseitige Sichtweise stellt nicht nur den gewerkschaftspolitischen Frieden, den der DGB nach Aussage seines Vorsitzenden Michael Sommer mit der Zeitarbeit geschlossen haben will, in Frage, sondern verkennt obendrein die Wirklichkeit. Zeitarbeit ist die Antwort des Marktes auf einen starren Kündigungsschutz, eine bürokratisierte Mitbestimmung und die Notwendigkeit, Kosten transparent und kalkulierbar zu machen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Tariflöhne, wie sie für einfache Tätigkeiten in der Metall- und Elektroindustrie vereinbart wurden. Ohne Zeitarbeit wäre das Jobwunder im Helferbereich nicht möglich gewesen. Die Vorwurf: „Zeitarbeitnehmer sind Lohnsklaven“ Die auf den Helferbereich bezogene Lohndiskussion der Gewerkschaften beschränkt sich auf die schwarz-weißmalerische Sichtweise, dass die Tariflöhne für einfache Tätigkeiten in der Zeitarbeit grundsätzlich falsch und die Löhne in anderen Wirtschaftszweigen, wie etwa der Metall- und Elektroindustrie, grundsätzlich richtig seien. Indes wird die Frage nach der praktischen Umsetzbarkeit von Equal Pay oder gar Equal Treatment völlig ausgeklammert. Dazu, dass eine derartige Regulierung nicht nur einen gigantischen bürokratischen Aufwand nach sich ziehen, sondern auch neue Konfliktherde eröffnen würde, beziehen die Kritiker keine Stellung. Diese berufen sich bei Ihrer Forderung nach Equal Pay vielmehr auf die Regelungen bei Airbus, verkennen dabei aber, dass dort in der Regel qualifizierte Kräfte im Einsatz sind, deren Entlohnung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels dort wie anderswo meist übertariflich erfolgt. Das auf den Helferbereich übertragen zu wollen, wäre fatal. Die unerwünschten Effekte, wie Auslagerung in Länder mit niedrigerem Lohngefüge oder Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Technik wären Vorwurf: „Verleiher verstoßen gegen Tarifverträge“ Bewusste Verstöße gegen die bestehenden Tarifverträge dürfen unter keinen Umständen toleriert werden. Zu beachten ist jedoch, dass die Fälle, die die Gewerkschaftsorgane publizieren, der selektiven Wahrnehmung entsprechen und daher eingehend geprüft werden müssen. Die Versuche, mit Einzelfällen eine gesamte Branche zu diskreditieren, dürfen wir im Sinne einer gelebten Sozialpartnerschaft jedenfalls nicht ohne Reaktion hinnehmen. Vorwurf: „Unternehmenseigene Verleihgesellschaften“ Es ist problematisch, wenn Unternehmen eigene Zeitarbeitsunternehmen gründen, die allein dem Zweck dienen, die mit den Gewerkschaften im Stammbelegschaftsbereich vereinbarten Arbeitsbedingungen zu unterlaufen und die Mitbestimmung zu erschweren. Das derartige Ausleben des Drehtüreffektes steht berechtigter Weise unter Kritik der Gewerkschaften. Fakt ist: Der Zeitarbeitsmarkt wächst kräftig. Das fördert die Beschäftigungschancen, und mittlerweile profitieren von der hohen Nachfrage auch Langzeitarbeitslose. Eine erfreuliche Entwicklung. Die Zeitarbeit bietet den Kunden jenes Maß an Flexibilität, das sie im globalen Wettbewerb benötigen. Und den Beschäftigten bietet sie einen Ort, ihr Können an Ort und Stelle in der Praxis zu beweisen. Auch wenn die erhoffte Übernahme nicht in allen Fällen Realität wird, so stehen sie doch von Anfang an beim Zeitarbeitgeber in der Regel zu Tarifen der DGB-Gewerkschaften in Lohn und erwerben Ansprüche gegenüber den Sozialkassen. Alle Umfragen beweisen: wer bereits unmittelbare Erfahrungen mit der Zeitarbeitsbranche gemacht hat, revidiert zumeist seine alten Vorurteile vom „Ausbeutertum“. Hier sind vielmehr professionelle Personaldienstleister am Werk, die neue berufliche Einsatzfelder aufspüren und vermitteln. Perspektivisch werden sich auch die bisherigen Rahmenbedingungen der Arbeitnehmerüberlassung weiter verbessern: ein Branchenmindestlohn markiert die verbindliche Lohnuntergrenze, öffentliche Berichterstattungen über unseriöse „Schwarze Schafe“ verdrängen diese aus dem Anbieterkreis, Tarifverhandlungen der Sozialpartner dynamisieren die Gehälter marktgerecht, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sorgen für die notwendigen Qualifizierungen des Personals. Gerade die Kritiker sind aufgerufen, an dieser positiven Gestaltung mitzuwirken statt floskelhaft in Unkenrufen zu verharren. „Temporärarbeitsfirmen“– so heißt es im EU-Kok-Report (Jobs, Jobs, Jobs – Mehr Beschäftigung in Europa schaffen) - „haben ihren Platz auf einem modernen Arbeitsmarkt als Vermittler, die die Flexibilität von Unternehmen unterstützen und den Arbeitnehmern zugleich Sicherheit bieten“. Zeitarbeit ist also alles andere als „prekär“, sondern eine marktwirtschaftliche Errungenschaft, die es zu schützen und in Deutschland weiter (sozialverträglich) auszubauen gilt. ANZEIGE 2/2007 Z direkt!

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