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Ausgabe 1/2009:

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Qualifizierung älterer

Qualifizierung älterer Arbeitnehmer in Unternehmen Günter Rose: „Die Praxis ist jeden Tag eine Prüfung“ reportage „Je mehr ich kann, desto begehrter bin ich doch auf dem Arbeitsmarkt und einige begreifen gar nicht, welche Chancen sich ihnen durch die Weiterbildungsmaßnahmen bieten“ Torsten Viehweg: Die Mitarbeiter bleiben während der Weiterbildung unsere Angestellten. Günter Rose muss es wissen, der 50-Jährige Zeitarbeitnehmer durchläuft zurzeit im Rahmen der „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen“ (WeGebAU) eine Ausbildung in der Schweißtechnischen Lehranstalt in Barleben. Damit hat ihn „sein“ Unternehmen, die Jägers GmbH in Schönebeck, vor der sicheren Arbeitslosigkeit bewahrt. Und nicht nur ihn: „Wir haben insgesamt 15 Mitarbeiter, die jetzt unter anderem Lehrgänge in den verschiedenen Bereichen Schweißen und CNC-Zerspanungstechniken zusätzlich zu ihrem konventionellen Wissen zu hochqualifizierten Fachkräften weitergebildet werden“, erläutert Sigrid Kirst. Die Personaldisponentin hat sich federführend um die WeGebAU-Realisierung vor Ort gekümmert. „Die Bundesagentur für Arbeit kam auf uns zu und bot uns diese Maßnahme in Reaktion auf die ersten Auftragsrückgänge im vergangenen November an“, erinnert sie sich. Die Umsetzung sei sehr schnell und vor allem unkompliziert vonstatten gegangen. „Wir erkundigten uns zunächst bei Konjunkturpaket II der Mitarbeiterschaft, welche Defizite existieren, dann wurden Kostenvoranschläge von den Bildungsträgern eingeholt, und schließlich gab uns die Agentur für Arbeit die Bildungsgutscheine für die Mitarbeiter aus“, zeichnet Sigrid Kirst das Procedere nach. Die Lehrgänge dauern – je nach Fach und Umfang des Lernstoffs – zwischen zweieinhalb und sechs Monaten. „Während der Vollzeitmaßnahme“, ergänzt Jägers-Personaldisponent Torsten Viehweg, „bleiben die Mitarbeiter Angestellte der Firma Jägers und werden von uns dafür freigestellt“. Die BA übernehme dabei komplett die Lehrgangsgebühren und einen großen Teil der Lohnkosten zuzüglich den Arbeitgeberanteil an Sozialabgaben, verweist er auf die ersten Auswirkungen des Konjunkturpaketes II. „Und“, freut sich Sigrid Kirst für die Mitarbeiter, „wir zahlen die außertariflichen Zulagen weiter“. Aus gutem Grund – das Unternehmen möchte seine Spezialisten nicht verlieren, „denn sie sind heiß begehrt“, hat die Personaldisponentin registriert. Günter Rose freut sich in erster Linie darüber, nicht auf der Straße zu stehen. Insgesamt sechs Monate dauert sein Lehrgang, und am Ende hat er gleich mehrere Prüfungen zu absolvieren, bevor er die zertifizierten Schweißzeugnisse in Händen halten kann. „Das ist sehr gut für den Arbeitsmarkt, denn qualifizierte Schweißer werden nach wie vor gebraucht“, weiß er aus Erfahrung. Die Ausbildung in Barleben sei sehr hochwertig, „und je mehr Schweißverfahren jemand beherrscht, desto begehrter ist er auch auf dem Arbeitsmarkt“. Er verspreche sich auf jeden Fall gute Chancen durch die Weiterbildung: „Ich sehe wieder Licht am Ende des Tunnels, das sind echte Perspektiven“, ist Rose optimistisch. Torsten Viehweg bestätigt: „Unsere Kunden suchen in erster Linie Mitarbeiter mit Berufserfahrung und Fachkenntnissen. Durch die Weiterbildung bieten sich aber auch Chancen für Neueinsteiger in den Beruf“. Er habe zudem schon häufiger festgestellt, dass Zeitarbeitnehmer nicht nur wesentlich flexibler, sondern auch oft vielschichtiger und damit besser ausgebildet sind als jemand, der bis zur Rente in seiner Firma sitze. Daher sei es auch nicht verwunderlich, dass Zeitarbeitsnehmer von den Kundenfirmen häufig abgeworben werden – die Quote liege noch immer bei gut 30 Prozent. Kein Wunder, wenn man einmal die Motivation hinterfragt: „Die Praxis ist jeden Tag eine Prüfung und ich kann täglich beweisen, was ich gelernt habe. Und wenn die Chemie mal nicht stimmt, bemüht sich mein Disponent, dass ich baldmöglichst wechseln kann – ich will meine Arbeit ja immer ordentlich erledigen“, betont Rose. Außerdem sehe er die Tätigkeit in vielen verschiedenen Arbeitsstätten als zusätzliche Chance, sich direkt in der Praxis weiterzubilden. Den Wandel in der Zeitarbeitsbranche hin zu ebenso flexibler wie auch qualifizierter Arbeit hat Sigrid Kirst ebenfalls beobachtet: „Die Zeitarbeit hat sich, wie die Industrie auch, vollkommen gewandelt. Es werden immer mehr Fachkräfte auf höchstem Niveau nachgefragt“. Und deshalb ist Günter Rose auch ganz gelassen: „irgendwie geht es immer weiter, da bin ich ganz optimistisch“, richtet er den Blick nach vorn. Mit dem Wirksamwerden des Konjunkturpaketes II werden auch für die Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen die Voraussetzungen gelockert: Die Maßnahme beschränkt sich mit Wirksamkeit seit 1. Februar nicht mehr nur auf von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Arbeitnehmer ohne Berufsabschluss und ältere Arbeitnehmer, sondern wird nun auf alle Arbeitnehmer erweitert, deren Berufsausbildung und letzte Weiterbildung schon längere Zeit (vier Jahre) zurückliegt. Die Sozialversicherungsbeiträge werden während der Qualifizierung voll erstattet. Sie erfolgt jeweils für den gesamten Kalendermonat, in dem der Arbeitnehmer an der Qualifizierung teilnimmt. Die Qualifizierung muss dabei mindestens 50 Prozent der ausgefallenen Arbeitszeit umfassen. Nicht berücksichtigt werden Maßnahmen, zu denen der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet ist, wie beispielsweise Schulungen zum Arbeitsschutz. Auch Qualifizierungen, die überwiegend im Interesse des Unternehmens liegen – Schulung zur Einführung einer neuen Produktreihe – bleiben unberücksichtigt. Sigrid Kirst erläutert Günter Rose die Voraussetzungen für eine Weiterbildungsmaßnahme. 10 11

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